Bat out of Hell – Ein Rockspektakel

Die Bühne von Bat out of Hell wirkt auch aus der vorletzten Reihe noch beeindruckend. Wer das Dominon Theatre im Herzen Londons kennt, wird sich verwundert die Augen reiben, wenn er den imposanten Saal betritt. Dunkel, düster und riesig mutet die Bühne mit ihren Licht- und Videoinstallationen an. Aber das wahre Spektakel beginnt erst, als die Musik beginnt und die Zuschauer in die Sitze drückt. Schiere Lautstärke beeindruckt von Beginn an und zieht sich durch den Abend hindurch fort.

Die Geschichte von Bat out of Hell ist schnell erzählt: In einer postapokalyptischen Welt namens „Obsidian“ lebt Strat (Andrew Polec) gemeinsam mit seiner Band „The Lost“ in den ehemaligen U-Bahn Tunneln. Falco (Rob Fowler), der tyrannische Führer Obsidians, will die Bande auslöschen und die Stadt wieder zu dem machen was sie in seinen Augen sein sollte. Als sich Strat in Falcos Tochter Raven (Christina Bennington) verliebt, flammt ein Konflikt zwischen beiden Seiten auf, in dem sich auch Sloane (Sharon Sexton), Ravens Mutter, entscheiden muss auf welcher Seite sie am Ende steht.

Das Stück von Jim Steinman, der auch alle Songs geschrieben hat, überzeugt vielleicht nicht unbedingt durch die doch eher dürftige Geschichte, umso mehr überzeugen jedoch die Rocksongs, die den Abend zu einem einmaligen Erlebnis machen. Viele der Songs sind bereits durch die Interpretation von Meat Loaf weltbekannt, sodass die Melodien schnell ins Ohr gehen, aber auch Musicalfans dürften die eine oder andere Melodie sehr bekannt vorkommen, da sich diese u.a. in Tanz der Vampire wiederfinden.

Andrew Polec und Christine Bennington beim WestEndLive 2017 (c) Maybe Musical/Lena Gronewold

Besonders Leading Man Andrew Polec zeigt eine beeindruckende Leistung. Für ihn muss die knapp zweieinhalb stündige Show quasi einem Marathonlauf gleichen. Er ist fast permanent auf der Bühne – springt herum, tanzt und singt. Die Leidenschaft und Verzweiflung, die er in seine Rolle legt, machen ihn zu einer wirklich spektakulären Besetzung für die Rolle. Sowohl der Hass auf Falco als auch die Verzweifelte Liebe zu Raven wirken nicht gespielt, sondern unglaublich realistisch. Ebenso fantastisch ist die Chemie zwischen ihm und seinen Bühnenpartnern. Egal ob mit Christina Bennington, Rob Fowler oder Alex Thomas-Smith. Polec überzeugt in jeder Beziehung.

Christina Bennington als junge Raven steht ihrem Bühnenpartner in keinster Weise nach. Die junge Engländerin hat eine glockenklare Stimme, die auch in den Rocksongs von Jim Steinman zu überzeugen weiß. Ihr Schauspiel wirkt authentisch und die Wandlung von Daddys Tochter zur rebellischen Rock-Röhre wirkt in jeder Facette glaubhaft. Neben ihrem Zusammenspiel mit Andrew Polec brilliert sie vor allem in der Beziehung zu ihrer Bühnenmutter Sharon Sexton. Diese nicht konfliktlose Beziehung wandelt sich vor den Augen des Publikums. Sexton gelingt es wunderbar, das Publikum im Dunkeln zu lassen, auf welcher Seite Sloane steht. Auch wenn sie meist auf er Seite ihrer Tochter und der Rebellen zu sein scheint, steht sie doch immer noch unter Falcos Einfluss und kann nur bedingt von ihm lassen. Auch die Wandlung der Beziehung zwischen Sloane und Falco spielt sie sehr überzeugend.

Rob Fowler, der den deutschen Fans aus diversen Musicalhauptrollen bekannt ist, hat mit der Rolle des Falco wohl seine musikalische Heimat gefunden. Die rockigen Songs unterstreichen seine Stimme in idealer Weise und lassen keinen Zweifel zu, dass dies sein Stück ist. Wenn man ihn so hört, kann man ihn sich ohne Probleme in einem ausverkauften Stadion vorstellen. Die Wandlung die Falco durchmacht spielt er ebenso überzeugend wie den Bösewicht.

Neben diesen vier sticht besonders Danielle Steers als Zahara besonders hervor. Ihre Stimme ist außerordentlich und auch ihre schauspielerische Leistung ist brilliant. Auch Alex Thomas-Smith (Tink), Wayne Robinson (Jagwire), Giovanni Spanó (Ledoux) und Jonathan Cordin (Blake) sowie das gesamte Ensemble zeigen eine herausragende sängerische, tänzerische und schauspielerische Leistung.

Das beeindruckende Bühnenbild, die Licht-, Sound- und Videoeffekte tragen dazu bei, den Eindruck einer Rock-Show zu unterstreichen. Wenn die Darsteller dann noch auf Motorrädern über die Bühne fahren, bleibt nur noch eine Frage: Ist das hier ein Musical oder ein Rockkonzert? Egal was es ist, Bat out of Hell ist definitiv ein Must-See! Wer nicht nach London kommt oder schon mal reinschauen möchte, für den Fall, dass das Stück demnächst tatsächlich nach Deutschland kommt, kann dies hier tun!