Vom Tanzfilm zum Musical – Flashdance wieder am Staatstheater Darmstadt

Flashdance © Michael Hudler

In den 80ern war die Zeit der großen Tanzfilme, aus der Filme wie “Dirty Dancing”, “Footloose”, “Fame” und “Flashdance” hervorgingen. Und ähnlich wie “Dirty Dancing” es 2004 auf die Bühne schaffte, schaffte es auch “Flashdance” auf die großen Bühnen und feierte 2008 seine Premiere in Plymouth, ehe es auf Tour durch Großbritannien geschickt wurde und es 2010 sogar für einige Monate ans West End schaffte.

Mittlerweile hatte sich das Theater Chemnitz dem Stoff angenommen und es so erfolgreich inszeniert, dass das Staatstheater Darmstadt diese Produktion so übernommen und erstmals im Oktober 2015 zur Premiere brachte. Nach mehreren ausverkauften Terminen ist es nun also nicht verwunderlich, dass das Musical seine Wiederaufnahme am 04.02. erneut im Staatstheater feierte.

Wer den Film kennt und mag, wird das Musical auch mögen. Aber man wird keine größeren Überraschungen erleben, denn die Handlung ist im Großen und Ganzen die selbe, wie in der unvergessenen Verfilmung mit Jennifer Beals von 1983: Die junge Schweißerin Alex hat den Traum, Ballett an der Shipley Akademie in Pittsburgh zu studieren. Neben ihrem Job als Schweißerin tritt sie außerdem ganz im Sinne ihrer Leidenschaft als Tänzerin im „Harry’s“ auf und holt sich Rat bei ihrer Mentorin Hannah, die früher selbst einmal Tänzerin war und nun mit einer kaputten Hüfte geplagt ist. Nebenbei übernimmt Nick Hurley in der Schweißerei die Führung und bald darauf kommt es zu vielen Entlassungen. Doch auch im „Harry’s“ geht es drunter und drüber, als ein dubioser Nachtclub dem „Harry’s“ den Rang abläuft und Alex‘ Freundin Gloria in einen Sog aus Sex und Drogen gerät. Alex, die sich zwischenzeitlich an der Shipley Akademie beworben hat, wird bald daraufhin auch zum Vortanzen eingeladen. Eines kann man jedoch vorweg nehmen: für alle gibt es ein Happy End, wenn Alex zu „What a feeling“ an der Akademie vortanzt.

Alex Owens tut was sie will: tanzen! © Michael Hudler

Es ist eine für die 80er Jahre typische Handlung, die man heutzutage als vorhersehbar bezeichnen würde. Dennoch ist die Handlung auch eine Geschichte von Willensstärke, Emanzipation und Selbstverwirklichung. Denn während Alex in einer von Männern dominierten Branche als Schweißerin arbeitet, lässt sie sich nicht von ihrem Traum abbringen, Tanz an der Shipley Akademie zu studieren und lehnt es sogar strikt ab, sich von Nick Hurley dabei helfen zu lassen und ihre Aufnahmechancen zu erhöhen. Das, was sie tut, tut sie für sich und sie möchte es aus eigener Kraft schaffen.

Die Musik, die vom Film übernommen wurde, hat durchaus Ohrwurmpotenzial. Hits wie “Maniac”, “Gloria”, “I love Rock’n’roll” und – natürlich – “What a feeling” erkennt man sobald die ersten Takte gespielt werden und werden vom Ensemble wirklich ansprechend dargeboten. Die Musik, die zusätzlich für dieses Musical komponiert wurde, stammt von Robbie Roth, verblasst jedoch im Vergleich zu den Stücken aus dem Film und verflüchtigt sich, sobald der letzte Takt verklungen ist. Das kann auch die sonst hervorragende Regiearbeit von Götz Hellriegel nicht retten. Er zeichnet sich außerdem verantwortlich für die Choreographien, mit denen er einen kurzweiligen Abend mit wirklich ansprechenden Bildern schafft, was auch ein Stück weit am Bühnenbild und den authentischen Kostümen von Dietlind Konold liegt. Das Orchester unterstand der Leitung von Bartholomew Berzonsky, das sowohl der Filmmusik und der eigens für das Musical komponierten Musik den richtigen Klang verlieh.

Alex Owens wurde in der Wiederaufnahme von Julia Waldmayer dargestellt, die sich souverän durch die Szenen tanzte und sang, bei den Zwischenszenen mit Thomas Hohler als Nick Hurley jedoch ein wenig zu kühl wirkte und deswegen ein wenig die dargestellte Beziehung ein wenig darunter litt. Dennoch spielt sie die willensstarke Persönlichkeit von Alex voll aus und der leidenschaftliche Funke springt schnell auf das Publikum über. Thomas Hohler hat eine angenehme Stimme und verlieh der Rolle sogar eine gewisse Verletzlichkeit, die gerade die Situation mit den Entlassungen in der Schweißerei ein wenig lebendiger machte. Die “Girls” aus dem Harry’s, Kiki, Tess und Gloria, wurden von Tamara Wörner, Anne-Mette Riis und Ira Theofanidis gespielt und schafften es, dank des komödiantischen Talents, das Publikum zu unterhalten und überzeugten mit wunderbaren Stimmen, die “Maniac” zu einem Highlight im ersten Akt machten. Harry wurde von Thomas Mehnert gespielt, der hier erneut bewies, dass er nicht nur ein guter Herr Schultz in Cabaret ist. Der Möchtegern-Komiker Jimmy – hier dargestellt von Dustin Smailes – hat ähnlich wie Elisabeth Hornung als Hannah eher eine ergänzende Funktion zur Handlung, was schade ist, denn die Beziehungen zu den anderen Rollen sind da nicht immer deutlich. Ein kleiner Gänsehautmoment ist es dennoch, wenn Elisabeth Hornung als Hannah in der Finalszene noch einen kleinen Auftritt hat, der nicht sofort offensichtlich ist und an dieser Stelle auch nicht verraten werden soll.

Ergänzt wird das Ensemble von Miyu Fukugawa und Alexandre Demont als Ballettpaar und Tim Leirich und Tarek Naamnih als Streetdancer, die in wenigen Szenen erscheinen und tanzen.

Generell bleibt zu sagen, dass sich das Musical nicht nur für Fans der 80er Jahre Tanzfilme lohnt sondern auch für jene sehenswert ist, die einen unterhaltsamen Abend mit ansprechenden Choreographien und einer starken Frauenrolle geboten bekommen wollen.

Tickets und Informationen gibt es hier: www.staatstheater-darmstadt.de