„Ich bin ein Showpferd… und ich mag das! – Andreas Bieber im Gespräch Teil 2

Andreas Bieber
(c) Iris Hamann

Meist wirkt Andreas Bieber auf der Bühne gut gelaunt und entspannt, dabei gibt es natürlich auch bei ihm Zeiten, wo ihm nicht zum Scherzen zumute ist. Grundsätzlich sei er schon ein positiv eingestellter Mensch „Das ist sicher mein Wesen, aber die Leute vergessen immer, dass ich selbstverständlich auch ein Mensch bin, der nicht immer nur gut drauf sein kann“, stellt er klar.

„Ich gehe mit dem Leben generell positiv um. Trotzdem gibt es auch bei mir Zeiten, wo ich an etwas zu knabbern habe. Das wird dann gerne schon mal verwechselt und gleich meinen die Leute ich wäre unfreundlich. Dabei bin ich der letzte der sagt: mach ich nicht! Die Kollegen, die sich das „trauen“ bewundere ich manchmal. Wenn ich nach einer Show einmal sage, dass ich weg muss, verstehen es viele der Fans trotzdem nicht. Es gibt immer mal einen Grund weshalb jemand einmal keine Zeit hat. Dann kommen die Stimmen, die sagen: Ja, schon, aber er hätte ja trotzdem… Nein! Manchmal dann eben nicht.“ Dabei wird er energisch. „Anders wiederum liegt es nicht immer, gerade bei den Autogrammstunden, in unserer Hand. Dort wird meist von anderer Seite entschieden, ob es eine gibt oder nicht. Schwierig wird es auch für uns, wenn wir von einer ausgehen, den Fans vorher dies signalisiert haben und sie dann doch nicht stattfindet. Das ist eben nicht immer so einfach.“

In der Branche in der Andreas Bieber arbeitet, erleichtert eine positive Grundeinstellung zum Leben sicher einiges, sich selbst Eigenschaften zuzuschreiben ist dennoch nicht so ganz einfach. „Humor, spielt eine große Rolle, damit bekommt man leichter eine andere Sichtweise und das führt zu mehr Witz im Leben, den ich sehr wichtig finde“, kommt relativ spontan von seiner Seite „auch bin ich sehr sensibel gegenüber anderen, aber auch gegenüber mir selbst. Ich bekomme immer den Gedanken hinter dem Wort mit“ fährt er fort „und spontan bin ich. Meine Freunde wissen das. Frag‘ mich nicht nach einem Kaffee in zwei Wochen, frag mich jetzt. In zwei Wochen plane ich es ein und wenn was dazwischen kommt, muss ich es wieder absagen. Das mag ich nicht. Dann lieber sofort.“

Auf seine Beschäftigungen während seiner knapp bemessenen Freizeit angesprochen, erläutert er, dass sein „aktuelles Hobby“ alles andere als ein solches ist. „Seit etwas über drei Jahren lasse ich eine Dachwohnung ausbauen. Das gestaltet sich allerdings als Drama, als Horrorfilm, den keiner erleben möchte. Mit allem was man sich denken kann, mit Betrug und Mafia inklusive. Allerdings kommt das Ganze jetzt tatsächlich zu einem Ende. Auf den letzten Metern geht es zwar wieder ganz zäh und mühsam – ich wohne im Moment noch im Hotel – aber ich nähere mich dem Ziel.
Ansonsten reise ich gern. Im letzten Jahr konnte ich mir den Luxus erlauben, sogar viermal wegzufahren. Zwar immer nur für eine Woche und auch das spontan manchmal, weil buchen ja nicht lange im Voraus geht. Ich treffe mich auch gern mit Freunden. Ich bin da auch eher ein ruhiger Mensch. Ich mag keine großen Partys, sondern eher ein Essen im kleinen Kreis, so das man sich auch noch unterhalten kann.“

