[titel der show] – Ein echtes Broadway-Musical in Berlin

(c) Sven Serkis

Bei der englischsprachigen Erstaufführung, sowohl am Off-Broadway als auch später am Broadway, hagelte es für [titel der show] unter anderem Nominierungen für einen Tony Award sowie zwei Drama League Awards. Nun ist das Stück in der deutschen Fassung von Robin Kulisch erstmals im Berliner Admiralspalast zu sehen. Das Stück, im Original aus der Feder von Jeff Bowen (Musik und Gesangstexte) und Hunter Bell (Buch), dreht sich naheliegend um das Leben der beiden, zwei Typen, die ein Musical über zwei Typen schreiben.

Bisher haben sich Hunter (Dennis Weissert) und Jeff (Alexander Soehnle) wenig erfolgreich als Autoren versucht und halten sich mit Aushilfsjobs über Wasser. Als sie vom Musical Theater Festival erfahren, beschließen sie, ihr Glück dort zu versuchen. Der Haken bei der Sache? Ihnen bleiben nur 3 Wochen, um ihr Stück zu schreiben. Sie wollen etwas Neues schaffen, wissen aber nicht so recht, worum es gehen soll. Und so wird es schließlich ein Stück über sie selbst, zwei Typen die ein Musical schreiben. Dabei zur Seite stehen ihnen Susan (Franziska Kuropka), Heide (Annika Henz) und der meist stumme Pianist Larry (Damian Omansen). Die drei Wochen bis zum Abgabetermin vergehen wie im Fluge mit Frust, Unsicherheit, Schreibblockaden und allem was sonst so dazu gehört. Als Tag X gekommen ist und die vier das Teilnehmerformular aussfüllen, ist nur eine Frage offen: Wie heißt das Stück? Inspiriert vom Teilnehmerformular bleibt es schließlich bei [titel der show].

Es passiert, woran keiner zu glauben gewagt hat: [titel der show] wird fürs Festival ausgewählt. Nach den Shows beim Festival gelingt den Freunden direkt der nächste Coup. Sie finden einen Produzenten und schaffen es mit ihrer Show an den Off-Broadway. Danach jedoch geraten sie in eine Sackgasse. Der erwartete Transfer an den Broadway bleibt vorerst aus und das obwohl der große Erfolg endlich in greifbarer Nähe scheint. Das Leben aller läuft wieder in ihren gewohnten Bahnen. Nur Hunter scheint wie besessen die Idee verfolgen doch noch den ersehnten Broadway-Hit zu landen. Er lässt nichts unversucht und findet auch schlussendlich einen Produzenten. Der jedoch verlangt  viele Änderungen am  Stück und so stehen die Freunde schließlich vor der Frage, wohin ihr Weg sie führen soll. Die Gruppe droht unter dem Druck auseinanderzubrechen. Hunter erkennt schließlich, dass Gefallen nicht alles ist und so schaffen es die vier ihre Show auf die Beine zu stellen. Diese ist vielleicht nicht perfekt aber dafür authentisch. An diesem Punkt beschließen die Freunde auch mit dem Schreiben aufzuhören, denn wo sollte das Enden, wenn sie immer weiter alles aufschreiben würden was passiert?

Nicht perfekt, aber dafür authentisch, das sind wohl die Worte, die die deutsche Erstaufführung von [titel der show] passend umschreiben. Während bei der Premiere zu merken ist, dass vielleicht noch nicht jedes Wort perfekt sitzt, merkt man allen Akteuren, egal ob auf oder hinter der Bühne an, wie viel Herzblut in diese Show geflossen ist. Robin Kulisch, der sich sowohl für die deutsche Fassung des Stückes, wie auch die Inszenierung verantwortlich zeigt, hat es gewagt mit [titel der show] etwas Neues auf die Bühne zu bringen. Die Übersetzung des Textes ist Kulisch an vielen Stellen sehr gut gelungen. Besonders in den Dialogen schafft er es, den (Wort)Witz und die Komik der Show zu erhalten und in den deutschen Sprachgebrauch zu übertragen.

Eine großartige Leistung erbringen alle vier Darsteller, die den Abend hindurch quasi permanent auf der Bühne stehen und das Publikum mit einem „Bühnenbild“ aus nur vier Stühlen und einigen wenigen ergänzenden Requisiten unterhalten. Dennis Weissert und Alexander Soehnle begeistern als Hunter und Jeff. Beide überzeugen stimmlich aber vor allem auch darstellerisch. Es gelingt ihnen, die Beziehung der Charaktere mit einem Augenzwinkern herauszuarbeiten, ohne diese zu stark ins lächerliche zu ziehen. Selbstzweifel, Euphorie und auch den Streit mit ihren Freunden durchlaufen sie als würden sie dies eben auf der Bühne wirklich erleben.

Gleiches gilt auch für die Beteiligten Damen. Annika Benz (Heidi) und Franziska Kuropka (Susan) brauchen sich sicherlich nicht hinter ihren männlichen Kollegen verstecken. Während Kuropka die schnodderige, gelangweilte aber auch verzweifelte und an sich zweifelnde Susan bis zur Perfektion ausspielt, verzaubert Annika Henz neben ihrem schauspielerischen Können vor allem mit ihrer wunderbaren Stimme. Schade ist, dass sie diese erst in „Zurück nach damals“ zum Ende der Show hin richtig zeigen kann.

Nicht unerwähnt bleiben sollte der Musikalische Leiter Damian Omansen, der den ganzen Abend über die Darsteller am Klavier begleitet und so die musikalische Untermalung bietet. Omansen zeigt, dass es nicht immer Band oder Orchester sein müssen. Manchmal ist weniger mehr und genau das weiß er mit seinem Spiel zu unterstreichen.

Wer mit [titel der show] ein „normales“ Musical erwartet, der dürfte enttäuscht werden. Wer sich aber auf einen etwas anderen Abend einlässt, wird sicher nicht enttäuscht. Das Stück zeigt wie es gehen kann und wie wohl der Alltag so manches Darstellers aussieht. Und so wundert es kaum, dass im Publikum viele Darsteller sowie der Musicalnachwuchs vertreten ist und diese die Deutschlandpremiere dieses außergewöhnlichen Stückes mit Standing Ovations feiern.