Spamalot – Die Suche nach dem Tecklenburger Gral

Es ward einmal eine Runde tapferer Ritter, die auszog den Gral zu suchen und zu finden… oder so ähnlich. Die Freilichtspiele haben neben dem schweren Stoff von Victor Hugo dieses Jahr Monty Pythons satirisches Musical Spamalot ins Programm geholt. Die muntere, frische und fröhliche Komödie basiert auf dem Spielfilm „Die Ritter der Kokosnuss“ und bietet Unterhaltung für Groß und Klein. Bei Groß überzeugt es vor allem mit dem bissigen Humor. Die Stars Frank Winkels und Femke Soetenga brillieren als etwas verwirrter und eigenbrötlerischer König Artus und die um Aufmerksamkeit heischende Fee aus dem See.

Es trug sich zu im mittelalterlichen England, dass König Artus (Frank Winkels) auszog, um Ritter um sich zu scharen. Es gelingt ihm auch, vier mehr oder weniger geeignete Kandidaten zu finden, die mit ihm und seinem getreuen Patsy (Robert Meyer) durch die Lande ziehen und im Auftrag Gottes den Gral suchen. Was einfach klingt gestaltet sich aufgrund der vielfältig verteilten Interessen und Fähigkeiten der Truppe nicht ganz so simpel. Beim kurzen Abstecher nach Camelot treffen Artus und Konsorten u.a. auf die Fee aus dem See (Femke Soetenga), die bereits vorher in Erscheinung getreten war, um aus dem linksradikalen Dennis Sir Galahad (Florian Soyka) zu machen.

Gleich zu Beginn scheint die Mission Grals-Suche jedoch zum Scheitern verurteilt. Auf einer Burg trifft Artus Tafelrunde auf ein paar raufwütige Franzosen („Wir sind Weltmeister!“) (Mathias Meffert, Jan Altenbockum, Benjamin Witthoff) woraufhin die Truppe in einen „dunklen und sehr teuren Wald“ flieht. Während Artus und Patsy auf der Suche nach einem Gebüsch für den „Ritter, der Ni sagt“ sind, muss sich Sir Robin (Thomas Hohler) dem schwarzen Ritter (Florian Soyka) stellen. Dieser verlangt schließlich vom herbeigeeilten Artus in Tecklenburg ein Musical auf die Bühne zu bringen („Aber kein Andrew-Lloyd-Webber-Musical!“). Während die Tafelrunde noch debattiert, beklagt die Fee aus dem See ihr Leid. Es geht viel zu selten um SIE! Der zweite Akt hat sie dazu verdammt, in ihrer Garderobe zu sitzen.

Dennis Galahad und König Artus (Florian Soyka und Frank Winkels) (c) Holger Bulk

Anders geht es Sir Lancelot (Mathias Meffert). Dieser hat einen Brief einer Prinzessin erhalten in dem er angefleht wird, sie vor ihrem bösen Vater (Florian Soyka) zu retten. Die Prinzessin entpuppt sich jedoch schnell als schwuler Prinz Herbert (Nicolai Schwab), der nicht die von seinem Vater ausgesuchte Verlobte heiraten will. Während der Rettung outet sich auch Lancelot und er und Herbert werden glücklich vereint.

Als Artus verzweifelt und vermeintlich allein durch die Gegend irrt, erscheint ihm die Fee aus dem See und steckt ihm, dass er sich bereits die ganze Zeit in einem Musical befindet. Diese brauche nur noch einen würdigen Abschluss. Sollte es Artus Tafelrunde gelingen, den Gral zu finden, so will die Fee aus dem See einwilligen Artus Frau zu werden und so das benötigte Happy-End herbeizuführen. Mit Hilfe eines Hinweises gelingt es der Runde schließlich, den Gral im Zuschauerraum zu finden und Artus und die Fee aus dem See, die eigentlich Guinevere heißt, sind glücklich vereint.

Klingt alles etwas schräg und das ist es letztendlich auch. Aber das ist gerade so typisch für Monty Python. Das Stück, das auf einem der Sketche der englischen Komikergruppe basiert, glänzt mit teilweise etwas seltsamem Humor und überzeichneten Charakteren. Die Tecklenburger Inszenierung von Werner Bauer (Regie), Giorgio Radoja (Musikalische Leitung) und Kati Heidebrecht (Choreografie), weiß vor allem durch pointierten Witz (der teilweise auf aktuelle Geschehnisse angepasst wurde) zu glänzen. Die Choreografien und Kostüme (Susanna Buller) unterstreichen nur die Opulenz des Stückes, die trotz mittelalterlicher Ritterspiele hervorragend zum Stück passt. Eindrucksvoll wird dies durch Femke Soetengas Garderobe bewiesen, die theoretische nicht ins Mittelalter passt, sich aber wunderbar in diese Parodie des Musicals „Camelot“ einfügt.

Patsy, Artus und die Fee aus dem See (Robert Meyer, Frank Winkels nd Femke Soetenga) (c) Holger Bulk

Stimmlich ist vor allem die Deutsch-Niederländerin Femke Soetenga hervorzuheben. Vor ihrer Karriere als Fee aus dem See brillierte sie bereits in Rollen wir Evita, der Päpstin oder als Magenta in der Rocky Horror Show. Mit der Rolle als Fee aus dem See beweist Soetenga wieder einmal, wie wandlungfähig sie ist und unterstreicht, dass man sie nicht in eine Schublade stecken kann. Ihre stimmliche Präsenz dominiert ihre Auftritte und zeigt, dass sie sich ihren Erfolg mehr als verdient hat.

Auch Frank Winkels braucht sich nicht zu verstecken. Obwohl er wegen einer Verletzung die Rolle des Thenardier in Les Misérables nicht übernehmen konnte, glänzt er als König Artus. Die Rolle füllt er glänzend aus und es scheint als wäre sie ihm beinahe auf den Leib geschrieben. Die leichte Melancholie, die Planlosigkeit aber auch den heldenhaften König spielt er mit großer Überzeugung.

Stimmlich begeistert in der Herren-Riege vor allem Florian Soyka. Während man sich in Les Misérable noch gewünscht hat, dass er mehr zum Zug kommen möge, spielt er in Spamalot gleich drei Rollen. Egal ob als Sir Galahad, Schwarzer Ritter oder Prinz Herberts Vater, Soyka zeigt eine große Spielfreude und kann auch im Duett mit Soetenga stimmlich durchaus mithalten.

Die Tafelrunde von König Artus (c) Stephan Drewianka

Auch Thomas Hohler, Mathias Meffert und Grimmius als Sir Robin, Sir Lancelot und Sir Bedevere überzeugen stimmlich und schauspielerisch in ihren Rollen. Mefferts Zusammenspiel mit Nicolai Schwab als Prinz Herbert sorgt für reichlich Erheiterung im Publikum. Als Schwab dann auch noch „Wenn Liebe in dir ist“ aus Tanz der Vampire anstimmt, gibt es für die Musicalkenner im Publikum kaum noch ein Halten.

Im gesamten Ensemble wird, wie eigentlich immer in Tecklenburg, eine unglaubliche Spielfreude deutlich. Sowohl das professionelle Ensemble aber auch die Laiendarsteller überzeugen hier. Sieht man dies ist es schade, dass die Auslastung des Stückes nicht besser ist. Im Gegensatz zu Les Misérables bleiben hier einige Plätze leer. Das tut glücklicherweise der Stimmung keinen Abbruch und so wird auch dieses Stück zu einem Tecklenburger Erfolg für die Zuschauer, die sich auf eine Reise ins finstere Mittelalter begeben haben.