Eigentlich sollte man glauben, dass er allein aus beruflichen Gründen viel reist, aber das ist etwas anderes. Auf Tour ist meist kaum Zeit, um sich überhaupt die Städte anzusehen. Als ich vor einigen Jahren eine längere Zeit mit einer Musicaltour unterwegs war, die meist von November bis Februar dauerte, war das anders, erzählt er. „Da waren wir immer so 5 Tage in einem Hotel und konnten sternförmig die Gegend abfahren. Das gefiel mir. Jetzt kommen wir meistens an, proben, spielen das Konzert, sind am nächsten Morgen wieder weg. Da sieht man nicht viel von der Umgebung.“

Da muss man auf die eventuellen Schönheiten der Gegenden in denen man Konzerte gibt, leider verzichten. Aber wer möchte schon gerne auf etwas verzichten? Wenn man nur die Wahl hat drei Dinge zu nennen, muss man schon etwas überlegen. „Meine Familie natürlich“, kommt ohne große Überlegung von Andreas, „Theater, weil ja nach ’nicht verzichten möchte‘ und nicht nach ‚könnte‘ gefragt wurde. Etwas länger braucht er um die letzte Antwort zu finden… „und Lachen. Es gibt so viele Leute, denen man ins Gesicht schaut und denkt, dass dieser Mensch nicht oft lacht.“

Im Gegenzug sofort verzichten könnte er auf jegliche Form von Networking. „Ich betreue meine Internetseite. In dem Rahmen macht es mir auch Spaß, aber mehr muss es nicht sein.“ Auch das kommt zügig „genauso wie diese zur Zeit stattfindenden politischen Diskussionen. Alle zerfleischen sich gegenseitig und keiner kommt aus dem Pott. Die wichtigen Themen werden gar nicht angesprochen“ echauffiert er sich sicherlich nicht zu Unrecht. „Das, was aber ohne Wenn und Aber verzichtbar wäre ist der Egowahnsinn.“ Sogleich schiebt er die Erklärung dazu hinterher „Jeder versucht nur seine Schäfchen ins Trockne zu bringen. Die Probleme, die ich im Moment in der Welt sehe sind jedoch andere. Es wird keinem etwas bringen wenn jeder versucht nur seinen Arsch zu retten. Es wird so nicht funktionieren. Dazu könnte man noch viel mehr sagen, weil es einfach große Themen sind.“

Oft ist es so, dass man mit den Dingen, mit denen man beruflich zu tun hat, nicht auch noch seine Freizeit verbringen möchte, bei Musikern ist es oft anders. Da liegt es nahe einmal nachzufragen welche Musik, wenn überhaupt privat gehört wird, so in der ersten Reihe steht. Andreas ist dort offen für alles. „ Ich höre zu Hause viel Radio. Da bin ich gleich so ein bisschen informiert. Im Auto spielt eigentlich nie Musik. Ich bin durch meinen Beruf viel mit Lärm und Lautstärke konfrontiert. Da bin ich froh wenn es einmal ruhig ist.“

Andreas Bieber – Ebertbad Oberhausen (c) Iris Hamann

Gar nicht leise – und das ist auch gut so – ist „Milestones Project“ bei dem er zusammen mit den Kollegen Jan Ammann, Volkan Baydar und Mark Seibert die Hallen zum kochen brachte. Diese Konzertreihe ging jedoch bewusst weg vom Musical und schlug gern auch einmal rockigere Töne an. Vier doch sehr unterschiedliche Männerstimmen, die man, ohne Zweifel mit Erfolg, versucht hat unter einen Hut zu bringen, kann man als absolut gelungenes Experiment verbuchen. „Ich wusste sofort, dass mich die Musik interessiert und ich probiere gerne alles aus“ begeistert er sich im Gespräch „Bekannte Songs, mit den Arrangements, dass sie von vieren gesungen werden konnten… die ganze Bandbreite. Das war ein musikalischer Hochgenuss für mich. Meine musikalische Seele war da 100 Prozent befriedigt.“ Das Publikum scheint es ähnlich gesehen zu haben, denn die meisten der Konzerte waren bis auf den letzten Platz ausverkauft. Ein Grund mehr in 2020, wie schon einmal angedeutet, mit diesem Konzept und dem bewährten Team weiterzumachen. „Es ist wahnsinnig viel Aufwand die Songs alle zu lernen, dadurch, dass man üblicherweise nichts davon im Repertoire hat. Alles neu. Dann singt man einmal die erste, mal die zweite Stimme, dann den Satz, den nächsten aber nicht. Ich habe sechs Wochen gebüffelt, während ich „Ich war noch niemals in New York“ gespielt habe. Mein Kollege, mit dem ich mir die Garderobe geteilt habe ist fast durchgedreht, weil ich ihn damit zugetextet habe. Aber es hat sich gelohnt, weil es letztendlich so toll ankam.“

