Michaela Schober nimmt uns mit „Auf der Straße der Erinnerung“ – Ein besonderer Konzertabend

Michaela Schober

Konzert in den Tresohrstudios am 20.11.17 in Oberhausen

Michaela Schober ist in der Musical-Szene schon lange kein unbeschriebenes Blatt mehr. Sie stand bereits in zahlreichen Produktionen wie zum Beispiel „Hello Dolly“, Luther, Rebecca, Tanz der Vampire oder den Uraufführungen „Ein Lied von Freiheit“ und Sophies Traum auf der Bühne. Auch als Solistin ist sie bei Galas und Konzerten namhafter Kolleginnen und Kollegen ein gern gesehener Gast. Dabei arbeitet die sympathische Sopranistin neben ihren Bühnenengagement auch als Regisseurin und Choreografin für Kinder- und Jugendmusicals sowie als Gesangslehrerin und Stimmbildnerin. Außerdem leitet sie gemeinsam mit Mario Stork den „Sound of Music“ Chor in Gelsenkirchen.

Der Titel ihres Programms, der auch gleichzeitig ihrer brandneuen CD den Namen gibt, könnte im ersten Moment vermuten lassen, dass es sich um einen Liederabend mit längst verstaubten Songs handeln könnte, der hauptsächlich auf die ältere Generation zugeschnitten ist. Aber Erinnerungen, wenn man einmal etwas genauer darüber nachdenkt, sind wertvolle Geschenke, die bewahrt werden sollten. Erinnerungen an irgendwas – eine Situation, ein Ereignis, an Freud oder Leid. Vieles davon ist mit Musik oder einem bestimmten Lied verbunden. Lieder sind die Stationen an der Straße, die durchs Leben führt und an dessen Punkten rechts und links man innehält – aus welchen Gründen auch immer. Sobald irgendwo dieser Klang ertönt werden Erinnerungen wach. An Abende mit der Familie, bei denen das einfache Zusammensein schon Glück bedeutet, an Prüfungen, die man mit Bravour gemeistert hat oder auch zur Ehre eines ganz besonderen Menschen, der einem auf seinem bisherigen Lebensweg zum Beispiel auch mit seiner wundervollen Musik begleitet hat.

All solche Erinnerungen bleiben nicht nur der älteren Generation vorenthalten, auch wenn man in der heutigen Zeit glauben könnte, dass in dieser schnelllebigen Zeit den jüngeren Leuten dafür nichts mehr an Raum übrig bleibt. Darum ist es besonders schön, dass Michaela Schober es an diesem Abend, der dann auch noch in einem ganz besonderen Rahmen stattfand, es schaffte die Konzertbesucher mitzunehmen und mit ihnen gemeinsam auf der Straße der Erinnerung zu wandern.

Der gesamte Abend war in sich sehr stimmig und selbst der äußere Rahmen passte perfekt dazu. Der November, in dem dieses Konzert stattfand, machte seinem Namen alle Ehre. Es war kalt, nass und auf den Straßen jede Menge los. Hektik überall. Wer an diesem Montag jedoch den Weg in die Tresohr-Studios in Oberhausen fand – was zugegeben nicht so ganz einfach war – hatte das Glück, schon beim Hereinkommen in eine kleine, beschauliche Umgebung abzutauchen und die Welt draußen für ein paar Stunden zu vergessen. Nichts hatte mit einem Einlass zu einer Veranstaltung zu tun, vielmehr ein Willkommen bei Freunden, wie man es aus privaten Kreisen gewohnt ist.

Der übersichtliche Raum mit dem wahllos zusammengewürfelte Stühle, Bänke und Transportkisten war an diesem Abend der zentrale Punkt des Geschehens. Über der Bühne, die eigentlich gar keine war, baumelten Glühlampen und beinahe die Hälfte der Fläche, die noch zur Verfügung stand, nahm schon das Klavier ein, an dem Michaela Schober von Mario Stork wunderbar durch den Abend begleitet wurde. Weitere Unterstützung erhielt sie von ihrem aufstrebenden Künstlerkollegen Jan Rekeszus, der zurzeit am Theater Magdeburg im „Kleinen Horrorladen“ und parallel am Staatstheater Darmstadt bei „Footloose“ zu sehen ist. Ein Pianist, zwei klangvolle Stimmen. Mehr als dies brauchte es für den Abend nicht.

