Reise ins alte Ägypten – Prinzessin Nofretete an der Musikalischen Komödie

Prinzessin Nofretete (c) Kirsten Nijhof

Leipzig entführt seine Gäste ins alte Ägypten, zur sagenumwobenen Prinzessin Nofretete. Bereits im Foyer der Musikalischen Komödie fühlen sich die Zuschauer wie auf dem Weg in den Urlaub. Eine große Bahnhofsuhr ist zu sehen, über dem Eingang zum Zuschauerraum prangt das Schild ‚Zur Abfahrt‘. Beim Vorzeigen der Tickets wird jedem Gast ein Umschlag mit seinen Reiseunterlagen überreicht und wenig später befindet man sich bereits auf dem Weg nach Ägypten.

Nicht nur die Bühne, auch der Zuschauerraum sind passend dekoriert. Große Säulen und Statuen vermitteln den Eindruck eines Tempels, an den Wänden prangen Banner voller Hieroglyphen. Gleich zu Beginn des Stückes kommt auch schon eine Reisegruppe durch den Saal gewuselt. Angeführt werden die neugierigen Touristen von Pollie Miller, die ihre Gäste in das Ausgrabungslager von Lord Joshua Callagan führt. Neben vielen antiken Schätzen wartet hier noch eine ganz andere Überraschung: Totty Tottenham, ihre alte Liebe . Dieser hatte Pollie seine ewige Liebe geschworen, sie aber dann verlassen, als er Callagans Tochter Claudia heiraten soll – so wünschen es sich Lord Callagan und Tante Quendolin. Claudia und Totty sind jedoch alles andere als ein Traupaar, denn schon ihre Charaktere könnten unterschiedlicher nicht sein. Noch dazu ist Claudia viel mehr an dem ersten Assistenten ihres Onkels, Dr. Hjalmar Eklind, interessiert. Bevor Lord Callagan allerdings die Verlobung von Claudia und Totty bekannt geben kann, wird die Grabkammer der ägyptischen Prinzessin Nofretete entdeckt und Claudia sieht ihre Chance. Sie bittet ihren Vater, das Schicksal der Nofretete ihr eigenes werden zu lassen.

Prinzessin Nofretete (c) Ida Zenna

Im Zwischenspiel begibt sich Lord Callagan hinab in die Grabkammer, um die Geschichte der Nofretete zu erkunden. Vor seinen Augen ersteht das alte Ägypte wieder auf und zeigt ihm das Schicksal der Prinzessin. Amar, ein Soldat des Pharaos, versucht in der Grabkammer einen Dieb zu stellen, wird aber von diesem selbst in ein Verlies gesperrt. Um den Dieb endlich zu stellen, setzt der Pharao seine Tochter als Lockvogel ein und kettet sie in der Schatzkammer an ihr Bett – nur der zukünftige Ehemann Nofretetes soll die Kette lösen können. Dieser soll nach Meinung des Pharaos Prinz Thotope sein, allerdings sind weder Nofretete noch die Palastdame Teje begeistert von diesem Plan. Teje will Thotope für sich selbst und Nofretete hat ihr Herz längst an einen mysteriösen Sänger verloren, den sie noch nie gesehen hat. Durch einen glücklichen Zufall öffnet Nofretete das Verlies, in dem der Soldat Amar hockt und erkennt in ihm den Sänger. Amar gelingt es, die Kette um Nofretetes Knöchel zu lösen und nach einigen Wirrungen willigt der Pharao in die Verbindung ein.

Der zweite Akt führt die Zuschauer zurück in die Gegenwart, wo Lord Callagan seine Entdeckungen präsentieren möchte. Allerdings hat er die Wahrheit ein wenig zurechtgebogen, schließlich soll Claudia nicht auf dumme Gedanken kommen. Lord Callagan stellt die Geschichte der ägyptischen Prinzessin so dar, als hätte sie Prinz Thotope geheiratet. Ein Brief, den Dr. Eklind übersetzen ließ und der die Wahrheit verrät wird beseitigt, aber Pollie, als Reporterin immer mit einem Ohr an den Schlagzeilen, hört alles mit und bringt die Wahrheit ans Licht.

Prinzessin Nofretete ist eine Operette aus der Feder von Nico Dostal. Sie bringt vergangene Zeiten mit Witz zurück auf die Bühne. Vor allem der Pauschaltourismus, erfunden im 19. Jahrhundert, wird in dieser Operette aufs Korn genommen und entlockt den Zuschauern einige Lacher. Besonders das Ensemble begeistert hier als attraktionswütige Reisegruppe ist ein herrlicher Spaß, aber auch stimmlich begeistern alle Mitglieder und bringen ordentlich Schwung in das Bühnenstück. Im Zwischenspiel begeistert vor allem das Ballett mit seinen Tanzeinlagen das Publikum und erntet dafür langen und verdienten Szenenapplaus.

Prinzessin Nofretete (c) Kirsten Nijhof

Stimmlich gibt es an der gesamten Cast nichts auszusetzen – wer Operette mag, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Prinzessin Nofretete bietet einen unterhaltsamen Abend voller altägyptischem Flair – fast ein Kurzurlaub ins Land der Pharaonen. Ein besonderer Augenschmaus ist dabei das Bühnendesign von Bernd Niesar, die übergroßen Statuen und Banner versezten die Zuschauer schon vor Beginn der Vorstellung in die passende Stimmung.

Während die Szenen in der Ausgrabungsstätte fast an einen alten Kinofilm erinnern, wirkt das Zwischenspiel mit seinem Rückblick auf Nofretetes Leben fast zu komisch. Das ist auch das einzige Manko an Dostals Stück. Von den Darstellern der Musikalischen Komödie werden alle Szenen hervorragend gespielt. Besonders Lilli Wünscher als Claudia sticht sowohl im Schauspiel als auch im Gesang heraus – ihre Stimme ist klar und sicher in jeder Situation. Sie spielt sowohl die durchsetzungsfähige Tochter, als auch die ägyptische Prinzessin äußerst glaubwürdig. Jeffery Krueger als Totty und Prinz Thotepe bringt dem Publikum einen schüchternen jungen Mann näher, der eigentlich weiß was er will, sich jedoch nicht traut, es laut auszusprechen und somit in die Heiratspläne von Lord Callagan und Tante Quendolin hineingezogen wird. Sein Konkurrent Dr. Eklind, Radoslaw Rydlewski, spielt seinen anfangs etwas schroffen Charakter sehr eindrucksvoll in seiner Verwandlung zu einem fast verzweifelten Liebhaber.

Insgesamt bietet Prinzessin Nofretete für jeden etwas und einen sehr unterhaltsamen Abend untermalt von einem wunderbaren Orchester. Eine Reise in eine andere Welt, die man sich nicht entgehen lassen sollte.