Wicked im West End – The Queen is back

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Willemijn Verkaik kehrt zurück! Die Niederländerin, die bereits seit zehn Jahren als grüne Hexe Elphaba auf der Bühne steht, kehrt nach fast dreijähriger Pause zu ihrer Paraderolle ins Londonder West End zurück. Mit über 2000 gespielten Vorstellungen in vier Ländern hat die gebürtige Niederländerin wohl die meisten Vorstellungen überhaupt in der Titelrolle gespielt. Aber nicht nur wegen Willemijn Verkaik ist ein Besuch bei Wicked unbedingt zu empfehlen.

Wicked, die Geschichte der Hexen von Oz. Kaum ein Musicalfan kommt an der Geschichte von Glinda (Suzi Mathers) und Elphaba (Willemijn Verkaik), den zwei ungleichen Freundinnen, die für das Gute und für die Rettung ihres Oz kämpfen, vorbei. Das Musical eröffnet damit, dass Glinda, die gute Hexe, den Bürgern von Oz versucht begreiflich zu machen, dass Elphaba nicht das ist was sie scheint, die böse Hexe des Westens. Aber diese wollen Galinda nicht hören. Sie feiern den Untergang der bösen Hexe. Aber kannte Galinda Elphaba nicht schon lange? Man erinnert sich zurück und Galinda erzählt sie, die Geschichte von Elphabas Geburt bis zum heutigen Tag. Von der Frage warum Elphaba grün ist, bis hin zu ihrer Beziehung zu Schwester Nessarose (Sarah McNicholas), die ihre Leben im Rollstuhl verbringen muss. Galinda und Elphaba treffen sich zum ersten Mal in ihrer Zeit an der Universität Glizz, wie sie zum Leidwesen beider ein Zimmer teilen müssen. Als Schulleiterin Madame Morrible (Sue Kelvin) dann noch Elphabas Talent für die Magie erkennt und sie unter ihre Fittiche nimmt, ist Galinda erst recht stinksauer und versucht alles, um Elphaba bei den Mitschülern unbeliebt zu machen. Irgendwann wendet sich das Blatt jedoch. Galinda verliebt sich Fiyero (Oliver Savile), den sehr oberflächlich veranlagten Schwarm aller Mitschüler, und beide bilden das Traumpaar. Als dieser jedoch zusammen mit Elphaba ein Löwenjunges aus den Fängen der Soldaten von Oz rettet, bröckelt die oberflächliche Fassade. Er wendet sich von Galinda ab, die sich inzwischen Glinda nennt.

Elphaba und Glinda reisen in die Smaragdstadt, um dort auf den Zauberer von Oz (Mark Curry) zu treffen. Sie wollen ihm berichten, wie die TIERE, unteranderem auch ihr Geschichtsdozent Dr. Dillamonth (Russel Walker), festgenommen werden und ihnen das Sprechen verboten wird. Als sie jedoch herausfinden, dass der Zauberer sie nur benutzt und Elphabas mächtige Zauberkraft für sich nutzen will, verweigert Elphaba die Zusammenarbeit. Glinda, die sich erhofft ihre Beliebtheit noch zu steigern, versucht Elphaba zu überreden sich zu entschuldigen und mitzumachen, diese bricht jedoch aus und die Wege trennen sich.

Glinda, die nun vollkommen für das neue Oz steht und es repräsentiert, verlobt sich schließlich mit Fiyero. Dieser ist wenig begeistert und reißt sich von den goldenen Ketten los. Auch wenn er Hauptmann der Armee ist, bringt er es nicht über sich, Elphaba zu verhaften. Er flieht mit ihr. Denn was Glinda nicht sehen wollte: Fiyero liebt Elphaba und nicht sie. Beide werden weiterhin verfolgt und Elphaba geht in die Falle, als sie zurückkehrt, um ihre bei einem Sturm getötete Schwester zu betrauern. Fiyero wird schließlich festgenommen und Elphaba versucht, ihn mit einem Zauber zu retten. Sie erreicht jedoch bloß, dass er zur Vogelscheuche wird, genau wie bei Moq (Idriss Kargbo), dem Diener ihrer Schwester, den sie in einen Zinnmann verwandelt, und beschließt, nachdem ihre Zauber scheinbar nicht mehr gutgehen, nie wieder eine gute Tat zu vollbringen. Die Hexenjäger, unter der Leitung von Moq, sind ihr jedoch auf den Fersen und wollen sie töten. Glinda möchte ihr helfen, Elphaba lehnt dies jedoch ab und kann mit einer List entkommen. Wiedervereint mit Fiyero, blickt sie schließlich auf Oz und ihre Freundschaft mit Glinda zurück.

