Vida! Argentino – Was hat dies mit Musical zu tun? Auf den ersten Blick erst einmal nicht viel, würde man denken. Jedoch bereits als die ersten Klänge auf der recht karg, nur mit in Schals vom Schnürboden des Neusser Landestheaters hängenden, Bühne ertönen, wird schnell klar, dass das so nur bedingt der Fall ist.
Gleich wie beim Musical stand hier die Musik, das Sich-auf-der-Bühne-Bewegen und auch die Darstellung im Vordergrund. Wenn auch das Schauspiel in dieser faszinierenden Show in den Hintergrund rückt, wird dies durch Ausdruck, durch Tanz, zunächst in der Hauptsache des Argentinischen Tangos, mit großer Leichtigkeit kompensiert. Dieser Abend erzählt eine Geschichte, ein ganzes Lebensgefühl, durch Tanz ausgedrückt.
Eindrucksvoll dargestellt von der gebürtigen Düsseldorferin Nicole Nau, die schon sehr früh ihre Leidenschaft für Tanz, aber besonders eben für den Tango, entdeckte. Dies wurde noch ausgeprägter, als sie ihren heutigen Tanzpartner, und seit 2011 auch Ehemann, Luis Pereyra, auf der Bühne erleben durfte. Er, mit Preisen überhäuft, unter anderem auch den Tony Award, tanzt nicht: Er ist Tanz.
Nicole Naus und Luis Pereyras gemeinsame Show Vida! Argentino zeigt Tango auf allerhöchstem Niveau, begleitet von hochkarätigen Musikern, die mit authentischen Instrumenten, wie Bandonéon, Cajas oder Bombo leguero, die Stimmung auf den Höhepunkt treiben. Mal sind sie Musiker, mal sind sie Tänzer. Dass sie ihr Handwerk sowohl auf der einen als auch auf der anderen Seite verstehen, steht außer Frage. Durch das gekonnte Wechselspiel der Company il Sonido de mi Tierra erweckt es den Anschein, als wären gefühlt viel mehr Protagonisten auf der Bühne als es in Wirklichkeit sind.
Geschmackvoll ist auch die Auswahl der Kostüme, die helfen, die Tänzer noch mehr ins rechte Licht zu rücken. Die der Damen etwas auffälliger, die auch hier und da kräftige Farbtupfer auf die Bühne bringen – die der Herren meist klassisch, in schwarz weiß, was die Eleganz noch unterstreicht.
Nach sehr ausgeprägten Tangotänzen, sei es gezeigt durch die beiden Hauptdarsteller oder auch gemeinsam mit den drei weiteren Tanzpaaren als Formation im ersten Akt, verlagert das Bild im zweiten Akt zunächst seinen Schwerpunkt auf die Musik. Das Trommelfeuerwerk, das auf die Zuschauer niederprasselt, lässt es schwerfallen nicht zumindest mit den Füßen mitzuwippen. Glaubte man bereits im ersten Teil das höchste Maß an Tempo in Form des argentinischen Tangos gesehen zu haben, wird dies beinahe noch von dem rasand dargestellten Malambo, einer besonderen Art des Stepptanzes, bei dem auf allen Seiten der Füße gesteppt wird, übertroffen.
Den krönenden Abschluss findet die musikalische Reise nach Südamerika mit der beeindruckenden Vorführung der Boleandoras, der traditionellen Waffen aus Holz und Leder in Form von Schleuderkugeln, durch Luis Pereyra.
Die rundherum gelungene Premiere wird somit am Ende auch verdient mit Standing Ovations gefeiert und das Publikum mit Zugaben belohnt.
Weitere Tourneetermine in NRW:
03. + 04.02.17 Düsseldorf | Capitol Theater
03.03.2017 Köln | Theater am Tanzbrunnen
04.03.2017 Essen | Colosseum
22. + 23.03.2017 Bonn | Pantheon Theater
Ticktes für die Tour gibt es unter: https://www.vida.show/de/tickets/