Mark Seibert im Gespräch über Job, Fans und auch ein bisschen Privates…

Mark Seibert
(c) Iris Hamann

Mark Seibert, der in Wien lebende sympathische Deutsche ist in seiner Branche zu Recht das, was man einen Superstar nennen darf. Seit mehr als 10 Jahren ist er aus der Musicalszene nicht mehr wegzudenken. Ob es nun eine Rolle wie der Tod in Michael Kunzes und Silvester Levays „Elisabeth“ ist, die ihn sogar in Asien erheblichen Ruhm einbrachte; die des vieldiskutierten Grafen von Krolock in Roman Polanskis „Tanz der Vampire“ oder die des Emanuel Schikaneder in „Schikaneder“ aus der Feder von Stephen Schwartz und Christian Struppeck, bei welcher ihm die Ehre zuteil wurde, die Welturaufführung im Wiener Raimund Theater spielen zu dürfen – um nur einige wenige zu nennen. Es gab und gibt anscheinend nichts, wo er sich nicht herangewagt hat oder heranwagt. Das Geheimnis scheint offensichtlich die Tatsache zu sein, dass er sich in keine Schublade drängen lässt – und der Erfolg gibt ihm Recht.

Sei es bei neuen oder bekannten Produktionen, bei Galas oder auch Solokonzerten im größeren oder ganz kleinen Rahmen, die Vielseitigkeit zieht Fans aller Altersklassen im In- und Ausland an. Davon, dass er trotz der Erfolge mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht, konnten wir uns bei einem Gespräch über Berufliches, aber auch über Privates selbst überzeugen.

Iris Hamann: Was kann Dich während einer Vorstellung aus dem Konzept bringen? Oder passiert Dir das nie?

Mark Seibert: Doch, natürlich passiert mir das und ich glaube, dem Publikum ist das manchmal auch gar nicht bewusst. Die klassischen Beispiele: immer mal wieder sieht man helle Punkte im Publikum, wo einer zwischendurch, während der Vorstellung, sein Handy checkt. Das sind Dinge, die ablenken, denn man steht vor einer dunklen Wand, vielleicht sieht man drei Notausgangsschilder, aber das war’s und wenn auf einmal irgendwo etwas aufleuchtet, kann das sehr irritieren – oder wenn technische Abläufe nicht ganz funktionieren. Ein bisschen hat es auch damit zu tun, wie fit man ist und wie konzentriert man sein kann. Bei mir ist es so: die Fehlerquote ist am Wochenende eine ganz andere als mitten in der Woche. An einem Sonntag ist man meist schon ein bisschen durch. Unabhängig davon, dass man stimmlich und körperlich ein bisschen müde wird, lässt die Aufmerksamkeit nach und ist dann gefährdeter, sich durch irgendetwas ablenken zu lassen. Diese Momente gehören dazu, sind auch nicht weiter tragisch, aber da geht der Puls auf einmal ganz schnell mal in die Höhe.

Iris Hamann: Wie gehst Du mit Kritiken um? Gibt es welche, die Dich auf die sprichwörtliche Palme bringen? Oder schaust Du „über alles weg“ weil es Teil des Jobs ist. Ab welchem Punkt fühlst Du Dich dabei persönlich angegriffen?

