Die Erfolgsgeschichte der Musical Tenors geht weiter

Sie sind zurück! Mit aller Kraft! Reifer, noch besser und …older, but not wiser. Sechs lange Jahre oder waren es gar acht? – So ganz genau sind sich die vier Top-Stars der Musical-Szene auch nicht einig, hat es auch gedauert, bis es die vier smarten Herren nach den ersten Musical Tenors Erfolgen wieder zusammengeführt hat.

Jan Ammann, der dieses Jahr bereits als König Ludwig in Füssen und als Dr. Schiwago in Leipzig für volle Theater sorgte; Christian Alexander Müller, der zuletzt in „Die Brücken am Fluss“ mit Kollegin Roberta Valentini in Chemnitz zu überzeugen verstand; Mark Seibert, der in der Rolle des Gerold in dem Musical „Die Päpstin“ in Fulda genauso begeistern konnte, wie als Gangster Clyde in „Bonnie und Clyde“ in Baden bei Wien oder als Graf von Krolock im „Tanz der Vampire“ in Wien und Köln und nicht zuletzt Patrick Stanke, der in der Sommerproduktion der Freilichspiele Tecklenburg als Jean Valejean aus „Les Misérables“ zu sehen war und aktuell als Rob Cole in „Der Medicus“ im Deutschen Theater in München zu sehen ist.

Patrick Stanke – Musical Tenors
(c) Iris Hamann

Das sind sie. Die Musical Tenors! Jeder einzelne von ihnen füllt mühelos Konzerthallen; die vier Stars gemeinsam auf einer Bühne zu erleben, ist jedoch durchaus etwas Besonderes. Darum ist es auch kein Wunder, dass seit Abschluss der allerersten Tour immer wieder Stimmen laut wurden, die die Formation zurück auf die Bühne wünschten. Die Musical Tenors: Es hat sie immer gegeben – irgendwie – scheint es. Viele der Zuschauer von damals sind auch heute wieder dabei, erinnern sich an grandiose Konzertabende und schwelgen in Erinnerungen, vorab damit die „Neulinge“ neugierig machend, was sie erwarten wird. Das ist es auch. Die Erwartungen waren hoch, sehr hoch. Die Vorschusslorbeeren in Form von binnen Minuten ausverkauften Konzerte und abgestürzten Buchungsportalen, die ihnen zuteil wurden, wollten erfüllt werden.

„Es ist viel passiert in der Zwischenzeit, im Privaten wie auch im Beruflichen, bei uns allen“, erklärten die vier auch gleich zu Anfang. Viele neue Produktionen, Konzerte verschiedenster Art, im In- und Ausland haben den Horizont und auch die Fangemeinden jedes einzelnen erweitert. Mit Recht, denn dass sie mit aller Kraft zurück sind, davon konnte man sich bereits bei den ersten Tönen von „Limelight“ überzeugen, dem Einstiegssong, bei dem die Herren einer nach dem anderen die Bühne betreten und mit dem sie sogleich an alte Zeiten anknüpfen. Die musikalische Mischung zwischen den schon bei der ersten Tour dagewesenen und auch einigen neuen Songs darf man als absolut gelungen betrachten. Mit viel Geschmack und Fingerspitzengefühl hat Andreas Luketa, den man durchaus als „Vater der Tenors“ bezeichnen darf, die Lieder des Abends ausgewählt. Angepasst an aktuelle oder in den vergangenen Jahren gespielte Rollen der einzelnen Protagonisten. präsentiert jeder der vier neben vielen gemeinsamen Songs, die in Duetten oder auch Quartetten dargeboten werden, eines seiner persönlichen Highlights.

