Patrick Stanke im Interview über Zeppelin, Füssen und die spannende Zusammenarbeit mit Ralph Siegel…

Patrick Stanke
(c) Iris Hamann

Im Herbst 2021 durfte Zeppelin – Das Musical von Ralph Siegel im Festspielhaus Füssen endlich große Premiere feiern. Einen Teil der Rolle des Ferdinand Zeppelin, nämlich die, des bereits gereiften Mannes, übernahm kein geringerer als Musicalstar Patrick Stanke, der bereits in weiteren Produktionen in Füssen, unter anderem auch bei „Ludwig²“ als Schattenmann zu sehen war. Wir haben mit Ihm über seine Rolle, das Festspielhaus und die Zusammenarbeit mit Ralph Siegel gesprochen.

MaybeMusical (MM). Wie kann man sich die Zusammenarbeit mit Ralph Siegel vorstellen?

Patrick Stanke (PS). Die Zusammenarbeit ist super. Man merkt, dass er einer ist, der für sein Werk brennt, komplett brennt. Es war immer Ralphs Traum, so ein Stück zu schreiben… dass ihm etwas sehr Großes gelungen ist, kann ich genau so bestätigen und sogar noch ein bisschen mehr.

MM: Hat Ralph Siegel bei seinem Stück auch Regie geführt?

PS: Die Regie lag in den Händen von Benjamin Sahler, aber es geschah nichts ohne vorherigen Absprache mit Ralph.

MM: Siegel hat also genau gesagt wie er es haben möchte und seine Wünsche quasi an Benjamin Sahler deligiert?

PS: Ja, genau. Er hat genaue Vorstellungen wie was auszusehen hat im Stück. Er weiß und kennt alles über dieses Stück. Es gibt keine Zeile, die ihm nicht bekannt ist.

Davon kann man tatsächlich üblicherweise nicht immer ausgehen. An einem Stück schreiben ja immer mehrere Leute. Es gibt einen Buchautor, einen musikalischen Supervisor und mindestens einen Komponisten. Jeder schreibt so ein bisschen und jeder ändert auch mal was. In diesem Fall kennt Ralph aber dennoch jeden Satz, jedes Wort und er brennt auch für jedes Wort.

Es kann passieren, dass er während der Proben plötzlich aufspringt und ruft: „STOP! Das gehört nicht so, das ist so…“ Im ersten Moment denkst Du Dir so: „Ist der verrückt?“ Nein, er ist ganz und gar nicht verrückt. Er ist einfach nur ein Perfektionist. Er weiß was er will und genau das will er umgesetzt haben… exakt! …und das macht er bis auf die letzte Haarspitze. Das ist wirklich unfassbar.

Patrick Stanke u. Stefanie Gröning
(c) Iris Hamann

MM: Das stelle ich mir spannend vor, weil er ja eigentlich aus einem ganz anderen Genre kommt. An einer Stelle zum Beispiel konnte man glauben etwas von Udo Jürgens durchklingen zu hören…

PS: …aber das ist irgendwie überall so, irgendwann merkst Du, dass das Leben eben nur aus 12 Tönen besteht und dann wiederholt sich auch mal was. Es kommt einem sicher auch mal etwas bekannt vor, doch so gewollt ist das an dieser Stelle sicherlich nicht.

MM: Ist das Arbeiten mit solchen Perfektionisten einfacher als mit anderen Regisseuren?

Es ist natürlich einfacher wenn man machen kann was man will, aber, wenn du jemanden hast der weiß was er will und das von Dir verlangt, dann ist das eine ganz andere Herausforderung. Es ist wirklich eine Arbeit, die bis ins kleinste Detail geht. Wir haben bei ihm im Studio jede einzelne Note ausgearbeitet. Insgesamt ist ein anderes Arbeiten. Eigentlich finden die musikalischen Arbeiten an einer Probebühne am Klavier statt, wo jemand vorspielt, wie es später sein soll. Wir hingegen waren dafür in Siegels eigenem Tonstudio. Ralph jedoch ist Produzent, er ist Musikproduzent, der genauso mit all den großen Stars gearbeitet hat. Peter Alexander, und wie sie alle heißen. Alle waren bei ihm im Studio. Er weiß ganz genau was und wie er es hören will und wenn da einer nur eine Sekunde nicht weiß was er macht, eine Sekunde eine andere Idee hat, fällt ihm das sofort auf. Selbst wenn du das gleiche singst was er singt, hört er auch was Du fühlst. Das ist unfassbar, aber das genau ist es, was ihn ausmacht.