Und als wenn dies nicht schon besonders genug gewesen wäre, stand der Abend auch noch unter dem Zeichen einer Live-Aufnahme für Michaelas neue CD. Wo hat ein Zuschauer schon einmal die Möglichkeit, bei einer solchen Aufnahme dabei zu sein? Noch mehr Einblick kann kaum gewährt werden. Aus diesem Grund wurden die knapp 60 Zuschauer auch augenzwinkernd darauf hingewiesen, dass es auch schon einmal vorkommen könne, dass möglich wäre, dass es Titel gäbe, die mehrfach gesungen werden könnten, falls die Aufnahme nicht zur Zufriedenheit des Tontechnikers ausfällt.

Die Lieder, die Michaela nun aus ihrem Gepäck zaubert, kommen keinesfalls nur aus dem Bereich Musical; vielmehr ist es eine abwechslungsreiche Reise auf die sie die Zuschauer mitnimmt und zugleich mit dem ersten Lied eine Brücke zu ihnen baut (Ein Lied kann eine Brücke sein). Immer wieder erzählte sie zwischen den einzelnen Blöcken kleine Anekdoten, die wunderbar zu den geschickt zusammengestellten Songs passen. Besonders, berichtete sie, hätte sie noch die Situation vor Augen, als sie für eine Konzertreihe das Lied über die Frau, die Tag für Tag im Hafen am Kai steht und mit fremden Matrosen ihre Einsamkeit vergisst, einem Veranstalter vorsang, der bei Beendigung ihres Vortrages Tränen in den Augen hatte. „Da wusste ich, habe ich alles richtig gemacht“ Aus diesem Grund durfte das Lied (Weit über’s Meer) auf ihrer Live-CD keinesfalls fehlen.

Jan Rekeszus

Immer mal wieder wurde sie passenderweise von Ihrem Sangeskollegen Jan Rekeszus im Background begleitet. Michaelas Sopran und Jans hoher Bariton harmonieren perfekt zusammen. Aber auch bei seinen beiden Solo-Stücken „Monolog… I got life“ und „Wie jeder andre Mann“ zeigt Jan Rekeszus einen Auszug seiner gesanglichen Bandbreite. Von ihm dürften die Musicalliebhaber in den kommenden Jahren sicher noch hören. Einen weiteren Block widmet sie dem großen Songschreiber Michael Kunze, der in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag feiert und sich für viele wunderbare Lieder innerhalb und außerhalb der Musicalszene verantwortlich zeichnet. So durfte sich das Publikum gemeinsam an „Gold von den Sternen“ erfreuen, dem Hit von Mary Roos „Aufrecht geh’n“ und mit beiden Künstlern gemeinsam sich in das Häuschen im Grünen entführen lassen wo Seymour und Audrey ihr Glück suchten („Jetzt hast du Seymour“).

 

Als sich dieser kurzweilige Abend langsam dem Ende näherte, konnte es passender nicht sein, dass Michaela Schober einfühlsam „Kugelmond“ und „Der Mond ist aufgegangen“ zum Besten gab. Zusammen mit Jan Rekeszus und Mario Stork hatte sie es geschafft, die Herzen der Zuschauer zu berühren und ein bisschen Licht für ein paar Stunden in einen grauen Novembertag zu zaubern. Diese sehr persönlichen Sessions werden sicherlich eher seltener stattfinden, aber für alle, die diese in Haltern oder Oberhausen verpasst haben, bietet sich noch eine neue Chance im Rahmen eines Zusatzkonzertes am 14.02.2018 im Rosenau in Stuttgart. Dort wird es eine weitere Reise auf der Straße der Erinnerung geben.

Es gibt noch Tickets unter:  www.soundofmusic-shop.de

Nicht unerwähnt sollte ebenfalls bleiben, dass es zwei ähnliche Konzerte mit Michaelas wunderbarem Kollegen Jan Rekeszus am 25.03.2018 in Haltern im Lea-Drüppel-Theater (Karten unter www.lea-drueppel-theater.de) und am 29.03.2018 in Oberhausen in den Tresohr-Studios (Karten unter: Mail an a.luketa@artandsoul.eu) geben wird.