Zwischen Kunst und Wahnsinn – LoveMusik an der MuKo Leipzig

Fernab von Musical-Mainstream inszeniert die Musikalische Komödie das prämierte Broadwaymusical „LoveMusik“. Genau genommen ein zwei-Personen-Stück und eine Gratwanderung zwischen Liebe und Musik, zwischen Kunst und Wahnsinn. Eine ambitionierte deutsche Erstaufführung der besonderen Art.


Im Berlin der 20er Jahre begegnen sich der schüchterne jüdische Komponist Kurt Weill und das frivole Hausmädchen Lotte Lenya in Grünheide. Von einander fasziniert, kommen sie sich sofort näher. Wenig später zieht sie mit drei Kakteen bei ihm ein. Sie heiraten und sind die nächsten 25 Jahre, trotz aller Widrigkeiten, vor allen Dingen musikalisch stets miteinander verbunden.

Während Weill die Gedichte Bertolt Brechts vertonen will, träumt Lenya von der großen Karriere als Sängerin. Gemeinsam feiern sie schließlich ihren Durchbruch mit den Erfolgen „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ und der „Dreigroschenoper“, an der Seite von Bertolt Brecht. Während die Karriere der beiden an Fahrt aufnimmt, vernachlässigen sie einander jedoch immer mehr. Als die Bedrohung durch den Nationalsozialismus größer wird, flieht Weill nach Paris und lässt Lenya in Berlin zurück. Diese unterhält eine Affäre mit ihrem Schauspielkollegen Otto Pasetti, der sich wenig später mit ihrem gesamten Geld aus dem Staub macht. Von den Nationalsozialisten bedroht flüchtet sie sich schließlich zu Weill nach Paris, wo beide wieder zueinander finden.

Gemeinsam beschließen sie, in die USA auszuwandern, um einen Neuanfang zu wagen. Im Exil angekommen, finden sie sich nur schwer in der neuen Heimat zurecht, aber heiraten wenig später ein zweites Mal, um die amerikanische Staatsbürgerschaft zu erlangen. Weill kann schon bald einige Erfolge am Broadway feiern, während Lenya sich in der Rolle der Hausfrau zunehmend unwohler zu fühlen beginnt. Während Weills Stern weiter steigt und er schließlich immer mehr Zeit in LA verbringt, versucht Lenya ihr Glück als Sängerin in einer Bar, mit mäßigem Erfolg.

Ebenfalls vom Glück verlassen, besucht Brecht die Weills in New York. Er möchte an alte Erfolge anknüpfen und sucht Kurt Weills Unterstützung, um die „Dreigroschenoper“ an den Broadway zu bringen. Dieser glaubt aber zu dieser Zeit nicht an den Erfolg des Vorhabens und lehnt ab, um andere Projekte unterhalten zu können. Kurz darauf floppt eine von Weills Operetten mit Lenya in der Hauptrolle am Broadway, die eigens für sie geschrieben wurde, woraufhin sie ihre Bühnenkarriere aufgibt. Auch ihre Ehe wird zunehmend schwieriger, bis Kurt ihr schließlich eine langjährige Affäre in LA gesteht. Wenig später stirbt er in New York an einem Herzinfarkt. Lenya ist am Boden zerstört und findet Halt bei ihrem Manager, der sie später ermutigt, erneut die „Seeräuber-Jenny“ in der „Dreigroschenoper“ zu spielen. Die Rolle, die sie mit Weill bis in alle Ewigkeit verbindet.

Hans-Georg Pachmann passt optisch perfekt in die Rolle des Kurt Weill. Besonders seine angenehm warme Stimme und der Wandel vom schüchternen Komponisten zum weltgewandten Lebemann bleiben nachhaltig in Erinnerung. Cusch Jung, der LoveMusik inszenierte und die Choreographien erarbeitete, steht gleichzeitig als Bertolt Brecht auf der Bühne. Er spielt das arrogante und geniale Universalgenie Bertolt Brecht mit großer Hingabe und begeistert damit das gesamte Publikum. Star des Abends bleibt aber eindeutig Anna Preckeler, die die wankelmütige und talentierte Lotte Lenya mit ihrem großartigen Schauspiel- und Gesangstalent auf der Bühne zu neuem Leben erweckte. Besonders hervorzugeben ist dabei der fulminanten Abschluss des Stückes „Die Seeräuber-Jenny“, die Preckeler mit so großer Hingabe zum Besten gibt, dass ihr das Publikum dies mit anhaltendem Applaus dankt.

LoveMusik ist anders, aber positiv anders. Wer ein Musical der besonderen Art sucht und trotzdem mitsummen möchte, der ist bei dieser Produktion genau richtig aufgehoben. Das Stück ist noch bis zum 24. Juni 2017 in der Musikalischen Komödie Leipzig zu sehen.

 

– Julia Wagner und Matthias Neumann