MM: Du würdest definitiv noch einmal mit ihm arbeiten?

PS: Na klar, es ist eine Ehre mit jemandem zusammen zu arbeiten, der mehr als 800 Mio Schallplatten und CD’s verkauft hat. Man muss sich nur mal überlegen, über welche Erfahrung er verfügt und was er im Leben bisher alles schon gemacht hat. Natürlich hat es mich auch total gefreut, dass er mich gefragt hat. Ich habe mich nicht für die Rolle beworben. Eines Tages rief Ralph mich an, ich saß gerade bei der Audition für „Lady Bess“ in St. Gallen. „Hier ist Ralph Siegel“ „Ja, kenn ich aus dem Fernsehen“… ich hab es erst gar nicht glauben wollen… aber die Chemie stimmte auf Anhieb.

Patrick Stanke u. Sigmar Solbach
(c) Iris Hamann

MM: Es hat Dich nun erstmal aus Wuppertal ins Allgäu verschlagen. Wie gefällt Dir denn Füssen und das Festspielhaus?

PS: Ich bin super gerne hier. Ich liebe dieses Haus auch der Ort ist wunderschön, aber es ist so krass gerade… ich habe meine Frau heute zum ersten Mal seit Wochen wiedergesehen. Meine Kinder sehe ich jeden Morgen per Skype. Das ist zwar besser als gar nicht, aber auch nicht so schön auf Dauer. Bei allem Schönen, ich bin halt nicht so gern allein hier.

MM: Kommen wir noch einmal zurück auf das Stück. Hast Du eine Lieblingszene?

PS: Ja! Meinen Tod. Dieses Lied: „Ich hab gelebt“, ist der Hammer. Auch die Szene davor. Ich liebe alle Szenen mit Sigmar Solbach, dem Arzt den die Frauen vertrauen (lacht).

Er ist ein so begnadeter Schauspieler, der die Szenen durch sein Spiel so bereichert. Er hat zwar keine Gesangsparts, aber die braucht er auch nicht. Vielleicht würde das das Schauspiel an der Stelle sogar eher stören.

MM: Füssen und eigentlich beinahe das ganze Allgäu ist ja Ludwigs Welt. Findest Du, dass Zeppelin trotzdem hierher passt?

PS: Ja! Absolut! Oder anders gesagt, eigentlich muss es hier gar nicht „hierher passen“. Ich empfinde es gar nicht so, dass es hier Ludwig Welt ist. Es spielt zwar hier, das Festspielhaus ist gebaut für Ludwig, aber ich finde die Idee super, dass es auch etwas anders gibt. Stellen wir uns vor hier würde die nächsten 30 Jahre nur Ludwig laufen… wahrscheinlich wäre das auf Dauer irgendwann doch öde.

Ich finde es toll, dass die Leute hier neue Sachen reinbringen, dass sie Initiative zeigen und schon seit Jahren auch ein Tourneetheater sind. Hier werden ja viele Gastspiele gegeben und vor allem auch Eigenproduktionen wie „Die Päpstin“ auf die Beine gestellt. Zudem kommen dann Stücke wie „Die Schöne und das Biest“ bei dem ich übrigens in die Rolle des Biests schlüpfe.

