In der letzten Spielzeit hat das Theater Bonn, in einer Inszenierung von Erik Petersen unter der musikalischen Leitung von Jürgen Grimm, einen Musical-Klassiker wieder ins Programm genommen. Den kleinen Horrorladen: Der größte Teil der Geschichte spielt in dem Blumenladen von Mr. Mushnik, in dem auch Seymour und Audrey arbeiten. Seymour, der als Gehilfe des Ladenbesitzers gnadenlos ausgebeutet wird, ist heimlich in die etwas einfach gestrickte Audrey verliebt, die ihrerseits wiederum mit dem sadistischen Zahnarzt Orin Scrivello liiert ist.
Als Mr. Mushnik beschließt, den sich nicht mehr rentierenden Laden zu schließen, wollen die Angestellten ihn retten und stellen die seltene Pflanze, die Seymour auf dem Markt gekauft hat, in das Fenster. Nachdem sie, trotz intensiver Pflege, kurz davor ist einzugehen, bemerkt Seymour durch Zufall, dass sie sich von Blut ernährt. Somit beginnt er, sie mit seinem zu füttern. Daraufhin wächst sie in einem sehr rasanten Tempo und ist bald mit dem „bisschen Blut“ von ihm nicht mehr zufrieden. Der Laden indessen bekommt neuen Aufschwung und wird berühmt. Funk, Fernsehen und Presse reißen sich um ihn. Alle profitieren von der plötzlichen Berühmtheit. Als Audrey II, wie die Pflanze inzwischen heißt, Menschenopfer fordert, beschließt Seymour Scrivello, der seine heimliche Liebe Audrey sehr schlecht behandelt, zu erschießen. Er bringt es zwar nicht fertig, aber kurioserweise stirbt Orin in seiner Praxis an einer Überdosis Lachgas. Nachdem Seymour ihn an Audrey verfüttert hat, wächst sie noch schneller.
Audrey und Seymour gestehen sich nun endlich ihre Liebe. Mr. Mushnik kommt jedoch dahinter, dass Orin ermordert wurde und Seymour damit zu tun hat. Als er ihn anzeigen will, erklärt Seymour ihm, dass er die Tageseinnahmen in Audrey II versteckt hat. Als Mr. Mushnik sein Geld retten will, wird auch er von Audrey II verspeist. Die Pflanze wird immer gefährlicher und versucht nun, auch Audrey zu fressen. Seymour kann sie ihr zwar entreißen, aber als sie dennoch stirbt, ist ihr Wunsch an Seymour an Audrey II verfüttert werden, damit sie auch im Tod „irgendwo im Grünen“ ist. Auch Seymour überlebt schlussendlich dieses Szenario nicht.
Audrey II outet sich nun endgültig als Außerirdische, die versucht die Weltherrschaft an sich zu reißen.
Das Stück ist mit Matthias Schlung als Seymour, Bettina Mönch als Audrey, Michael Schanze als Mr. Mushnik und Hans-Werner Olm als Zahnarzt Dr. Orin Scrivello bestens besetzt. Matthias Schlung, der bereits in vielen Rollen u. a. im Schuh des Manitu in Berlin und bei den Nibelungenfestspielen in Worms als Seefred zu sehen war, platziert seine Figur des Seymour gekonnt zwischen Angst und Skrupellosigkeit. Sein lebhaftes Spiel auf der Bühne lässt keine Minute Langeweile aufkommen. Ist er am Anfang noch der von Mr. Mushnik ausgenutzte Angestellte, der sich nicht traut, Audrey seine Liebe zu gestehen, wird er mit jedem Stück, dass Audrey II wächst, selbstbewusster. Das Publikum nimmt er dabei so mühelos mit, dass es die Wandlung seines Charakters erst ganz zum Ende hin richtig realisiert.
Bettina Mönch, die die etwas durchgeknallte Audrey spielt, ist die perfekte Ergänzung dazu. Anfänglich als das etwas lispelnde Dummchen dargestellt, entwickelt sich ihre Figur, nachdem sie ihre Liebe zu Seymour gestanden hat, genau in die andere Richtung. Auch sie zeigt im Fortlauf des Stückes, dass ihre Figur durchaus gar nicht so oberflächlich ist. Stimmlich passen Schlung und Mönch außerdem sehr gut zusammen.
Das sehr ansprechende und aufwendige Bühnenbild, das durch die Ausnutzung der Drehbühne blitzschnell von einem Blumenladen in eine Zahnarztpraxis oder ein Radiostudio verwandelt werden kann, bietet dem Zuschauerauge immer wieder neue Perspektiven, die die ganze Aufführung sehr lebendig erhält.
Die Ganze Story wird begleitet von den 3 Soulgirls Chiffon (Beatrice Reece), Crystal (Amanda Whitford) und Ronette (Sampaguita Ingeborg Mönek), die die Geschichte erzählen und nicht nur durch ihre kräftigen klangvollen Stimmen auffallen, sondern auch durch ihre ausgefallenen Kostüme. Die Gewandmeister/innen haben sich sowohl bei ihnen als auch bei Dennis LeGree, der am Ende des Stückes die Rolle der Audrey II gesanglich übernimmt, etwas Besonderes einfallen lassen. So tragen die Sängerinnen z.B. Röcke, die durch LED-Leuchten ständig ihre Farbe wechseln, Dennis LeGree einen Anzug, der in grünen LED’s leuchtet und Audrey II noch zusätzlich etwas Gespenstisches verleiht.
Dass dieses Musical beinahe zeitlos ist und von Jung und Alt immer wieder gern gesehen wird, konnte man allein daran feststellen, dass die gelungene Inszenierung in Bonn nahezu ausverkauft war. Das Theater hat diesen Erfolg zum Anlass genommen, das Stück im Juni für noch einige, wenige Zusatzvorstellungen auf die Bühne am Rhein zurückzuholen.
Wer er es also noch sehen möchte, die Vorstellungen sind am 04.06. und 25.062016, schnell Karten sichern. Es lohnt sich!