Mit 17 hat man noch Träume – Malentes Theaterpalast gibt seinen umjubelten Einstand in Bonn – Bad Godesberg

(c) Malentes Theaterpalast

„Mit 17 hat man noch Träume – die Schlagerrevue der wilden 60er Jahre“, so lautet der Titel der neuesten 60er Jahre Revue der Familie Malente. Eine Familie sind sie nicht nur auf der Bühne, sondern auch im wirklichen Leben. Seit nunmehr 15 Jahren tourten die beiden Herren Knut Vanmarcke und Dirk Vossberg-Vanmarcke erfolgreich mit immer neuen Shows durch zahlreiche Städte im In- und Ausland. 17 sind die beiden längst nicht mehr, dennoch gehören sie keinesfalls zum alten Eisen, auch wenn sie nun beschlossen haben, sesshaft zu werden. Bei einem ihrer Auftritte stolperten sie beinahe wortwörtlich über diesen Entschluss. Überlegungen dieser Art gab es zwar immer mal wieder, aber konkret wurde es erst beim Anblick eines belgischen Spiegelzeltes, dass mit seinem Flair und seinem Charme genau das darstellte, worin die beiden ihr neues Zuhause sehen konnten.

Direktion Theater-Palast: Knut Vanmarcke (links) und Dirk Vossberg-Vanmarcke
(c) Malentes Theaterpalast

Bis zur Verwirklichung dieses Traums vergingen jedoch noch einige Jahre mit Standortsuche, Genehmigungen und vielen Vorbereitungen. Am 20. September 2018 war es dann soweit. In Bonn-Bad Godesberg wurde „Malentes Theaterpalast“ aus der Taufe gehoben und konnte bereits in den ersten Wochen zahlreiche Besucher empfangen. Der Standort liegt verkehrsgünstig, jedoch nicht gerade romantisch zwischen U-Bahn-Station, Tankstelle und Fitnessstudio am Rande eines Industriegebietes. Doch der erste Eindruck täuscht. Kaum hat man einen Fuß über die Schwelle getan, glaubt man sich in einer anderen Welt. Willkommen in den 60ern! Ein kleines Kassenhäuschen bietet gerade mal Platz für eine Person, die sich daran anschließende Garderobe führt den Stil der damaligen Zeit fort und die sich dann gänzlich im Innenraum befindliche Theke, an der für das leibliche Wohl gesorgt werden kann, rundet das Bild ab.

Malentes Theaterpalast: Innenraum
(c) Malentes Theaterpalast

Die sonst üblichen Stuhlreihen mit Blick auf die Bühne sucht man hier ebenfalls vergebens. Hier stehen mittig Tische und Stühle mit weißen Tischdecken dekoriert und im gefälligen Halbkreis um die Guckkastenbühne angeordnet, befinden sich Nischen mit Tischen und Sitzbänken, wo allerorts gute Sicht auf das, was sich vorne abspielt, herrscht. Heute dürfen die Anwesenden miterleben, was an einem gemeinsamen Fernsehabend zweier befreundeter Familien, für die in den 60ern Jahren dies durchaus noch etwas Besonderes war, alles passieren kann. Der überdimensionale Fernseher als Bühnenhintergrund ist demnach durchaus passend.

Die fünf Protagonisten nehmen die Zuschauer mit in eine Welt, die für die jüngere Generation stellenweise sicher befremdlich wirkt. In Zeiten von Digitalisierung und Beschallung jeglicher Form, ist es schwer vorstellbar, dass es noch gar nicht so lange her ist, dass noch Sendeschluss, Zigarettenwerbung und Telefone mit Wählscheibe gab. Um diesen Abend zu gestalten, hat die Familie Malente tief in die Klamottenkiste gegriffen. Damit sind nicht nur die authentischen Kostüme gemeint, die von Szene zu Szene in einem Tempo gewechselt werden, dass einem schwindelig werden kann. Auch die damals voll im Trend liegenden Hochfrisuren der Damen, mit denen selbige sicher das eine oder andere Mal an den Türrahmen hängen blieben, sieht man wieder. Die schick daherkommenden Fönfrisuren der Herren, die nicht müde wurden die Frisur immer wieder in Form zu bringen fehlen natürlich genauso wenig. Zwischen Käseigel und Schnittchenteller bekommt der Zuschauer im Theaterpalast alles geboten, was die Bildröhre hergibt. Eine locker erzählte Geschichte, die weder vor Klischees – „Um Himmels Willen! Eine Frau macht den Führerschein“ – noch vor geistreichen Sprüchen – „Mit Englisch kommt man überall gut durch, vor allem in London“ – Halt macht.

Werbesprüche von Clementine aus der Waschmittelwerbung, Weinbrand mit dem man den besonderen Abend genießt oder das Spülmittel, das die Hände pflegt – alles ist vertreten. Dies alles gespickt mit größtenteils deutschen Schlagern, die die Geschichte ausmachen und mit ihren Titeln und Inhalten das dargestellte noch unterstreichen. So kann es eben passieren, dass Edgar Wallace höchstpersönlich an der Telefonstrippe hängt und die Damen verschreckt oder man Töchterchen Lore vom Schüleraustausch in London abholt und sie dort zum Geburtstag mit einem Fläschchen 4711 und zwei Karten für sage und schreibe 16 DM für ein Beatles-Konzert überrascht. Genauso gut wie auch Freundin Ingrid bei einem Quiz in der Kochshow von Vico Torriani einen Urlaub in Elspe mit Ponyreiten bei Pierre Brice gewinnt.

Malentes Theaterpalast
(c) Malentes Theaterpalast

Temporeiche Szenenwechsel und Darsteller, die an einigen Stellen selbst kaum ernst bleiben können bei dem was sie auf die Bühne bringen, bescheren einen äußerst unterhaltsamen Abend in einer nicht alltäglichen Umgebung. Hier ist der Zuschauer mittendrin statt nur dabei. Das Konzept von Knut Vanmarcke und Dirk Vossberg-Vanmarcke geht absolut auf. Das Lächeln auf den Gesichtern der Anwesenden beim Schlussapplaus zeigt: Die Familie Malente hat alles richtig gemacht.

Ab dem 22.11.2018 geht es in die nächste Runde. Da ist „Im weißen Rössl“ im Spiegelzelt zu Gast. Selbstverständlich auch mit den beiden Vollblutschauspielern, die als Vico und Peter Malente, keine geringeren als die Rössl-Wirtin selbst und den Zahlkellner Leopold mimen. Man darf gespannt sein. Tickets gibt es unter: https://theaterpalast.de/tickets/