Ein sehr bekanntes Musical hat man sich für die Burgfestspiele Bad Vilbel ausgewählt: “Der kleine Horrorladen”. Unter der Regie von Christian H. Voss versucht die fleischliebende Pflanze Audrey II nun auch in einem hessischen Ort in der Nähe von Frankfurt ihr Glück. Ob uns die Sci-Fi-Comedy unter mehr oder weniger freiem Himmel überzeugt hat, wollen wir euch natürlich nicht vorenthalten.
Dass sich ein Musical, das bereits mit einer Verfilmung geehrt wurde, immer wieder mit diesem vergleichen lassen muss, liegt dabei natürlich auf der Hand. Auffällig ist dabei auch, dass die Bad Vilbeler-Inszenierungen da ganz andere Wege geht, als der große Bruder auf der Leinwand und somit in sich erwachsener, ernster und düsterer wirkt.
Die Handlung unterscheidet sich nur in wenigen Punkten, vor allem aber am tragischen Ende, von der Verfilmung: Im Blumengeschäft von Mr. Mushnik läuft es überhaupt nicht rund. Er und seine zwei Angestellten, der schräge Seymour und die schusselige Audrey, sehen sich gezwungen, den Laden zu schließen. Doch da hat Audrey die zündende Idee: Seymour soll die seltsame Pflanze, die er einem Asiaten abgekauft hat, ins Schaufenster stellen. Kaum ist das getan, strömen auf wundersame Weise wieder Kunden in den Laden. Was da noch niemand ahnt: Die nach Seymours Schwarm Audrey benannte Pflanze verlangt nach menschlichem Blut und bekommt davon nicht genug.
Seymour wird hier dargestellt von Krisha Dalke, der dem deutschen Publikum vor allem durch seine Darstellung des Alfred in Tanz der Vampire in Erinnerung blieb und vor wenigen Monaten auch im Musical Elisabeth durch Deutschland tourte. Seine Interpretation des Seymour ist erfrischenderweise sehr gefasst und entschlossen, was er mit seiner einzigartigen Stimme immer wieder zu unterstreichen vermag.
Audrey, gespielt von Julia Heinrich, hat eine beeindruckend rührende Sopranstimme, die vor allem “Irgendwo im Grünen” zu einem besonderen Highlight macht. Ihre Darstellung der aufgedrehten und bunten Audrey ist wirklich angenehm zu beobachten, wo es in anderen Inszenierungen doch gerade an dieser Rolle scheitert.
Raphael Koeb, ebenso in “Evita” als Magaldi zu erleben, gibt hier den sadistischen Zahnarzt, der auch noch der Liebhaber von Audrey ist. Einziger Kritikpunkt ist hier vielleicht das etwas zu schräge Kostüm, das dann doch etwas zu sehr an eine Mischung aus Riff Raff und Udo Lindenberg erinnert. Dennoch spielt er eine Rolle, die man einerseits unaufdringlich unsympathisch findet, andererseits jedoch aufgrund ihres Schwungs beeindruckend finden kann, wenn man denn will. Raphael Koeb hat eine sehr rockige Stimme.
Theodor Reichardt in seiner unliebsamen Rolle als Mr. Mushnik spielt seine Rolle überzeugend, was gerade im Zusammenspiel mit Krisha Dalke sehr lustig anzusehen ist. In der Rolle der fleischfressenden Pflanze zu hören ist Sonja Herrmann. Auch wenn es unter Umständen ungewöhnlich erscheint, die Pflanze auch tatsächlich mit einer Frau zu ersetzen, passt ihre reife Stimme sehr zur dargestellten Persönlichkeit der stetig größer werdenden Pflanze.
Kommentiert wird die Handlung von den drei Straßengören Chrystal (Janice Rudelsberger), Chiffon (Stefanie Smailes) und Ronette (Anja Backus). Alle drei beweisen in verschiedenen Kostümen ihr Talent und kommentieren bissig und verführerisch die Geschehnisse. In einer sehr kleinen Rolle – Bernstein – erscheint hier Vicco Farrah, der aber überraschenderweise eine beeindruckende Singstimme vorzuweisen hat.
Die Kostüme von Monika Seidl entsprechen durchaus dem Setting und wirken – gerade bei Audrey – wie aus den tiefsten 80ern ausgegraben. Einziger Widerspruch liegt dann wieder bei den “Selfies” die mit der fleischfressenden Pflanze auf einem Plakat angeboten werden.
Die Choreographien von Martin Ruppel sind ebenso sichtbar an Choreographien der 80er Jahre angelehnt. So wirkt gerade das Finale vertraut nach “Thriller” von Michael Jackson.
Alles in allem trägt sich dieses Musical nicht nur von der Musik des jungen Alan Menken, der daraufhin zum Disney Hauskomponisten avancierte, sondern auch von einer jungen, frischen Cast und einer tollen Kulisse in der Bad Vilbeler Wasserburg.
Das Stück ist noch bis zum 28.08. zu erleben. Karten und Informationen gibt es hier.