Wilhelmshaven – Wir schreiben das Jahr 932 und ganz England wird von König Artus regiert. Auf der Suche nach dem Heiligen Gral, stolpert dieser nun aber nach Wilhelmshaven und schickt sich an, gemeinsam mit seinen tapferen Rittern Lancelot, Galahad und Robin, ein Stück an der Landesbühne zu inszenieren… geht nicht? Geht doch! Und zwar bei Spamalot, dem Auftaktstück der neuen Spielzeit an der Landesbühne Nord in Wilhelmshaven. Mit viel Chic, Charme und einer ordentlichen Prise schwarzem Humor, läuten die Künstler die neue Spielzeit ein. Trotz kleinerer Kritikpunkte, erwartet die Zuschauer ein Abend, der die Lachmuskeln strapaziert.
Basierend auf Monty Python’s Klassiker „Die Ritter der Kokosnuss“, erzählt das Stück auf etwas schräge Weise mit typisch britischem Humor die Geschichte von Artus Suche nach dem Heiligen Gral. Auf ihrem Weg passieren Artus und seiner Tafelrunde so viele aberwitzige Dinge, dass sie kaum in Worte zu fassen sind. Da bleiben ein Ausflug nach Frankreich und eine missglückte Infiltration der französischen Festung fast das normalste.
Was bei diesem Stück natürlich nicht fehlen darf, ist der Monty Python Klassiker „Always look on the bright side of Life“ – ein Motto, das sich die etwas schräge Truppe, die Artus als Tafelrunde versammelt hat, zu Herzen nehmen sollte. Denn rund läuft es bei den Chaoten mitnichten.
Artus selber, gespielt von Julius Bornmann, reist mit seinem Diener Patsy, gespielt von Johannes Simons, durch England, um Ritter für seine Tafelrunde zu rekrutieren. Das Angebot ist jedoch eher mager und so muss Artus mit denen in den Kampf ziehen, die da sind. Julius Bormann bietet als Artus quasi das Idealbild eines Königs. Groß gewachsen, nett anzuschauen und – für das Musical umso wichtiger – eine sowohl in Dialogen als auch im Gesang kräftige Stimme. Mit seinem ‚Solo‘ „Ich bin allein“ unterstreicht er wunderbar den eher egoistischen und ein wenig selbstverliebten Charakter des Königs.
Wenn wir von selbstverliebt sprechen, dann muss in jedem Fall Sir Lancelot, dargestellt von Emanuel Jessel, Erwähnung finden. Der Schönling der Truppe besticht eher durch Aussehen und Muskelkraft als durch Geistesblitze, aber Jessel macht auch in dieser Rolle einen fantastischen Job. Besonders Lancelots ‚Coming out‘, das dem Ganzen vor dem aktuellen politischen Hintergrund einen aktuellen Anstrich gibt, meistert Jessel großartig. Und man muss ihm eines zugestehen: Nicht jeder könnten so einen hautengen Ganzkörperanzug tragen.
Johannes Simons als Artus‘ Gefährte und Diener Patsy ist eher wortkarg, aber glänzt durch eine unfreiwillige Komik. Seine Blicke als Artus singt, dass er immer allein ist, sind unbezahlbar und lassen das Publikum in Mitleid für den armen Patsy fast eine Träne verdrücken. Beschreibt man Simons als still und unauffällig, so bildet Helmut Rühl als Sir Bedevere und Mutter von Ritter Galahad das vollkommene Gegenteil. Laut, schrill und auffällig sorgt er immer wieder für Lacher.
Ben Knop stellt den ängstlichen Sir Robin dar. Auch wenn er sich sobald die Tafelrunde auf den Feind trifft in die Rüstung macht, sorgt auch Knop für zahlreiche Lacher im Laufe des Abends. Stimmlich stark, begeistert er aber vor allem mit seinem Lied „Denn es kommt nicht vom Broadway…“. Hier kann Knop seine stimmliche Stärke beweisen und auch eine großartige Show bieten.
In einer Doppelrolle ist der Niederländer Bas Timmers zu sehen. Einerseits als Sir Galahad und andererseits als Vater von Prinz Herbert begeistert er. Besonders seine Protestansprachen vor seiner endgültigen Wandlung in einen Ritter der Tafelrunde sorgen für einige Lacher. Timmers ist wohl derjenige, dem zudem die Kostüme von Anna Sophia Blersch am besten zu Gesicht stehen. Trotz süßer blonder Flechtfrisur, die Galahad (und auch Timmers) einen weiblichen Touch verleiht, sieht Timmers ebenso aus, wie man sich einen ‚echten‘ Ritter vorstellt. Tänzerisch zeigt Bas Timmers die beste Leistung des gesamten Ensembles und beweist damit, dass er zurecht auch als Assistenz von Choreografin Laura Elisabeth Husemann agiert.
Multitaskingfähigkeiten beweist Julius Ohlemann, der gleich in sechs verschiedenen Rollen auf der Bühne steht. Als Historiker, der eine verdächtige Ähnlichkeit mit Jesus aufweist, führt er quasi durch das Geschehen, begleitet er die Trümmertruppe von Tafelrund durch die Geschichte und führt sie auch so manches Mal zurück auf den richtigen Weg. Erwähnenswert aus seiner Vielzahl an Rollen, ist die des Prinz Herbert. Ausstaffiert wie ein Karnevalsprinz, muss er zuerst erdulden, dass sein Vater ihn ermorden will, aber dann kommt er doch noch zu seinem Happy End mit Lancelot.
Last but not least darf natürlich Jördis Wölk als Fee aus dem See nicht unerwähnt bleiben. Zwar kann sie stimmlich nicht mit einer Pia Douwes mithalten, die die Rolle der Fee zuletzt in Salzburg spielte, aber Wölk schlägt sich wacker. Die eher schrägen Kostüme, die man ihr in dieser Rolle verpasst hat, lassen zwar manchmal an der geistigen Zurechnungsfähigkeit der Fee zweifeln, aber in Liedern wie „Wann geht’s hier wieder mal um mich?“ oder „Das Lied, das jetzt erklingt“ zeigt sie, dass sie ihr Handwerk beherrscht.
Spamalot mag in seiner Art vielleicht kein Stück sein, das jedem liegt, aber die Darsteller und das gesamte Team der Landesbühne legen sich ins Zeug, um ein buntes und unterhaltsames Spektakel auf die Bühne zu bringen. Artus und seine Tafelrunde sind bis Ende des Jahres sowohl im Stadttheater Wilhelmshaven aber auch im gesamten Spielgebiet der Landesbühne zu sehen. Termine und Tickets gibt es HIER!