Der Tanz der Vampire in Köln ist eröffnet!

Graf von Krolock (David Arnsperger) und Sarah (Maureen Mac Gillavry) – Totale Finsternis – Tanz der Vampire Köln

Es wird bissig in Köln. Schon seit Wochen kündigen zahlreiche Plakate rund um den Musical Dome den gräflichen Einzug an. Am vergangenen Wochenende war es dann endlich soweit. Auf ihrer Reise durch Deutschland kletterten die heißgeliebten Blutsauger nach Berlin, München, Stuttgart und Hamburg nun erstmalig in der Domstadt aus ihren Särgen. Seit nunmehr 20 Jahren treiben sie in ganz Europa und darüber hinaus ihr Unwesen und haben noch lange nichts von ihrer Faszination verloren. Die Tatsache, dass die Spielzeit sogar noch vor der Premiere in Köln um 3 Monate verlängert wurde, spricht dabei für sich. Was den Mythos aber eigentlich ausmacht, ist schwer zu sagen.

Das Kultmusical, nach der gleichnamigen Film-Parodie von Roman Polanski, ist – wie die Vampire selbst – einfach nicht tot zu kriegen. Die Geschichte lebt von den vielen Figuren, die jede für sich, eine Hauptrolle zu sein scheinen. Sei es der schrullige Professor Abronsius, der mit seinem Assistenten Alfred versucht die schöne Sarah aus den Fängen des geheimnisvollen Grafen von Krolock zu retten, oder der Wirt Chagall, der jedem weiblichen Wesen versucht den Hof zu machen… die Aufzählung könnte noch endlos fortgeführt werden. Diese Charaktere, gepaart mit fetziger Musik, die im Musical Dome von 11 Musikern zum Leben erweckt werden, sind jeder für sich schon erwähnenswert. Ein größeres Orchester wäre sicher noch erfreulicher gewesen, jedoch kann an der Stelle gesagt werden, dass es an der gesamten Akustik im Theater nichts auszusetzen gibt, so dass auch die wenigen Musiker wie ein komplettes Orchester klingen.

Ensemble – Ewigkeit – Tanz der Vampire

Interessant ist weiterhin, dass gerade die Rolle des Professors, häufig von jungen Künstlern übernommen wird. Viktor Petersen, den man eigentlich schon als „Gründungsmitglied der Tanz-der-Vampire-Tour Deutschland“ betiteln könnte, da er von Beginn an dabei ist, füllt diese Rolle mit Bravour, obwohl zwischen ihm, Viktor und dem von ihm darstellten Professor ein gewaltiger Altersunterschied besteht. Überaus gelungen schafft er das Publikum sowohl darstellerisch als auch stimmlich zu überzeugen. Nun könnte man annehmen, dass eine Rolle nach zwei Jahren Spielzeit bei immer dem gleichen Stück, mit der Zeit langweilig wird, wenn sich die Routine eingeschlichen hat. Dies sei, laut seiner Aussage, überhaupt nicht so. Gleiches erfahren wir von Tom van der Ven, der auch bereits seit dem Tour-Start 2016 in Berlin als Alfred durch Transsylvanien reist. Abwechslung bringen die verschiedenen Theater in unterschiedlichen Städten für beide in das Stück. „Für die Leute vor der Bühne ist es immer das Gleiche, aber hinter der Bühne ist es immer anders“ begründen beide dies einhellig. Auch Tom hat die Chance genutzt, sich in dieser Rolle weiterzuentwickeln. Seinen anfänglich deutlich zu bemerkenden Akzent, der seine niederländischen Wurzeln nicht verbergen konnte, ist kaum mehr zu hören.

Erst seit Hamburg dabei, ist Maureen Mac Gillavry. „Die Sarah sei schon eine Traumrolle“, gibt sie zu, „obwohl ich gar nicht damit gerechnet hätte, sie zu bekommen“, hat sie doch eher Meeres- als Theaterluft geschnuppert, da sie zuvor auf einem Kreuzfahrtschiff gesanglich tätig war. Sie steht noch ganz am Anfang ihrer Karriere und legt mit der Darstellung des jungen, unschuldigen Mädchens, die letztendlich zur Frau reift und alles andere als unschuldig bleibt, einen ersten Grundstein. Gerne hört man ihrer klangvollen Stimme zu, die jedoch im Zusammenspiel mit dem kräftigen Bariton David Arnspergers, zumindest im Augenblick noch, deutlich an ihre Grenzen stößt.

