„A night full of stars“ in Dortmund setzt Maßstäbe für Musicalgalas im Ruhrgebiet

Mark Seibert und Patricia Meeden
(c) Iris Hamann / Maybemusical

Die im vergangenen Jahr ins Leben gerufene Veranstaltung des Cityrings Dortmund, der in Kooperation mit der Oper Dortmund bereits dort eine grandiose 3-tägige Open-Air-Veranstaltung auf dem Friedensplatz auf die Beine gestellt hat, nimmt langsam Fahrt auf. So klatsche sich das Premierenpublikum des vergangen Jahres ein weiteres musikalisches Wochenende der Extraklasse heraus. Da der „Testballon“ in 2016 sogleich ungeahnte Höhen erreichte, konnte man in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal eine solch große Veranstaltung mit Hilfe der zahlreichen Sponsoren stemmen und die Hoffnung weiter ausbauen, dass „aus den Anfängen eine lange Tradition wird…“, wie Organisator Dirk Rutenhofer verlauten ließ. War das Wetter an den ersten beiden Tagen nicht wirklich Open-Air-tauglich, so gab es dann an dem Abend bei der Musicalgala „A night full of stars“ nicht nur den Blick auf die Stars auf der Bühne, sondern auch auf die im Himmel frei.

Patricia Meeden, die bis vor Kurzem noch als Rachel Marron in dem Musical „Bodyguard“ im Kölner Musicaldome auf der Bühne stand, ist natürlich längst keine Unbekannte mehr. So konnte man sie ebenfalls bereits u.a. in AIDA in Amstetten, auf der Dirty Dancing- Tour, Sister Act in Berlin und nicht zu vergessen, sogar am Theater Dortmund, in Jesus Christ Superstar bewundern. Auch die eine oder andere Fernsehproduktion war dabei. Ihr Partner des Abends, Mark Seibert, gehört ohne Zweifel zu den ganz großen im Musicalbusiness. Auch ihn konnte man bereits in vielen, sehr unterschiedlichen Rollen erleben. Als da wären, um nur einige zu nennen z. B. der Galileo in „We will rock you“ in Stuttgart und Berlin, natürlich als Tod in Elisabeth, das in vielen deutschen Städten und sogar in Shanghai gespielt wurde. Außerdem als Graf von Krolock in Berlin, Stuttgart und in Kürze in Wien. Was durfte man also anderes erwarten, wenn zwei grandiose Stimmen sich mit einem mehr als 60-köpfigem Orchester, nämlich den Dortmunder Philharmonikern unter der Leitung von Philipp Armbruster, vereinen? Natürlich: einen fantastischen Abend, mit Musikern und Künstlern, die jeden der Songs noch einmal mehr zu etwas Besonderem machten.

So war es natürlich auch nicht weiter verwunderlich, dass nach den Begrüßungsworten des Dortmunder Oberbürgermeisters Ullrich Sierau – der zugleich als Schirmherr fungierte – und des Organisators der Cityring-Konzerte, Dirk Rutenhofer, das Publikum es kaum mehr erwarten konnte, endlich auch etwas von dem zu hören was, zu Recht, von den Herren überschwänglich angekündigt wurde.

Patricia Meeden
(c) Iris Hamann / Maybemusical

Gleich der Einstieg mit „Can’t take my eyes of you“, gesungen von Patricia, ließ die Spannung steigen, was an diesem Abend noch kommen würde. Ohne langatmige Zwischenmoderationen ging es auch direkt weiter mit „An Englishman in New York“, das, obwohl wie viele Songs hundertfach gecovert, in einer besonders gelungenen Form von Mark Seibert interpretiert wurde. Überraschend waren sicher auch für die Kenner des Genres einige mal etwas anders arrangierte Songs, was ohne diese Vielzahl an Orchestermusikern sicher gar nicht möglich gewesen wäre. So folgte Mark Seibert mit „Have you met Miss Jones“ aus der Musical-Comedy „I’d rather be right“ aus dem Jahre 1937 auch nicht der Originalversion, sondern dem Swing-Cover von Robin Williams, womit er diesem noch einmal einen ganz besonderen Touch verlieh.