Mark Seibert – Musical Tenors
(c) Iris Hamann

Mit ihren klangvollen Stimmen, die wunderbar auf einander abgestimmt sind, ziehen sie die Zuschauer von Beginn an in ihren Bann. Besonders das Medley aus „Die drei Musketiere“ oder auch der Zusammenschnitt aus „Mann von La Mancha“ wird man selten so hören. Uptempo-Nummern wechseln sich mit stilvollen Balladen ab und lassen das gesamte Programm in keiner Minute langweilig werden. Besonders emotional wird es als Patrick Stanke selbst in die Tasten des Flügels greift und das seinerzeit speziell für ihn von Andreas Luketa neu interpretierte „Tonight I wanna cry“ von Countrystar Keith Urban „Du warst mein Licht“ darbietet. Auch wenn es nicht unbedingt in das Genre Musical gehört, passt es wunderbar in das Gesamtbild. Ebenso wie Jan Ammanns „Leuchtturm“, den er so mitreißend vorträgt, dass man im Zuschauersaal selbst nach Beendigung des Liedes sekundenlang noch eine Stecknadel hätte fallen hören können. Dem in keinster Weise nachstehend ist gleichfalls „Ein Traum ohne Anfang und Ende“, bei dem man bei jedem gesungen Wort spüren darf, wie sehr Mark Seibert diesen Song selbst mag und auch dem Zuhörer für kurze Zeit das Gefühl gibt, sich in der vergangen Welt der Päpstin zu befinden. Christian Alexander Müller hingegen trägt seine Songs nicht einfach vor, er lebt jeden einzelnen von ihnen. Ganz besonders zum Ausdruck bringt er dies bei seiner Interpretation von „Musik der Nacht“ aus dem Phantom der Oper. Jenem Song, den er „schon fast nicht mehr singen mochte“ wie er selbst erklärt, aber dennoch der Überzeugung ist, er gehöre einfach in dieses Programm.

Christian Alexander Müller – Musical Tenors
(c) Iris Hamann

Zu den besonderen Highlights des Abends gehören jedoch zweifellos die Duette von Stanke und Müller, die gekonnt „Bring ihn heim“ aus dem Schönberg / Boubil Musical „Les Misérables“ vorgetragen. Ebenso „Die unstillbare Gier“ des geheimnisvollen Grafen von Krolock aus dem „Tanz der Vampire“, in dessen Haut sowohl Mark Seibert als auch Jan Ammann in diesem Jahr bereits schlüpfen durften und die beide mit ihrer Darbietung nicht nur Gänsehaut, sondern auch verdiente Standing Ovations beim Publikum auslösen.

Jan Ammann – Musical Tenors
(c) Iris Hamann

Hervorragend begleitet werden sie dabei von den sechs bewährten Musikern der Sound of Music Familie, unter der Leitung von Mario Stork. Stork, der sich auch für die Arrangements der Stücke verantwortlich zeigt, stellt damit erneut unter Beweis, dass man auch altbewährten Songs einen frischen Anstrich verleihen kann und schneidert damit den vier Protagonisten jede Melodie auf den Leib. Unterstützt werden die vier auf ihrer fast durchgängig ausverkauften Tour abwechselnd von Darstellerinnen wie Stephanie Tschöppe, Eve Rades, Lisa Habermann, Michaela Schober, Marle Martens oder Anna Hofbauer, die die Herren vielsprachig bei „I believe in you“ unterstützen oder bei der „Totalen Finsternis“ an dem Abend gleich dem Charme von vier Vampirgrafen widerstehen müssen.

Als letztendlich sogar viersprachig „Vivo per lei“ angestimmt wird, ahnen die begeisterten Zuschauer, dass sich das Konzert langsam dem Ende zuneigt. Gefühlt viel zu schnell vorbei ist das abendfüllende, fast zweieinhalb stündige Programm, gespickt mit launigen Moderationen der Sänger. Dennoch werden die Mitglieder der „Boygroup des Musicals“ wie sie einmal scherzhaft genannt wurden, nicht von der Bühne gelassen ohne mit einem Abba-Medley zum Abschluss noch einmal richtig die Stimmung anzuheizen und anschließend mit „ Look with your heart“ und ausklingender Musik der Band die Zuschauer in einer beseelten Stimmung zurück zulassen. Beim Verlassen des Saales kann man Stimmen vernehmen, die sich vornehmen, sofort nach weiteren Karten zu schauen, um bei diesem einmaligen Musikerlebnis ein weiteres Mal dabei zu sein. Viele Möglichkeiten gibt es nicht mehr, denn die Tour ist schon fortgeschritten und bis auf wenige Resttickets weitestgehend ausgebucht. Bleibt nur die Hoffnung, dass dieses großartige Format mit den vier Topstars nach Beendigung dieser Reihe nicht wieder für Jahre in der Versenkung verschwindet.