Mark Seibert: Wie soll man sagen? Klar, ich wäre im völlig falschen Job, wenn ich mit Kritik nicht umgehen könnte; weil, das ist unser tägliches Brot. Wir werden ständig kritisiert. Wenn es konstruktiv und von Leuten auch kompetent ist, dann ist das auch in Ordnung. Ich tu mir manchmal ein bisschen schwer, das gebe ich zu, Kritik, die in meinen Augen unberechtigt ist, an mir abprallen zu lassen. Da ertappe mich selber dabei, dass ich manchmal in dem „anonymen Gebilde Internet“ irgendwo zurück argumentiere, wo vielleicht manch anderer, auch mir nahestehende Leute, sagen: „Mark, das musst du ignorieren“. Aber ich bin jemand der schlecht darauf reagiert, wenn ich das Gefühl habe, ich werde ungerecht behandelt – und dadurch, dass ich Konflikte nicht scheue, gehe ich gern in die Offensive und sage: „o.k. reden wir darüber. Was steht hier?“ Ich habe die Erfahrung gemacht, dass eben genau dieser Effekt, was das Internet betrifft, was natürlich jetzt eine sehr spezielle Art von Kritik ist, eintritt, dass dann ganz schnell eingelenkt wird. Den Leuten wird dann bewusst, dass das Internet kein luftleerer Raum ist, sondern dass da Personen sitzen, die sich das durchlesen und eventuell sogar derjenige, der da kritisiert, beleidigt oder sonst was wird. Ich bin da so in einem Zwiespalt mit mir. Ein Teil von mir sagt: „ignoriere es, es ist es nicht wert“ und der andere Teil sagt. „Nein, man muss die Leute auch manchmal ein bisschen erziehen“. Ich merke ja, dass oft keine Boshaftigkeit, sondern einfach nur eine Dummheit dahinter steckt. Dass Leute glauben, sie können da irgendeinen Frust, den sie mit sich, mit mir, mit der Welt – ich hab keine Ahnung was sie da mit sich herumtragen – loswerden.

Wo ich dann tatsächlich aufhöre mir Gedanken zu machen, was das Internet betrifft ist, wenn es Wiederholungstäter sind. Ich weiß, es gibt da ein paar Namen, wenn ich die lese, dass dahinter irgendwas Böses stehen wird was mich betrifft, aber darüber kann ich dann wirklich lachen.

Iris Hamann: Geschmäcker sind natürlich verschieden, aber ein solches Verhalten ist nicht wirklich nachvollziehbar…

Mark Seibert: Ich weiß nicht. Das ist ein „sich Luft machen“ über einen Darsteller. Ich kenne ja die Vorgeschichte nicht. Vielleicht ist es irgendetwas, was ich einmal an der Bühnentür oder sonst wo nicht dementsprechend beantwortet habe, ungeduldig rüber gekommen bin oder es vielleicht auch war – ich will mich da auch gar nicht von Fehlern freisprechen – und das ist die Art und Weise sich da Luft zu machen. Ich glaube jetzt auch ganz ehrlich, mal unabhängig vom Internet und von Fans und so weiter, dass ein ganz großer Teil unserer Gesellschaft auch Neid ist. Neid ist, glaube ich, ein ganz wichtiger Motor, warum Leute Frust überhaupt in sich tragen. Das kenne ich von Beobachtungen, aber auch von mir selber. Wenn ich auf jemanden neidisch bin, dann bildet sich bei mir auch eine Art von Frust. Jetzt muss ich dazu sagen, ich hab das Gott sei Dank nicht allzu oft, weil ich mit dem was ich tue, habe und bin, recht zufrieden bin, aber auch ich bin davor nicht gefeit auch mal neidisch auf andere zu sein.
Was die 1:1 Kritik betrifft, habe ich bisher die Erfahrung gemacht, dass ich meine damit ganz gut umgehen zu können. Ich habe jetzt glaube nicht den Ruf im Theater, dass ich ein Mensch bin, den man nicht auch mal kritisieren darf. Ich glaube ich bin da recht umgänglich, eigentlich. Und wie immer, finde ich, macht der Ton die Musik. Wenn mir jemand unverschämt rüber kommt, dann schalte ich auch schnell auf stur; wenn es in einer angemessene Art und Weise geschieht, hab ich auch überhaupt kein Problem damit, Kritik entgegen zu nehmen. Ganz einfach aus dem Grund, weil ich, wie eben schon gesagt, auch konfliktbereit bin. Wenn ich Dinge aber nicht so sehe, dann kann es demjenigen eben auch passieren, dass ich dagegen argumentiere – aber auch auf eine ganz sachliche und geordnete Art und Weise.

Iris Hamann: In der Vergangenheit hat es des Öfteren Stimmen gegeben, die behaupteten du seist arrogant. Könnten das Gründe dafür sein?