Willemijn Verkaik feiert in London ihre triumphale Rückkehr zu ihrer Paraderolle. Bereits als sie den ersten Schritt auf die Bühne tut, noch bevor sie einen Ton gesagt, geschweige denn gesungen hat, wird klar, dass das Publikum mit ihren Fans durchwoben ist. Sie wird von stürmischem Applaus begrüßt. Und sie wird diesen Vorschusslorbeeren durchaus gerecht. Gesanglich wie auch darstellerisch zeigt sie Können der Extraklasse und beweist, dass sie zu Recht ein erneutes Comeback in dieser Traumrolle feiert. Einziges kleines Manko in einer perfekten Darstellung mag vielleicht bleiben, dass Verkaik, vor allem im Vergleich zu Fiyero Oliver Savile und einem Großteil der restlichen Cast, die die Studenten von Glizz gibt, schon reif und weniger als die junge Elphaba wirkt. Später als „Wicked Witch of the West“ wirkt sie dafür umso reifer und authentischer. Man merkt Verkaik an, dass sie es genießt, auf die große Bühne des Apollo Victoria Theatre zurückzukehren und mit großem Spaß und Freude bei der Sache ist.

Nicht minder talentiert und engagiert ist Suzie Mathers, die Verkaiks Gegenüber, die gute Hexe Glinda, gibt. Die Australierin, die bereits in der internationalen Tourproduktion von Wicked als Glinda auf der Bühne stand, gibt hier ihr Debüt im West End. Ihre Interpretation der Rolle und auch ihre Stimmfarbe erinnern stark an Kristin Chenoweth, die die Rolle in der Uraufführung kreierte. Mathers liefert eine solide Show und bietet alle Facetten ihrer Rolle, vom blonden Naivchen bis hin zur eher nachdenklichen erwachsenen Hexe gekonnt dar.

Zwei weitere Damen feiern neben Verkaik an diesem Abend die Rückkehr auf die Wicked Bühne. Sue Kelvin als Madame Morrible und Sarah McNicholas als Nessarose machen beide klar, weshalb man sie erneut verpflichtet hat. Sie spielen beide ihre Rolle mit großer Hingabe und punkten durch ihre fabelhaften Stimmen.

Unter den Herren der Runde stechen drei besonders hervor. Allen voran Oliver Savile, der als Fiyero die Herzen der Damen auf der Bühne, wie auch im Publikum, höherschlagen lässt. Stimmlich wie auch darstellerisch scheint er wie gemacht für die Rolle des charmanten Schwerenöters. Ihm gegenüber steht Idriss Kargbo als Moq. Nicht zum ersten Mal hat man sich hier für einen dunkelhäutigen Darsteller entschieden und zeigt so, wie sinnvoll es ist, die Rollenvorstellungen aufzubrechen. Kargbo, der vorher bereits in Lion King als junger Simba und Thriller Live! als junger Michael Jackson auf der Bühne stand, bespielt alle Facetten des Munchkin mit großer Hingabe und besticht mit seiner wunderschönen Stimme. Das Trio wird komplettiert von Mark Curry, der den Zauberer von Oz gibt. Neben Erfolgen in Victor/Victoria, der Rocky Horror Show und The Woman in Black steht er bereits seit 2016 in Wicked auf der Bühne. Er spielt und singt die Rolle so anrührend herzlich, dass man fast vergisst, dass er keine allzu liebenswürdigen Motive für sein Tun hat.

Natürlich weiß auch der Rest des Ensembles zu überzeugen. Gesanglich, wie auch tänzerisch sind sie immer präsent und komplettieren damit eine großartige Show, die von darstellerischem und gesanglichem Können nur so strotzt. Bewährte Bühnentechnik, wie auch Ausstattung mit Kostümen machen den Abend zu einem Erlebnis für Auge und Ohr, das bei einer Londonreise unbedingt zu empfehlen ist.

Karten und alle weiteren Informationen zur Show gibt es HIER. Willemijn Verkaik wird nach aktuellen Informationen bis Juli als Elphaba auf der Bühne stehen. Genauere Informationen zu ihr und ihren Terminen gibt es unter anderem auf ihrer FANSITE.