Ein wenig umgestellt werden musste das Programm des Abends, weil Morgan Moody, der schon im letzten Jahr den beiden Musicalsdarstellern Patricia Meeden und Alexander Klaws mit seinem wunderbaren Bariton zur Seite stand, aus Krankheitsgründen leider nicht auftreten konnte. Auch an diesem Abend hätte er die Gala sicher bereichert. Dafür wurde jedoch kurzerhand die Setliste um ein paar Stücke von Patricia und Mark erweitert, in dessen Genuss das Publikum sonst nicht gekommen wäre. „Solang ich dich hab“ aus Wicked und „Who wants to live forever“ von den beiden war mehr als nur eine Entschädigung. Natürlich durfte auch der Hit aus Bodyguard „One Moment in time“ nicht fehlen. Patricia performte es so kraftvoll und leidenschaftlich, dass man, wenn man die Augen schloss, glauben könnte, die junge Whitney Houston würde auf der Bühne stehen. Stimmlich stand sie ihr jedenfalls in nichts nach.

Mark Seibert
(c) Iris Hamann / Maybemusical

Aber auch Mark Seibert mit „Die unstillbare Gier“ aus „Tanz der Vampire“, das gerade zeitgleich in Deutschland, Österreich und der Schweiz gespielt wird, und wo er erstmalig in Wien ab November die Rolle des Grafen von Krolock übernehmen wird, darf man als Highlights des Abends betrachten. Das Publikum schien beinahe die Luft anzuhalten, um der mit viel Emotionen wie Leidenschaft, Trauer, aber auch Zorn gefüllten Darbietung zu lauschen, die verdient mit einem langen Applaus bedacht wurde.

Überhaupt bot die Musicalgala ein abwechslungsreiches Programm bei dem auch die spaßigen Momente ihren Platz fanden. Gerade die Tanzfilme, aus denen später viele Musicals hervorgingen, brachten zusätzlichen Schwung, nicht nur in das Orchester und die Solisten, sondern auch ins Publikum. Wer kann schon still sitzen bleiben, wenn Mark Seibert mit „Footloose“ quasi zum Tanzen auffordert oder man beim Duett von Dirty Dancing „I’ve had the time of my life“ jeder darauf wartet, dass die Hebefigur wenigstens ein bisschen angedeutet wird…

Patricia Meeden, Philipp Armbruster, Mark Seibert
(c) Iris Hamann / Maybemusical

Darum ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass niemand ohne Zugabe so einfach von der Bühne abgehen durfte. Nach dem Schlusswort von Dirk Rutenhofer, der dort im Gegensatz zu den Musikern, dabei nicht immer den richtigen Ton traf, hielt es auch die letzten Zuschauer nicht mehr auf den Stühlen, als Mark Seibert „Ein Hoch auf uns“ zum Besten gab. Der Aufforderung bei „You better walk alone“ mitzusingen, kamen dann natürlich auch gerne alle, auch diejenigen, die weder mit Fußball etwas anfangen konnten, noch in Dortmund beheimatet sind, nach. Nach einem weiteren „You’re the one that I want“ und einem scheinbar nicht enden wollendem Applaus mit standing Ovations, war dann aber auch endgültig Schluss.

Alles in Allem eine sehr gelungene und facettenreiche Gala, mit einem fantastischen Orchester und zwei Ausnahmekünstlern, die den Abschluss des Sommers beinahe unvergessen machten. Die Punkte an der Messlatte sind gesetzt und wir dürfen sicherlich gespannt sein auf das, was uns im nächsten Jahr erwartet. Denn, dass dieses Konzept auch dauerhaften Erfolg verspricht, hat allein dieser Abend gezeigt.