Mark Seibert: Nein. Ich glaube das mit der Arroganz hat mit etwas anderem zu tun. Ich kenne das schon aus früheren Zeiten, Schulzeiten oder was auch immer. Ich bin ein eher verschlossener Mensch, was Emotionen betrifft, das aber gekoppelt mit einer gewissen Selbstsicherheit, die ich ausstrahle. Dadurch fühlen sich manche Leute ein bisschen in die Ecke gedrängt und bezeichnen das schnell als Arroganz. Wenn das Leute sagen, die mich nicht kennen, berührt mich das nicht so. Von Personen, die mich kennen oder kennen gelernt haben, hab ich es eigentlich nie gehört. Oder wenn zum Beispiel Leute, die mit mir zusammenarbeiten oder die mich wirklich beurteilen können, wie ich mich im Theater verhalte, sagen: „der Mark ist sau arrogant“, dann würde ich mir Gedanken machen. Wenn dies an der Bühnentür irgend jemand ist oder nicht mal an der Bühnentür, sondern so irgendwo im Alltag, jemand, der sich noch nicht mal die Mühe gemacht hat mit mir mal ein Gespräch zu führen, kann ich das wegstecken. Egal, dann ist das so. Ich glaube das ist so eine Art, sagen wir mal, Schutz. Ich bin nun keiner, wie andere Kollegen von mir, die halt immer happy, immer gut gelaunt, jedem das Gefühl geben ich würde nur auf sie warten, das bin ich halt nicht ich. Mich erlebt man eben an der Bühnentür eher ein wenig verhaltener. Das hat aber nichts mit Arroganz zu tun. Ich bin halt nicht so offensiv. Ich habe mir auch abgewöhnt, mir darüber wirklich Gedanken zu machen.

Iris Hamann: Brauchst du auch eine gewisse Zeit um aus einer Rolle wieder „herauszufinden“? Ich denke dabei zum Beispiel an so emotionales wie Jesus Christ Superstar.

Mark Seibert: Was die Rolle betrifft eigentlich nicht, weil ich finde, dass auch das Leid, welches man auf der Bühne spielt, einen sehr, sehr beflügeln kann. Das zieht mich jetzt nicht wirklich in meinem Privatleben runter. Was natürlich ganz klar ist, ist die Stimmung einer Show, die nachschwingt. Das hat jetzt weniger mit der Rolle zu tun. Aber es ist ein Unterschied, ob ich ein Jahr in Wien in „Elisabeth“, ob ich ein Jahr in „Hair“, oder nehmen wir mal was ganz Verrücktes, „Mamma Mia“ oder im „Schuh des Manitu“ auf der Bühne stehe. Aber ich würde jetzt nicht so weit gehen, dass ich sage, dass ich solche Rollen nicht wirklich abschütteln kann, vor allem wenn man sie sehr oft spielt. Da geht das immer besser, finde ich. Auch das Einsteigen in eine Rolle wird immer leichter, wenn man es oft gemacht hat. Also wenn ich jetzt den Krolock nehme, da kann ich mich vorher über das, was ich am Mittag zu Hause gekocht habe unterhalten und 10 Sekunden später geh ich als Krolock auf die Bühne. Das funktioniert, weil ich es schon so oft gemacht habe. Da wird einfach ein Schalter umgelegt – wie bei einem Pilot, der seit vielen vielen Jahren fliegt. Der kann sich auch kurz bevor er landet, sicher noch über Privates unterhalten und wenn er weiß, dass er sich konzentrieren muss, dann kann er innerhalb von Sekunden umschalten und ist komplett da. Das dürfte einem Jungpiloten schwerer fallen. Er muss sich schon etwas länger vorbereiten um Höchstleistungen und Konzentration zu erreichen.

Iris Hamann: Was ist für Dich eine größere Herausforderung: Einer Rolle, die schon andere gespielt haben, quasi Deinen Stempel aufzudrücken oder eine Rolle selbst zu kreieren?

