Dinklage wird zur Musical-Metropole. Dank eines Mannes: Florian Hinxlage hat die Crème de la Crème der deutschen Musicalszene zusammen gebracht, ein überzeugendes Hygiene-Konzept auf die Beine gestellt und zelebriert mit seinen Gästen im niedersächsischen Dinklage das Dinklager Musical Festival – fünf Abende, unzählige Musicalstars. Das kann ja in Zeiten, wo alle Welt in kultureller Hinsicht ausgehungert ist, nur ein Erfolg werde, oder? Absolut! Die Zuschauer kommen von nah und fern, um endlich wieder Live-Entertainment zu erleben.
Moderator Mathias Schlung fasste es passend zusammen: Wer hätte noch vor einigen Monaten gedacht, dass sich der Blick der gesamten Musical-Gemeinde in diesem Sommer auf Dinklage richten wird? Wohl keiner.
Am 22. August waren es dieses Mal Miriam Neumaier, Mark Seibert und Kevin Tarte, die neben Organisator Florian Hinxlage und Moderator Mathias Schlung auf der Bühne standen. Dass er nicht nur Moderator ist, sondern auch singen kann, stellt Mathias Schlung gleich zu Beginn unter Beweis. Nachdem Schlung den Abend fulminant mit „That’s Life“ von Frank Sinatra eröffnet hat, macht er eine scheinbar hochgegriffene Ankündigung, indem er dem Publikum verspricht: „This is the greatest show“. Er sollte jedoch recht behalten, das wird schon klar, als er gemeinsam mit den vier Protagonisten den Abend mit diesem titelgebenden Song aus The Greatest Showman eröffnete.
Hinxlage nutzte mit dem Programm, welches er für den Abend eigens zusammengestellt hat, die Stärken seiner Stars vollkommen aus, das wird schnell deutlich. Alle scheinen und genießen es sichtbar, wieder auf er Bühne zu stehen. Da verzeiht das gnädige Publikum auch leichte Patzer, sei es in Text oder Timing. Wenig kann scheinbar die Freude trügen, wieder außerhalb der eigenen vier Wände unterhalten zu werden.
Schlung, der im Vergleich zur vorangegangenen Woche ein eher „romantisches“ Programm angekündigt hat, wird in dieser Prognose schnell bestätigt. Sowohl Kevin Tarte als auch Mark Seibert schlagen zu Beginn eher ruhigere Töne an. Tarte faszinierte vom ersten Ton mit seinem Solo „This is the moment“ aus Jekyll & Hyde, begeisterte aber auch mit „Desperado“ von den Eagles, gesungen in seiner ganz eigenen Interpretation. Auch Mark Seibert legte in dieser Beziehung nach und stimmt mit „Tears in heaven“ von Eric Clapton und Lady Gagas „Always remember us this way“ ruhige Töne an.
Miriam Neumaier hingegen zeigte sich von den verschiedensten Seiten. Sie begeisterte sowohl mit „Maybe this time“ aus Cabaret gleichzeitig aber auch mit Knallern wie „Ich brauch‘ nen Mann, der jodeln kann“ aus Der Schuh des Manitu, ein Stück in dem sie im kommenden Jahr auf der Bühne stehen wird. Eine gemeinsame Vergangenheit als Blutsbrüder haben auch Mathias Schlung und Mark Seibert. Das offenbarten sie mit einer kurzen Sequenz aus dem Schuh des Manitu, bei der sogar die Tanzschritte noch saßen und das, obwohl es bereits 12 Jahre her ist, dass beide gemeinsam als Indianer und Ranger im Theater des Westens auf der Bühne standen.
Gastgeber Florian Hinxlage zauberte ebenso die verschiedensten Stück gekonnt auf die Bühne. Während er mit „Feeling good“ in den Abend startete, begeisterte er ebenso mit „Ich wollte nie erwachsen sein“ aus Tabaluga, aber auch im Duett mit Miriam Neumaier bei Tarzans „Dir gehört mein Herz“.
Die Fan-Herzen schlugen jedoch wohl zum Ende des Abends am höchsten. Bevor alle Stars gemeinsam mit „From now on“ (The Greatest Showman“) schließen, verzaubern Kevin Tarte und Mark Seibert gemeinsam als Grafen von Krolock. Beide haben die Rolle bereits erfolgreich dargestellt. Während Tarte bereits in der deutschen Uraufführung als Chef-Blutsauger auf der Bühne stand, ist Seibert einer der neueren Grafen. Gemeinsam brachten sie mit „Unstillbare Gier“ einen der Hits aus Tanz der Vampire auf die Bühne und begeisterten so Jung und Alt und haben so sicherlich den ein oder anderen Fan im Publikum glücklich gemacht, darauf ließen zu mindestens die Standing Ovations schließen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es Florian Hinxlage mit viel Liebe, Hingabe und Herzblut gelungen ist, ein wunderbares Musicalerlebnis auf die Bühne zu bringen. Bleibt nur noch zu hoffen, dass die vielleicht auch dann, wenn die Pandemie überstanden ist, erneut stattfinden wird. Wir drücken dafür die Daumen!