Sigmar Solbach u. Patrick Stanke
(c) Iris Hamann

…und dann ist hier Zeppelin! Dass man so einen Geist besitzt und den Mut hat, dieses Riesenprojekt hierher zu bringen. Eigentlich ist das finanziell richtig, richtig schwierig. Das Problem ist ja, dass man um eine so riesige Bühne in einem so großen Haus zu füllen, nicht mit einem kleinen Projekt kommen kann. Dieses Haus ist dafür gemacht, große Sachen vorzuhaben und dann auch umzusetzen. Dazu braucht man in erster Linie jemand finanzstarken dahinter, der all das stemmen kann und vor allem auch will. Das alles hat Ralph Siegel allein gemacht; er ist der Produzent. Mit allen Höhen und Tiefen. Er hat 5 Jahre an diesem Stück geschrieben, welches aus den bekannten Gründen schon zwei Mal verschoben wurde. Das kostet schon ein Vermögen. Die Kosten bleiben ja, egal ob die Theater offen oder geschlossen sind. Weitere Probleme sind in diesem Fall auch noch, dass Theater wegfallen, dann steigen Leute aus… Dann muss wieder umbesetzt werden. Die Hauptrolle zum Beispiel war zuerst für jemand anderen vorgesehen und dann wieder ein anderer und nochmal ein anderer… Das ist diesem ganzen Umstand geschuldet, dass einfach soviel Zeit ins Land ging und das Leben von vielen Leuten einfach weitergeht. Und deswegen finde ich es passt super hierein, weil dieses Haus die Größe bietet.

An einem Tag war der Chef vom Deutschen Theater in München hier und wollte Zeppelin dorthin holen, aber da passt das Theater eher in den Zeppelin anstatt umgekehrt. Das Bühnenbild hier ist ja einfach mega, das kann man nicht einfach eins zu eins in ein anderes Theater bauen.

Sigmar Solbach, Patrick Stanke, Stefanie Gröning
(c) Iris Hamann

MM: Ein Problem finde ich, ist allerdings manchmal das Licht auf der Bühne nicht nur bei Zeppelin, sondern auch bei anderen Stücken. Es ist insgesamt oft dunkel oder die Spots treffen die Darsteller später oder auch gar nicht. Kannst Du Dir erklären woran das liegen könnte?

PS: Der Benjamin Sahler, der Regisseur, ist hier nicht nur der Regisseur, sonder auch der Theaterleiter, er macht eigentlich alles. Außerdem ist er auch noch Ansprechpartner für Ralph. Alles was passiert geht über Ralph und Benjamin. Das Licht, welches bei der Generalprobe gezeigt wurde, war 3 Tage alt. Normalerweise, wenn ich zum Beispiel etwas produziere oder Regie führe, brauche ich locker eine komplette Woche, damit wenigstens einigemaßen das Licht steht.

Es ist aber auch so ein bisschen der Stil des Theaters hier. Es ist nicht so, dass jeder machen kann was er will, aber hier wird sehr viel auf die Bedürfnisse des Schauspielers eingegangen. Benjamin Sahler ist ein sehr offener, zuhörender Regisseur. Er sagt: „…dann mach doch mal. Zeig doch mal wie du es machen würdest.“ Das gibt es selten. So ist es dann eben auch, wenn ein Darsteller mal nicht auf der richtigen Position steht. Das liegt dann nicht unbedingt am Licht, sondern weil er gerade anders fühlt. Für uns Darsteller ein Riesenpluspunkt, den man hier ausleben kann.

Patrick Stanke
(c) Iris Hamann

MM: Bis Du eigentlich schon mal mit einem Zeppelin gefahren oder heißt es geflogen?

PS: Nein, bisher nicht. Aber ob es gefahren, wie beim Ballon oder geflogen heißt, wäre spannend herauszufinden…

MM: Dann wünschen wir allen Beteiligten, dass das Stück lange und erfolgreich laufen wird und weiterhin eine schöne Zeit hier und danken Dir für das spannende und erheiternde Gespräch.

 

Wer sich nun selbst von dieser großartigen Produktion ein Bild machen möchte, hat dazu jetzt noch Gelegenheit, bis das Stück wieder in eine kleine Pause geht.

Vom 15.07. – 24.07.2022 übernimmt Patrick Stanke wieder die Rolle des Grafen Ferdinand Zeppelin im Füssener Festspielhaus.

Tickets gibt es unter: https://das-festspielhaus.de/programm#programme