Mark Seibert: Die Herausforderung ist eine ganz andere. Bei einer Uraufführung muss man für das Leading Team einen ganz anderen Input bringen. Da wird es einem nicht „vorgekaut“ und muss es dann mit Leben füllen, das ist das Angenehme. Was natürlich schon ein bisschen schwieriger oder ein bisschen nerviger sein kann, ist das ganze Vergleichen, wenn man Rollen übernimmt, zum Beispiel bei Krolock. Es gibt keine Rolle, die so diskutiert wird. Ich würde jetzt lügen,wenn ich sagen würde, dass es nicht manchmal nervt, was man sich das anhört.
Das geht dann einfach am Thema vorbei. Wenn irgendwo steht: Der und der übernimmt ab da die Show als Krolock, dann liest man natürlich oft: „Ja. freue mich darauf“ oder „ist mal was anderes“ oder „ich hab ihn dort oder dort gesehen“, aber irgendwann, weiß man ganz genau, kommt irgendjemand: „…also er ist meine Nr. 3, weil die Nr. 1 ist der und Nr. 4. …“ Wobei ich denke, das ist doch am Thema vorbei. Darum geht’s doch jetzt gar nicht. Aber scheinbar lädt diese Rolle dazu ein, dass es nicht nur eine künstlerische Sache ist, sonder auch eine sportliche. Es gibt eine Rangliste. Jeder hat eine Rangliste und es ist so ein bisschen wie beim Tennis-Turnier. Das ist bei den anderen Rollen nicht so. Komischerweise wird das bei der Rolle der Sarah nicht so diskutiert wie beim Krolock. Ich muss aber dazu sagen, dass ich in dem Fall aber auch nicht unbedingt den Zuschauern die Schuld gebe. Es wird ja auch von der Produktion geschürt, dass in jeder Stadt mittlerweile verschiedene Darsteller auftreten und keiner durchspielt. Mir kommt das natürlich sehr entgegen. Dadurch kann ich auch immer wieder mal kurz vorbei schauen und wieder gehen und muss es nicht über ein Jahr lang spielen. Also insofern es hat alles seine Vor- und Nachteile.

Iris Hamann: Einigen Deiner Kollegen ist es ja schon passiert. Hast Du auch schon einmal massiven Ärger mit allzu aufdringlichen „Fans“ gehabt? Wie gehst Du damit um?

Mark Seibert: Ja, hatte ich auch. Es ging auch schon mal soweit, dass es an die Polizei gegangen ist, aber wenn ich mir anschaue wie lange ich in dem Beruf bin und wie viele Fans ich in den letzten Jahren quasi „eingesammelt“ habe, dann ist es immer noch verschwindend gering und hält mich nicht davon ab mich ein bisschen zu kümmern, bis zu einem gewissen Punkt auch etwas zurück zu geben. Sei es jetzt über Social Media oder sonst was.

Manche wissen leider nicht wo Ende ist…

Ja, manchmal liegt es auch daran, dass Leute etwas mit sich selber herumtragen. Das ist eigentlich eher krankhaft. Das kann man denen noch nicht einmal vorwerfen. Es gab auch schon mal etwas, wo ich mir denke, dass ist eher ein Fall für einen Psychiater, einen Psychologen, einen Therapeuten oder was auch immer. Da kann ich persönlich jetzt gar nichts machen. Ich kann dann auch keine Grenzen ziehen. Das ist vielleicht möglich bei Leuten, die sich im Ton vergriffen haben – da kann man sagen: Leute, so nicht! Aber bei manchen, bei einigen wenigen, hat das gar keinen Wert. Da liegt das Problem ganz woanders. Das hat auch nichts mit mir zu tun, dann bin ich quasi nur ein Ventil.

Iris Hamann: Dir stellt man die Aufgabe einmal etwas Verrücktes zu tun. Was würde das sein?

Mark Seibert
(c) Iris Hamann

Mark Seibert: Ich habe tatsächlich mit dem ernsthaften Gedanken gespielt, ob ich nach dem Engagement in Köln mal ein Stück vom Jakobsweg gehen sollte. So verrückt ist es nicht mehr, aber es ist mal etwas anderes. Ein gewisser Ausstieg. Ich habe es nicht gemacht, aufgrund der Tatsache weil ich mich einfach danach gesehnt habe mal wieder nach Hause zu kommen. Ich war bis zum Ende von „Tanz der Vampire“, bis auf wenige Ausnahmen kaum in Wien, nur in der Zeit von „Bonnie und Clyde“, doch auch da hatte ich verschiedene Sachen zu tun. Aus dem Grund habe ich es nicht gemacht, habe es aber auf die Zukunft verschoben. Ich glaube das wird jetzt mal wieder so was Verrücktes, wenn man das überhaupt so bezeichnen kann.

