Von Liebe und Trennung – „Die letzten Fünf Jahre“ in Oberursel

Wie vielschichtig der Verlauf einer Beziehung ist und wie viele Facetten eine Trennung hat, zeigt das Musical “Die letzten fünf Jahre” von Jason Robert Brown ganz eindrücklich. Das Theater Randzone hat sich dem Stoff nun angenommen und es in Oberursel zur Aufführung gebracht. Wir waren bei der Premiere – was wir davon halten lest ihr hier.

Zunächst einmal muss man erwähnen, dass das Musical auf der “Kunstbühne Portstraße” in Oberursel aufgeführt wurde. Das Haus bietet neben einer kleinen Bühne gerade einmal Platz für Fünf oder Sechs Stuhlreihen, was es für dieses lauschige Kammermusical jedoch als hervorragenden Aufführungsort prädestiniert. So ist man – egal von welchem Platz – stets nah am Geschehen und auch die Bühne ist keine undurchdringbare Mauer, denn die Darsteller wagen sich immer mal wieder in den Zuschauerraum hinein. So wird quasi der gesamte Raum zur Bühne.

In dem Musical aus der Feder von Jason Robert Brown (Musik und Liedtexte) geht es um die Beziehung von Cathy und Jamie von ihrem Anfang bis zu ihrem Ende nach fünf Jahren. Die Handlung wird dabei lediglich durch Vierzehn Lieder wiedergegeben und es gibt kaum gesprochene Dialoge dazwischen. Während Jamie den Verlauf der Geschichte chronologisch von Anfang bis zur Trennung wiedergibt, erzählt Cathy die Geschichte von der Trennung bis hin zum ersten Aufeinandertreffen. Die Hochzeit bildet hier eine Ausnahme, denn hier treffen sich nicht nur beide Erzählungen, sondern es kommt zu einem rührenden Duett zwischen Cathy und Jamie.

Anjuschka Uher, die das Stück in ihrer Rolle als Cathy eröffnet, überzeugt durch eine abwechslungsreiche Mimik und Gestik und vor allem durch eine hervorragende Gesangsstimme. Ihre Wandlung von der Traurigkeit einer verlassenen Cathy bis hin zur hellen Stimmung des ersten Treffens ist nachvollziehbar und glaubwürdig. Sie legt in ihre Rolle eine enorme Energie und versprüht ihr ausgezeichnetes komödiantisches Talent, schafft es aber auch das Publikum von ihrer nachdenklichen und melancholischen Seite zu Beginn des Stückes zu überzeugen.

Florian Hinxlage, der zuletzt im Musical “Mozart Superstar” die Hauptrolle spielte, überzeugt ebenso durch eine angenehme Stimme und auch seine Wandlung von der anfänglichen Euphorie hinüber zur Verzweiflung und dem Entschluss sich von Cathy trennen zu wollen, in der Rolle des Schriftstellers Jamie. Wie seine Kollegin versprüht auch er eine mitreißende Energie und hat keinerlei Berührungsängste mit dem Publikum.

Das Bühnenbild ist sehr schlicht und zweckmäßig gehalten. Jede Hauptrolle verfügt über einen eigenen Koffer und eine rollbare Box, die zentral auf der Bühne steht. Die Bühne wird flankiert von den einzigen beiden Musikern, die dieses Stück benötigt. Links positioniert sich die Cellistin Aki Kitajima, rechts der Pianist Marco Ramaglia. Beide spielten an diesem Abend überzeugend und meisterhaft ihre Instrumente und harmonierten hervorragend mit dem Gesang der Darsteller.

Effektvolles Lichtdesign unterstreicht die  herrschende Stimmung und taucht die Bühne selten gänzlich in Licht. Es wirkt eher so, als wäre nur gerade jener fokussiert, auf dem auch gerade das Augenmerk der Handlung liegt. Faszinierend ist hier außerdem die Regiearbeit von Petra Ehrenberg. Während Anjuschka Uher in ihrer Rolle als Cathy stets in Rottöne gehüllt war, dominierte bei Florian Hinxlage die Farbe Blau. Lediglich bei der Hochzeit trägt Cathy ein blaues Hochzeitsstrickjäckchen und Jamie eine rote Anzugjacke. Diese Farben übertrugen sich außerdem auf die Musiker. Aki Kitajima trägt ein rotes Kleid und Marco Ramaglia ein hellblaues Hemd. Das Ganze reicht sogar bis zu den Requisiten, mit denen sich beide umgaben. So tippt Jamie seinen Roman auf einem blauen Laptop und Cathy mailt von einem roten Laptop und telefoniert mit einem roten Smartphone.

Am Ende bleibt nur noch zu sagen, dass eine Beziehung trotz der Einfachheit der Inszenierung kaum tiefgründiger dargestellt werden könnte. Das Premierenpublikum honorierte die Leistung der Beteiligten mit Standing Ovations.

Weitere Aufführungen finden am 17.06., am 24.06. sowie am 30.06. in Oberursel statt.

Tickets und Infos sind hier zu finden