Mamma Mia – Es geht wieder los! – Das Kult-Musical auf großer Tour

Passend zum hoffentlich bald beginnenden Sommer, hat nach drei Jahren Abstinenz das Gute-Laune-Musical Mamma Mia im Ruhrgebiet erneut Einzug gehalten. Nachdem es zuletzt im Stage Metronom Theater Oberhausen zu sehen war, startete eines der weltweit erfolgreichsten Musicals im Essener Colosseum auf Tour. In zahlreichen Städten war es bereits zu Gast, darunter befanden sich auch Städte in denen die deutschsprachige Original-Inszenierung mit der Übersetzung von Michael Kunze und Ruth Deny noch nie Halt gemacht hat. Auf weitere darf man sich freuen, denn die Tour ist längst noch nicht beendet.

Seit gut zwanzig Jahren nach der Erstaufführung im Londoner Prince Edward Theatre ist die Beliebtheit ungebrochen. Unabhängig davon, dass Jukebox-Musicals gerade im Trend liegen, gibt es hierbei offensichtlich andere Gründe dafür, weshalb sich gerade in dieser schnelllebigen Zeit dieses Musical so viele Jahre an der Spitze der Unterhaltung halten kann. Die Kompositionen von den ehemaligen Mitgliedern der Pop-Gruppe ABBA, die in den 1970er und 80er Jahren weltweite Erfolge feierte, leben in diesem Musical weiter. Dabei geht es in der Handlung gar nicht um die Band oder um deren Mitglieder, sondern um eine Mutter-Tochter-Beziehung, verflossene und neue Liebschaften, alte Freundschaften und dem Wunsch eines jungen Mädchens, seine Wurzeln kennenzulernen.

Die Geschichte lebt von lockerer, leichter Unterhaltung, ist jedoch in sich schlüssig und keinesfalls eine Aneinanderreihung diverser ABBA-Hits. Die deutschen Texte sind, bis auf kleinere Anpassungen an die Story, vom Englischen originalgetreu übersetzt, was die Songs glaubwürdig und nicht überzogen wirken lässt. Das Bühnenbild ist einfach, in weiß und azur-blau gehalten. Mal ist es ein Hotel, mal eine Taverne oder auch mal der Innenraum einer Kirche. Die teils fröhlich bunten Kostüme bilden die immer wieder benötigten Farbtupfer und erzählen beinahe eine kleine Geschichte für sich. Auf diesem Wege lassen sich geschickt ebenfalls Stimmungen darstellen, ohne dass auch nur ein einziger Ton erklingen oder gesprochen werden muss. Dieser wiederum kommt anfänglich für das recht übersichtliche Orchester unter der Leitung von Michael Delhaye ein wenig sehr kräftig daher, was allerdings binnen kurzer Zeit reguliert werden kann und somit dem ungetrübten Hörgenuss des Abends nichts mehr im Wege steht.

Der Spielort des Ganzen ist eine kleine fiktive griechische Insel, auf der Donna (Sabine Meyer), alleinerziehende Mutter von Sophie (Katharina Gorgi), seit vielen Jahren eine Taverne betreibt. Als Sophie, nun Anfang 20, mit ihrem Freund Sky (Marvin Kobus Schütt) in den Hafen der Ehe einlaufen möchte, ist es ihr größter Wunsch zu erfahren, wer ihr Vater ist. In Frage kommen jedoch gleich drei Herren, wie sie dem heimlich gelesenen Tagebuch ihrer Mutter entnimmt. Kurzentschlossen lädt sie Harry, den britischen Banker (Detlef Leistenschneider), Sam, den amerikanischen Architekten (Karim Khawatmi), und Bill, den australischen Schriftsteller (Jörg Zuch), zu ihrer bevorstehenden Hochzeit ein. Ihre Mutter ahnt nichts davon. Sie begrüßt als Hochzeitsgäste indessen zwei Jugendfreundinnen Rosie (Barbara Raunegger) und Tanja (Bettina Schurck) mit denen sie selbst in früheren Zeiten gemeinsam mit ihrer Band „Donna and the Dynamos“ die Bühnen gerockt hat. Als nun ausgerechnet auch noch alle drei der potentiellen Väter anreisen, wird es noch vor der Trauung turbulent. Letztendlich beschließen Sophie und Sky doch noch etwas mit der Hochzeit zu warten und erst die Welt abseits dieser Insel zu erkunden. Dafür traut Sam sich den Schritt zu machen und bittet Donna um Ihre Hand, Harry outet sich, dass er sich sowieso zu Männern mehr hingezogen fühlt als zu Frauen und Rosie versucht nach wie vor mit Bill anzubändeln. In Erinnerung an alte Zeiten treten die „Dynamos“ noch einmal auf und bieten nochmal einen ihrer Erfolge dar. Die drei Herren, die sich anfänglich noch misstrauisch beäugt hatten, finden einen gemeinsamen Nenner und einigen sich auf eine jeweilige Drittel Vaterschaft…

Das gesamte Musical sprüht nur so von guter Laune und macht es dem Zuschauer schwer, nicht mitzusummen oder gar auf den Stühlen sitzen zu bleiben. Bei all dem bleibt Zwischenmenschliches wie Freundschaft und Liebe, aber auch Sehnsucht und Zweifel dennoch nicht auf der Strecke. Großen Anteil haben neben den einfach unsterblichen ABBA-Hits selbstverständlich auch die Darsteller, die den Funken beim Publikum schon gleich in der ersten Szene überspringen lassen. Die gebürtige Wienerin Katharina Gorgi, die zuletzt als Cover Emma und im Ensemble in dem österreichischen Erfolgsstück „I am from Austria“ im Wiener Raimund Theater zu sehen war, ist eine wunderbare Sophie. Nicht nur die von ihr dargebotenen Hits der schwedischen Pop-Gruppe scheinen ihr zu liegen, sondern auch die Rolle ist ihr wie auf den Leib geschrieben. Der häufige Gefühlswechsel, den die Darstellung mit sich bringt, gelingt ihr mühelos. Sehr harmonisch ist auch ihr Spiel mit Sabine Meyer, die als ihre Mutter Donna ebenfalls eine gute Figur macht.

Die drei Herren, die sowohl vom Typ als auch von Charakter kaum unterschiedlicher sein könnten, liefern jeder für sich ebenfalls eine hervorragende Arbeit ab. Zwar wird ihnen gesanglich der deutlich kleinere Part zuteil, aber dies ist wohl eher dem geschuldet, dass ein Großteil der ABBA-Songs für die beiden weiblichen Band-Mitglieder geschrieben wurden und die männlichen Stimmen deutlich in der Unterzahl liegen. Dennoch sind die Rollen deswegen nicht weniger attraktiv, sie bieten vielmehr die Möglichkeit zum Ausgleich noch mehr Gewicht auf die darstellerischen Aspekte zu legen.

Am Ende ist es absolut nicht weiter verwunderlich, dass bei der großen Abschlußszene das Publikum endlich das tun darf, was man die ganze Zeit schon spüren konnte. Es feiert mit! Mit verdienten Standing Ovations und unter minutenlangem Applaus endet der Ausflug in die kleine Auszeit vom Alltag, bei dem die Protagonisten genauso viel Spaß auf der Bühne gehabt zu haben scheinen, wie die Zuschauer im Saal. Ein paar Shows werden in Essen noch gespielt bis das Stück nach Berlin weiterzieht und dort mit der ersten Preview am 21.09.2019 ein Stück des Sommers zurückholt.