Nein, verrückt ist das gar nicht…

Das ist, glaube ich, eine gute Ergänzung zu meinem Beruf, um zu sich zu kommen. Ich mag die Natur sehr gerne, die sportliche Herausforderung. Ich hab schon die verschiedensten Alpentouren, Alpenüberquerungen und so etwas gemacht. Das sind alles ähnliche Sachen.

Iris Hamann: Über was kannst Du lachen?

Mark Seibert: Über Vieles (lacht). Ich denke, dazu muss man mich privat kennen, um zu wissen, dass Humor eigentlich etwas Wichtiges in meinem Leben ist. Hier und da bei Solokonzerten blitzt es schon mal so ein bisschen durch. Worüber kann ich lachen? Ich bilde mir schon ein, dass ich schon auch über mich selbst lachen kann. Mit Menschen denen ich vertraue. Ich kann mich an viele Dinge erinnern wo ich es liebe, wenn Leute mich nachmachen. Das ist für mich das beste Zeichen wo ich mir sage: „Kannst du auch über dich noch lachen?“

Iris Hamann: Gibt es eine Sportart, die Du gerne einmal ausprobieren würdest?

Mark Seibert: Was ich wahnsinnig gerne machen würde, hab ich als Kind damals gelernt, ist Tennis spielen. Das macht es eben nur ein bisschen schwieriger, weil man halt immer einen Partner braucht, der auch auf seinem Level sein muss und so weiter. Ich habe mich deshalb ein bisschen auf die Sachen konzentriert, die ich einfach für mich machen kann wann immer ich dazu Lust und Zeit habe und zur Not auch wieder umschmeißen kann. Dann gehe ich halt am Vormittag joggen, weil am Nachmittag das, das und das ist. Mit Fitness und Laufen lässt sich das gut vereinbaren. Beim Tennis wäre das etwas schwieriger. Allerdings, sobald es sich ergeben würde, dass ich irgendwo etwas länger bin und da ist gerade jemand, würde ich das gerne irgendwann machen. Ist schon eine tolle Sportart.

Iris Hamann: Du hast die Möglichkeit mit einer berühmten Person einmal einen Tag dein Leben zu tauschen welche würde das sein? Egal ob männlich oder weiblich. Warum?

Mark Seibert: Also ich muss ganz ehrlich gestehen, ich schimpfe nicht nur über sie, ich bewundere sie auch ein bisschen, die Spitzenpolitiker. Wenn man verfolgt, was die wirklichen Spitzenleute, die man so kennt, für Tagesabläufe, Wochenabläufe haben, ziehe ich schon den Hut davor. Sie haben ja Bedürfnisse wie jeder andere Mensch auch. Sie müssen auch mal zum Zahnarzt, mal zu einer Vorsorgeuntersuchung oder wollen sich irgendwann mal ihre Wohnung einrichten oder irgendwas; haben einen Freundeskreis, haben Familiengeburtstage und lalala. Wenn ich das teilweise so verfolge, weil ich mich dafür auch so ein bisschen interessiere, glaube ich, dass ich das schon einmal spannend fände. Einen Politiker, den ich sehr schätze ohne, dass ich jetzt parteiisch sein möchte, ist Christian Lindner von der FDP. Er ist mir nicht so fern; auch altersmäßig sind wir so ziemlich ähnlich. Ich beobachte ihn irgendwie gerne und finde ihn sehr kompetent. Ich glaube mit so einem würde ich gerne einmal tauschen. Wahrscheinlich würde ich dann ganz schnell wieder in mein Leben zurück kommen wollen. Wenn ich merke was die echt für 16-Stunden-Tage haben, dann glaube ich, würde ich liebend gern schnell wieder Mark Seibert sein wollen.

Iris Hamann: Wenn Du die Möglichkeit hast Dich in einer Stadt umzuschauen, was schaust Du Dir als erstes an? Was interessiert Dich?