Andreas Bieber ist aber nicht nur Teil verschiedener musikalischer Zusammenfindungen, sondern ebenfalls ein brillianter Solo-Künstler. Dies konnte er vor gar nicht allzu langer Zeit mit seiner Konzertreihe „Mein Musical und die Zeit dazwischen“ eindrucksvoll unter Beweis stellen. Dabei stand für ihn gar nicht von vornherein fest, dass es ein Musicalprogramm werden sollte. Überlegungen, ob es davon nicht schon genug gäbe, standen im Raum. Letztendlich war die Entscheidung, es genau damit zu versuchen, genau die richtige. „Ich kann Musical machen und erzähle aber auch etwas von meiner Geschichte, die ja drumherum stattfindet. Man kennt mich eben in verschiedenen Rollen, aber zwischen den Produktionen passiert ja auch privat sehr viel. Das macht den Menschen meiner Meinung nach erst zu dem Menschen, den man dann auf der Bühne sieht. Wenn man mich in einem Stück sieht und zwei Jahre später in einem anderen, dann ist dazwischen ganz viel passiert. Über diese Zeit, habe ich ein Lied gesucht was dies ausdrückt, aber nicht gefunden. Dann habe ich den Text geschrieben, morgens um fünf, eine sehr kreative Zeit“ lacht er, „das Leben lebt sich zwischen den Momenten: eine Weile in der man zurückblickt und eine andere die hoffentlich noch kommt.“

Genau auf das hoffen wir natürlich auch, auf viele schöne Theater- und Bühnenmomente mit Andreas Bieber. So wie es im Moment ausschaut, stehen die Chancen dafür auch ziemlich gut. Derzeit laufen noch die Proben für Vivid, wo wir ihn ab 27.09.2018 bis Juli 2019 bis zu sechs Mal in der Woche im Friedrichstadtpalast antreffen können. Dadurch bleibt natürlich nicht so viel Zeit für andere Dinge, aber auch die hat er noch unter bekommen. So können wir uns auf den Mitternachtsball im Oktober im Essener Colosseum genauso freuen wie auf einzelne Merci Cheri Konzerte. „Dann kommt ‚Axel an der Himmelstür‘, auch wieder ein Singspiel, ein lustiges Stück, das schon viele Preise gewonnen hat, wieder nach Wien an die Volksoper. Das war so wahnsinnig erfolgreich“ lächelt er. „Die Wiederaufnahme wird dann im März/April/Mai 2019 erfolgen. Dafür musste ich andere Sachen absagen. Was ab Herbst 2019 kommt, muss ich mal schauen. Die Option im Friedrichstadtpalast noch um ein Jahr zu verlängern habe ich auch.“

Das klingt alles nach der Abwechslung, die ihm so gefällt, Spaß und vor allem viel Arbeit. Wir jedenfalls sind gespannt auf das, was nun in Zukunft kommen wird und möchten uns herzlich für die Zeit bedanken, die uns dieser sympathischen Künstler geschenkt hat. Und hoffentlich bald in irgendeinem Theater.

Karten gibt es übrigens auch schon für’s „Weisse Rössl“ unter:

https://renaissance-tickets.themisweb.de/0426/flistemanifs.aspx?idstructure=0426

Karten für „Vivid“ unter:

https://renaissance-tickets.themisweb.de/0426/flistemanifs.aspx?idstructure=0426