Quartetto – Das Altenheim der Opernsänger

Der 10. Oktober, nicht einfach nur ein Tag wie jeder anderem im Altenheim des Renaissance Theaters. Vor allem dann nicht, wenn Quartetto gespielt wird. Der 10. Oktober, Geburtstag Guiseppe Verdis, veranlasst die Heimleitung ein Konzert auf die Beine zu stellen. Die Stars? Eben jene ehemalige Größen des Opernbusiness, die nun in der Residenz ihr Dasein fristen.

Sicherlich inspiriert vom echten von Verdi gegründeten Altenheim für Opernsänger und Musiker, wurde das Stück von Ronald Harwood im August 1999 am Londoner West End uraufgeführt. Seit dem war es nicht nur dort zu sehen, sondern feierte auch 2002 in Deutschland Premiere. Genau 10 Jahre später, im Jahr 2012, schaffte das Stück unter der Regie von Dustin Hoffmann den Sprung auf die große Leinwand. Stars wie Maggie Smith waren darin zu bewundern.

Im Renaissance Theater Berlin seit Juni 2016 auf der Bühne, erzählt Quartetto die Geschichte von vier gealterten Opernstars. Man hat sich in den Altersruhesitz zurückgezogen und pflegt seine Wehwehchen. Nur kein Selbstmitleid, das ist die Devise. Aber die Erfolge liegen lange zurück und man schwärmt nur noch von dem Glanz vergangener Zeiten. Bis, ja bis der Geburtstag von Guiseppe Verdi ansteht. Eine Gala muss her, um den Ehrentag des Meisters zu würdigen. Cecily Roberts (Karan Armstrong), Wilfred Bond (Victor von Halem) und Reginald Paget (René Kollo), deren Aufnahme von Rigoletto eben neu aufgelegt wurde, sind auserkoren ein Programm auf die Beine zu stellen. Es läuft eher mäßig, bis Pagets Ex-Frau Jean Horton (Ute Walther) als neuer Gast in die Residenz zieht. Vorbei ist es mit dem Frieden und der Ruhe. Als man sich aber schließlich zusammengerauft hat, kann es losgehen. Ein strenger Probenplan wird angesetzt und schließlich gipfelt der Probenprozess in einem Abend voller Musik. Mit dem Quartett aus Rigoletto wird schließlich der erfolgreiche Konzertabend beschlossen.

Ein Stück wie Quartetto besetzt mit Stars der Opernszene. Da kann eigentlich nichts mehr schiefgehen, oder? Dass bei der Besetzung in Berlin alles richtig gemacht wurde, beweist vor allem Startenor René Kollo in der Rolle des Reginald Paget. Vor kurzem noch für ein kurzes Gastspiel als Schattenmann im Musical Ludwig2 auf der Bühne, zeigt er, welche Qualitäten in ihm stecken. Schauspielerisch wie auch gesanglich ist Kollo stark und immer präsent. Seine Stimme füllt mühelos des Teils unruhigen Zuschauerraum des Renaissance Theaters.

Nicht minder ausdrucksstark, zeigt sich die gebürtige Amerikanerin Karan Armstrong als Cecile Robson. Wenn auch in Teilen der „modernen“ Lieder im Stück nicht übermäßig stark, zeigt sie spätestens im Quartett aus Rigoletto die Operndiva, die in ihr steckt. Schauspielerisch ist sie es, die mit ihrer Interpretation der Rolle der Cecile den bleibensten Eindruck hinterlässt.

Komplettiert wird das Quartett von Ute Walther als Jean Horton und Victor von Halem als Wilfred Bond. Beide fallen zwar stimmlich, vor allem im Finale hinter ihren Kollegen zurück, zeigen sich jedoch auch im Schauspiel von ihrer starken Seite. Von Halem weiß zudem mit seiner Interpretation der modernen Stücke stärker zu überzeugen.

Neben den vier Stars darf ein Name nicht ungenannt bleiben: Harry Ermer, Musikalischer Leiter des Stückes, begleitet in der Rolle des Bobby Swanson den ganzen Abend am Flügel, der im Zuschauerraum steht. Für Quartetto nutzt das Renaissance Theater ein schlichtes Bühnenbild, besteht aus großen weißen Türen und Spiegeln, Sesseln und Stühlen. Gerade diese Schlichtheit besticht und lenkt den Blick auf das wesentlich, die Darsteller.

Mit Quartetto ist dem Renaissance Theater erneut die Produktion eines großen Stückes gelungen. Wer möchte, hat noch bis November Zeit sich in die Welt der alternden Opernstars entführen zu lassen.

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