Eine runde Sache – die Ritter der Tafelrunde erobern Tecklenburg

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(c) Julia Wagner / Maybe Musical

Die Freilichtspiele Tecklenburg sind seit Jahren dafür bekannt, die Sommer-Saison mit großartigem Musiktheater zu füllen. Dieses Jahr sogar mit einer Deutschland-Premiere. Artus Excalibur, das Musical aus der Feder von Frank Wildhorn, welches zuvor in St. Gallen das Publikum begeisterte, feierte am 18. Juni Premiere in Tecklenburg und war bis zum 29. August auf der Freilichtbühne zu erleben.

Artus, der Zauberer Merlin, die Ritter der Tafelrunde und das Schwert Excalibur gehören wohl zu den größten Sagenschätzen Großbritanniens. Mit seinem Musical hat Frank Wildhorn die Geschichten um Liebe, Verrat und Magie zu einem Strang verwoben. Tecklenburg bietet für dieses Stück die ideale Kulisse. Zwischen Wald und Ruine wird das mystische Stück schnell lebendig.

Im Britannien des 6. Jahrhunderts herrscht Krieg. Unzählige Herrscher streiten um die Krone. Um den wahren König herauszufinden, stößt der Zauberer Merlin (Kevin Tarte) das Schwert Excalibur in einen Felsen. In einem Zweikampf gelingt es dem jungen Artus (Armin Kahl) dieses herauszuziehen. Verwirrt und überzeugt, dass ein Fehler passiert sein muss, wird ihm vom Merlin seine wahre Identität offenbart. Dass er sein Schicksal letztendlich annimmt, ist nicht Merlin, sondern der jungen Guinevere (Milica Jovanovic) zu verdanken.

Gemeinsam mit Merlin und Lancelot (Dominik Hees), seinem ersten Ritter, beginnt er in Camelot seinen Kampf gegen die Tyrannei. Ihm entgegen stehen seine Halbschwester Morgana (Roberta Valentini) und der grausame König Loth. Mit List und Tücke spinnen sie Intrigen, um Artus zu töten und so selbst an die Macht zu gelangen. Auf der Hochzeitsfeier von Artus und Guinevere wird Artus‘ Ziehvater Ector von Loths Männern ermordet und der junge König sinnt auf Rache. Blind vor Hass stürzt er sich in die Vorbereitungen zur Schlacht und stößt seine engsten Vertrauten von sich, sodass ihm am Ende alles zu entgleiten und Merlins Vision eines friedlichen, vereinten Landes zum Scheitern verdammt scheint.

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(c) Lena Gronewold / Maybe Musical

Im Vergleich zu der Inszenierung in St. Gallen (Schweiz) wurde in Tecklenburg eher auf zeitgemäße Kostüme gesetzt, die ins Mittelalter passen. Einzig das Pailettenkleid der Morgana sticht in einigen Szenen als fast zu modern heraus. Ein großer Gewinn für das Stück ist das sehr große Ensemble, welches in Tecklenburg zum Einsatz kommt. Kampfszenen oder auch die Szenen mit Morgana im Kloster wirken durch die Gruppe von 40 Nonnen eindrucksvoll und gleichzeitig fast andächtig. Ebenso wird damit die sehr große Bühne von Tecklenburg belebt, auf der eine kleine Gruppe eher verloren wirken würde. Besonders bei ruhigen, intimen Szenen werden die Akteure oft durch ein Tänzerpaar unterstützt. Dieser Kniff der Regie bewirkt, dass die große Bühne besser genutzt wird und zwei einzelne Personen nicht verloren wirken.

Die Cast wird in Tecklenburg von Armin Kahl als König Artus angeführt. Auf den ersten Blick scheint er für die Rolle ein wenig zu alt, es fällt schwer, ihm anfangs den jungen, zögernden Mann abzunehmen. In Kombination mit dem viel jüngeren Dominik Hees wirkt das Verhältnis der beiden Männer somit nicht länger gleichberechtigt. Armin Kahls Stimme wirkt sehr reif, gleichzeitig ist er jedoch gesanglich und schauspielerisch ausgesprochen stark und überzeugt je weiter das Stück fortschreitet und sein Charakter sich entwickelt.

Dominik Hees kann als Lancelot schnell überzeugen, auch wenn ihm die Tonlagen der Songs nicht immer zuträglich sind. Sein Schauspiel dagegen ist jederzeit ausgesprochen stimmig und seine unerfüllte Liebe zu Guinevere lässt besonders im Titel „Nur sie allein“ die Herzen des Publikums höher schlagen.

Ein König ist kein König, ohne seine Königin. Milica Jovanovic schlüpft in Tecklenburg in die Rolle der Guinevere und verzaubert nicht nur ihren König, sondern auch das Publikum. Sie setzt eigene Akzente und vermag es, den ein wenig blass gebliebenen Charakter deutlicher hervortreten zu lassen.

Mystisch und dennoch menschlich ist der Merlin, gespielt von Kevin Tarte. Seine Interpretation transportiert die Kraft des Zauberers mühelos in den Zuschauerraum und verleiht so manchem Zuhörer sicher Gänsehaut. Seine Illusionen sind trotz der nicht vorhandenen Möglichkeit von Projektionen sehr eindrucksvoll und gut umgesetzt.

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(c) Julia Wagner / Maybe Musical

Als Widersacher stehen Christian Schöne und Thomas Hohler auf der Bühne. Beide bleiben als die großen Feinde König‘ Artus jedoch hinter den Erwartungen zurück. Ihre Töne sitzen nicht immer und stimmlich fehlt die Stärke um gegen Artus und seine Männer bestehen zu können.

Von den Rittern der Tafelrunde gelingt es jedem, seinem Charakter Leben einzuhauchen. Besonders Andrea Luca Cotti, welcher den Lucan verkörpert, gibt sich als süßer Hofnarr und sticht positiv heraus.

Besonders gelungen ist die veränderte Songfolge in Tecklenburg. Statt „Sünden der Väter“ tritt Morgana zuerst mit dem Titel „die Rose“ auf und erklärt ihr Schicksal damit bereits im ersten Akt. Eine gelungene Umstrukturierung, die ihre Motive früher erklärt. Etwas unglücklicher dagegen die geänderte Textstelle in „Morgen schon triffst du den Tod“ bei der Artus, Sohn Uther Pendragons, plötzlich als Löwe bezeichnet wird und seine Gegner als Drachen. Ebenso wird Merlins Ende vollkommen offen gelassen, während das Ende der Geschichte bereits durch den Zauberer selbst verraten wird. Dies sind allerdings nur kleine Schwachstellen in einer durch und durch großartigen Inszenierung.

Insgesamt gelingt Tecklenburg mit Artus Excalibur eine grandiose deutsche Uraufführung, mit dem die Freilichtspiele zeigen, dass sich Stücke dieser Art wunderbar für diesen Spielort eignen. Tecklenburg verleiht dem Stück eine ganz eigene Note, die beim Publikum sehr gut ankommt.