Sarah (Maureen Mac Gillavry) – Totale Finsternis – Tanz der Vampire Köln

Etwas, was die Vampire mindestens ebenso lange begleitet, ist die immerwährende und nie abreißende Diskussion um die Besetzung der Rolle des Grafen von Krolock. Keine Figur wird vor, während und nach der Aufführung so in ihre Bestandteile zerlegt wie diese. Seit vielen Jahren beschäftigen sich unzählige Foren im Netz mit dieser, offensichtlich für einige, existenziellen Frage, welcher Graf nun der „einzig wahre“ ist. Dessen sind sich auch die Darsteller bewusst, wenn sie diesen Part übernehmen.

David Arnsperger, der seine Spielzeit bereits vor ein paar Wochen im Hamburger Theater an der Elbe als Graf von Krolock begann, geht gelassen mit dieser Tatsache um. „Es wäre ja dumm mehr Schiss zu haben, als sich darüber zu freuen die Rolle bekommen zu haben, schließlich ist es eine Traumrolle – auch wenn es nicht sofort beim ersten Versuch geklappt hat“ erläutert er „die Diskussionen der Fans versuche ich nicht zu sehr zu verfolgen, einen bestmöglichen Job zu machen und keinen da draußen zu enttäuschen“.

Das wird ihm zweifellos in Köln ebenso gelingen, wie zuvor in Hamburg. Er überzeugt sogleich bei den ersten Tönen, die der Graf mit „Gott ist tot“ darbietet. Sein klangvoller, einschmeichelnder Bariton ist perfekt für diese Rolle und lässt auch die großen Zweifler schnell verstummen. Spätestens nach der „Unstillbaren Gier“ ist man als Zuschauer und vor allem Zuhörer geneigt, „Zugabe“ in den Saal zu rufen und gleichzeitig seine Ergriffenheit zu verbergen.

Graf von Krolock (David Arnsperger) – Totale Finsternis – Tanz der Vampire Köln

Mit dem Grafen von Krolock hat David Arnsperger eine weitere Charakterrolle übernommen. Vor gar nicht allzu langer Zeit war er im Oberhausener Metronom-Theater als Phantom im „Phantom der Oper“ zu sehen. Da kommt schnell die Frage nach der für ihn „besseren“ Rolle auf. „Phantom oder Krolock? Eine nicht wirklich genau zu beantwortende Frage. Ich bin froh beide gespielt zu haben und hab eine Menge mitgenommen. Da gibt kein besser oder schlechter. Das Phantom ist tiefer, zerrissener und der Graf ist edler, majestätischer. Auch er hat eine Zerrissenheit und eine Sehnsucht vor allem. Es macht großes Vergnügen diese Emotionen in die Grafenrolle mit herein zu nehmen, um zu zeigen, dass er nicht nur der kühle, beherrschte Vampir ist.“

Mit David Arnsperger hat sich ein weiterer, würdiger Graf von Krolock gefunden, der in jeder Beziehung in dieser Rolle zu überzeugen versteht und sich auch als Privatperson sehr sympathisch und humorvoll zeigt. So hat er auch eine eigene Theorie entwickelt, wo sein Sohn Herbert eigentlich herstammt und erläutert dies mit einem Schmunzeln: „Er war schon vor meiner eigenen Verwandlung mein Sohn und ich habe ihn später auch verwandelt um ihn zu mir zu holen…“ Herberts Mutter soll unter den Ewigkeitsvampiren zu finden sein, wird immer mal wieder gemutmaßt… „Ja, die 3. aus der 4. Reihe links…“

Ensemble – Ewigkeit – Tanz der Vampire

Ob man ihn bis zum Ende der Spielzeit in Köln sehen kann, ist derzeit noch nicht bekannt. Allerdings stehe zum Sommer die Wiederaufnahme des Musicals „Titanic“ in Bad Hersfeld an, wie er uns wissen ließ, und somit könne es gut sein, dass beide Stücke nicht parallel zu bewältigen seien. Wer ihn und seine wunderbaren Kolleginnen und Kollegen im Kölner Grafenschloß besuchen möchte, sollte nicht zu lange warten und sich schon jetzt Karten sichern.

Seid bereit… Es lohnt sich!