Mark Seibert: Hm. Ich gehe eigentlich gerne durch die Stadt und nehme das wahr was sich dort bietet. Was ich immer total spannend finde, weil ich es selber sehr genieße, ist die Gastronomie einer Stadt. Das finde ich immer sehr aussagekräftig. Köln zum Beispiel an sich ist keine schöne Stadt, aber in dem Punkt ist sie sehr spannend. Spitzenreiter ist da natürlich Berlin. Dort gibt es die beste Gastronomie ever, finde ich… Natürlich mag ich es, neben allen möglichen Gebäuden, wenn eine Stadt grün ist. Wer mag das nicht? Wasser in der Stadt ist immer was Besonderes, ob das nun ein Fluss ist oder ein See. Was es genau ist weiß ich nicht, aber irgendwie gibt es der Stadt ein anderes Bild.

Iris Hamann: Du bist meist modisch gekleidet. Sind Dir solche Dinge wichtig?

Mark Seibert: Die sind mir auf jeden Fall wichtig. Ich habe nur das Gefühl, dass ich meinen Stil ein wenig verlernt habe. So als Anfang-20-jähriger war ich, glaube ich, mal ganz gut. Klar, wenn ich mir jetzt rückblickend die Fotos anschaue, ist das grausam – damals war es totschick. Aber ja, das ist mir schon nicht unwichtig, trotzdem muss es auch schon ein wenig bequem sein. Ich habe mich auch schon dabei erwischt, dass mir bei anderen Männern vom Styling her etwas gefällt, wo ich mir sage „das wäre mir jetzt nicht bequem genug – ich will nicht jeden Tag Hemd und Pullover anziehen“. Finde ich totschick, aber das ist einfach nicht so angenehm, dann trage ich also doch lieber T-Shirt und Pullover. Es muss eine gute Mischung sein. Ich glaube es gibt Leute die können das noch deutlich besser als ich.

Stehst Du morgens auch schon mal vor dem Kleiderschrank und weißt nicht was Du anziehen sollst?

Natürlich!

Kleiderschrank voll und nichts anzuziehen.

(lacht!) Genau! (lacht!) Ich hab‘ nichts anzuziehen…

Dann musst Du shoppen gehen…
Das gehört auch dazu…

Iris Hamann: Deine geplante CD an der Du zur Zeit arbeitest. Wird das eine Musical-CD werden?

Mark Seibert: Nein. Mit eigener Musik.

…die du geschrieben hast?

Nein, die für mich geschrieben wurde. Aber das macht es dementsprechend auch komplizierter. Es wird ein ganz anderes Album werden. Es ist noch nicht weit genug, um wirklich darüber zu reden, aber so ist meine ganz grobe Planung.

Wird es in deutscher oder englischer Sprache sein?

Deutsch. Mein Anspruch ist es, vielleicht weil ich vom Musical komme, Geschichten zu erzählen. Es gibt ja auch Pop-Musik, die eigentlich eine Message hat und diese 3 ½ Minuten durchtransportiert. Das ist auch tolle Musik. Ich glaube auch, es passt besser zu mir, wenn ich einen Song habe, der eine kleine Storyline, vielleicht sogar einen kleinen Wendepunkt hat. Man glaubt man hat einen Song begriffen und kurz vorher, auf einmal gibt es noch eine Wendung. So etwas finde ich total spannend. Das würde ich anstreben, ist aber im Moment nur die Theorie…

…mit diesen Worten endet dieses interessante und ehrliche Gespräch, das gleich neue Fragen aufwirft. Wann erscheint die neue Solo-CD? Welche Theaterproduktionen stehen demnächst an? Es bleibt in jedem Fall spannend, was wir in Zukunft noch erwarten dürfen.

Nun steht zunächst jedoch für Mark Seibert ein weiteres größeres Projekt in den Startlöchern. Ab Dezember wird die Tour von Disney in Concert ihn und weitere Künstlerinnen und Künstler erneut in zahlreiche Städte führen.

Hierfür gibt es auch noch Karten bei:
www.stadthalle.com
www.oeticket.com