Mit Spannung erwartet wurde erneut der „Männerabend“ von Thomas Smolej und Mark Seibert. Bereits zum zweiten Mal – und dies gleich an zwei Abenden hintereinander – luden die beiden in das wunderbar familiäre Theater im Salon in Wien. Die illustre Zweisamkeit auf der Bühne wurde unterstützt von Michael Römer am Flügel.
Während bei dem ersten Zusammentreffen der beiden Herren im Winter letzten Jahres noch eher Glühwein, Schal und Mütze angesagt waren, konnte dieses Mal eher eine funktionierende Klimaanlage als Objekt der Begierde bezeichnet werden. Aufgrund der hochsommerlichen Temperaturen, die an diesen Tagen herrschte, kam es auch allen sehr gelegen, dass die Gastgeber und Betreiber des Theaters Marisa Hörbiger und Thomas Kahry die übersichtliche Anzahl an Gästen, mit kühlen Getränken und kleinen Wiener Süßspeisen empfingen.
Pünktlich füllte sich dann der kleine Saal, den man eher als Wohnzimmer bezeichnen könnte, mit den Anwesenden, die nach einem herzlichen Willkommensgruß von Thomas Kahry sich selbst ein Bild von den beiden Männern, die den Abend gestalten wollten, machen konnten. Der Untertitel „lustige Texte und dramatische Lieder – oder auch umgekehrt“ versprach ja schon einiges. Was genau damit gemeint war, sollte sich im Laufe des Abends noch herausstellen. Der ansonsten allseits bekannte Begriff des „Männerabends“ wich in diesem Falle jedoch ein wenig von seiner sonstigen Bedeutung ab, zumal der Anteil der weiblichen Anwesenden deutlich in der Überzahl lag.
Mit dem sommerlichen Song „Let it snow“ starteten die Protagonisten in die gut zwei stündige Strapazierung der Lachmuskulatur. Musik und Texte, die dann doch überwiegend eher lustig als dramatisch daher kamen, waren geschickt gewählt und ließen sowohl Smolej als auch Seibert genügend Raum sich einmal von einer ganz anderen Seite zu zeigen. Thomas, dem bei der Lesung seine Tätigkeit als Sprecher für Werbung sehr zugute kam, brachte allein durch seine gezielte Betonung der Sätze und die an der richtigen Stelle eingefügten Sprachpausen die Zuschauer zum Schmunzeln. Mark hingegen fuhr, um zu diesem Effekt zu gelangen, eine andere Strategie. Er schlüpfte in viele verschiedene Figuren, sei es die Verkäuferin in der Bäckerei, die sich mit hoher Stimme den kuriosen Wünschen ihrer Kunden erwehren musste oder das siebenjährige Kind, das seinen Vater mit allzuvielen Fragen die Sexualität betreffend von einer peinlichen Situation in die andere trieb.
Einige der Geschichten kannte man bereits vom Männerabend im letzten Jahr. Dennoch hatten diese nichts an ihrer Witzigkeit verloren. Dies lag natürlich hauptsächlich an der wundervollen humoristischen Art wie Smolej und Seibert diese dem Publikum nahebrachten. Ganz besonders war das Zusammenspiel der beiden bei den Unterhaltungen diverser Personen, wobei beide in wechselnden Rollen zu sehen, vor allem aber zu hören waren. Die „allzu weihnachtlichen Texte“ wurden laut Thomas dann doch durch andere ersetzt. Selbstverständlich war der Gegensatz im Sommer eine Stimmung mit Kerzenschein und Schneegestöber zu erzeugen eine pfiffige Idee, jedoch verliert diese auch schnell ihren Witz, wenn es damit übertrieben wird. Smolej und Seibert haben an dieser Stelle genau das richtige Mittelmaß gefunden, was die Zuschauerreaktionen von Beginn an erkennen ließen.
Die Songs, die entweder gemeinsam oder in Soli dargeboten wurden, hatten nun keinen direkten Bezug zu den Geschichten. Das war jedoch auch keinesfalls notwendig. Vielmehr nutzten beide die Chance dem Publikum genau die Songs zu präsentieren, die ihnen am Herzen lagen oder noch immer liegen. Die Ballance zwischen den lustigen Texten und den Gesangseinlagen gelang meisterhaft. So schafften es die beiden mit dem im Duett performten „Dunkles Schweigen an den Tischen“ soviel Gefühl mit dem ohnehin schon sehr intensiven und ausdrucksstarken Song zu vermitteln, dass man die Umgebung vergaß und sich augenblicklich in diesen kleinen Raum versetzt glaubte, in dem Marius in „Les Miserables“ seine Freunde betrauerte. Ganz ohne Zweifel ein weiteres Highlight des Männerabends.
Die Zuschauer hatten es tatsächlich schwer an diesem Abend. Gerade noch von den hervorgebrachten Texten in Partystimmung versetzt, hatten sie im nächsten Augenblick schon wieder mit Gänsehaut zu kämpfen. Nämlich dann als Mark „einen seiner eigenen Songs“, wie er stolz verkündete, präsentieren durfte. „Keine Träne“ hieß dieser wunderbar gefühlvolle Song, der – anders als der Titel versprach – auch schon mal eine Träne hervorlocken konnte. Anders, jedoch keinesfalls weniger beeindruckend, fand Thomas „I am Titanium“. Ein Song, der perfekt zu seiner Stimme passt und Lust auf mehr machte. Dennoch darf auch Michael Römer, der bisher Smolej und Seibert an den Tasten begleitet hat keinesfalls vergessen werden. Nach der Pause kam er nun endlich auch mit einem Solo zum Zuge und bewies einmal mehr, wie perfekt er seinen Flügel beherrscht. Sehr zur Begeisterung des Publikums, das diesen musikalischen Temperamentsausbruch mit tosendem Applaus honorierte.
Stilecht mit einem Weihnachtslied ist der Abend begonnen worden und um den Kreis zu schließen, sollte er auch so seinen Abschluß finden. Mit „Oh holy night“ wurde dieser dann auch, gefühlt viel zu früh, eingeleitet. So war es auch kein Wunder, dass sie nicht ohne Zugabe von der Bühne gelassen wurden. Doch dann verabschiedeten sich die drei unter großem Gelächter und absolut verdienten Standing Ovations für diesen unvergesslichen Abend. Dabei zeigte sich erneut, wie wunderbar verschiedene Stimmen und Charaktere zusammenpassen können. Selten darf man in gut zwei Stunden solch eine Achterbahn der Gefühle durchlaufen und davon kaum genug bekommen – und das alles ohne große Kulisse, ohne fulminantes Orchester. Einfach, pur, schnörkellos, aber mit ganz viel Herzblut. Es konnte nicht verleugnet werden, dass Thomas Smolej, Mark Seibert und Michael Römer mindestens genauso viel Spaß auf der Bühne, wie das Publikum davor hatten und dies alles auch transportierten.
Bleibt nur zu hoffen, dass dies nicht der letzte Abend seiner Art war und das Publikum die beiden mit lustigen Annekdoten und mehr oder weniger dramatischen Liedern erneut erleben darf.