Begonnen hat die Theatersaison in Tecklenburg bereits vor ein paar Wochen, am Pfingstmontag, mit der traditionellen Pfingstgala. Mit dem 2008 am Broadway uraufgeführt Musical „Shrek“startete dann vergangenes Wochenende die offizielle Spielzeit, die noch bis zum 09. September 2017 zahlreiche fantastische Aufführungen verspricht und die mit einem weiteren Highlight, nämlich Rebecca, dann für dieses Jahr endet. Wer nun bei Shrek glaubt, es handele sich um ein Kindermusical, der wird überrascht sein, dass auch mit einem grünen Wesen aus dem Sumpf – namentlich einem Oger – einer Prinzessin, Fabelwesen und tanzenden Blumen und Bäumen, durchaus ein Stück entstehen kann, dass sicherlich nicht nur Kindern Spaß macht.
Die gut 2300 Personen fassende Zuschauertribüne war gut gebucht, jedoch nicht bis auf den letzten Platz gefüllt, was aber der allgemeinen Stimmung von Beginn an keinen Abbruch tat. Das Wetter, das bei Open Air solcher Art Veranstaltungen immer ein Unsicherheitsfaktor ist, war dem Premierenpublikum an diesem Abend wohl gesonnen und es blieb trocken.
Shrek (Tetje Mierendorf) der als 7-jähriger von seinen Eltern (Luciano Mercoli und Alexandra Hoffmann) etwas rüde aus dem Haus geworfen wird und fortan allein im Sumpf aufwächst und Prinzessin Fiona (Céline Vogt, Roberta Valentini), der etwas Ähnliches widerfährt, indem sie in einem Turm eingesperrt wird wo sie von einer Drachendame (Jennifer Kohl) bewacht wird. Um die Fabelwesen, die Lord Farquard in seinen Sumpf verbannt hat, wieder los zu werden, verspricht Shrek ihm die Prinzessin, die der Lord heiraten möchte, aus dem Turm zu befreien. Auf dem Weg dorthin wird er von einem geschwätzigen Esel begleitet, mit dem ihm am Ende mehr als nur ein gemeinsames Abenteuer, nämlich Freundschaft verbindet. Am Ende ist es dann natürlich wie im Märchen. Jeder Topf findet seinen Deckel…
Sowieso ist die Geschichte in der es natürlich hauptsächlich um Oger Shrek (Tetje Mierendorf), Prinzessin Fiona (Roberta Valentini) und Esel (Thomas Hohler) mit vielen kleinen Andeutungen gespickt, die der Aktualität angepasst sind, die einfach ins Stück passen und manchmal auch auf den zweiten Blick erst auffallen. Fühlt man sich bei Shrek’s Worten zu Esel: „Ich baue eine 3 Meter hohe Mauer um meinen Sumpf… und Du bezahlst sie…“ so ein wenig versetzt ins aktuelle Tagesgeschehen.
Sich selbst übertroffen haben sich das Team von Bühnen-, Masken- und Kostümbildnern. Mit viel Liebe zum Detail ist das Gesamtbild auf der Bühne ein Augenschmaus. Bühnenbild und Kostüme sind fein auf einander abgestimmt und der Zuschauer hat in jeder Situation etwas zum Anschauen. Allein das riesig große Ensemble in einen Wald oder eine Blumenwiese zu verwandeln ist sicherlich nur mit viel Aufwand und Fantasie zu bewältigen. Selbst wenn die große Bühne in der einen oder anderen Szene nur mit einzelnen Darstellern besetzt ist, hat man nicht das Gefühl dass sie dort verloren wirken.
Die Musik von Jeanine Tesori begleitet die oft witzigen Texte, die von Kevin Schroeder und Heiko Wohlgemuth ins Deutsche übersetzt wurden, eher als dass sie hervorsticht. Wirklichen Ohrwurmcharakter hätte allenfalls „Nur ein Wort“. Durch die schauspielerischen Qualitäten, die alle Darsteller an den Tag legen, fällt dies jedoch beinahe nicht weiter ins Gewicht. Überhaupt hat man bei der Besetzung ein glückliches Händchen bewiesen. Tetje Mierendorf als Shrek führt mit einer Lockerheit durch das Stück, dass es dem Zuschauer leicht fällt, den Abend einfach zu genießen. Nur stellenweise läuft er Gefahr, das Zepter von Esel (Thomas Hohler), aus der Hand genommen zu bekommen. Hohler, der kurzfristig für den erkrankten Dominik Hees eingesprungen ist, überzeugt sowohl stimmlich als auch schauspielerisch voll und ganz. Gleichfalls Roberta Valentini. Waren ihre letzten Rollen eher ernsterer Natur, kann sie bei Shrek ihrem komödiantischen Talent freien Lauf lassen.
Insgesamt kann man von einer mehr als gelungenen Premiere sprechen, die mit beinahe nicht endend wollendem Applaus und Standing Ovations zu Recht belohnt wurde.
Wer nun Lust bekommen hat, sich selbst zu überzeugen hat noch die Gelegenheit bis zum 27. August 2017. Tickets gibt’s direkt bei den Freilichtspielen Tecklenburg https://www.freilichtspiele-tecklenburg.de/tickets/