Wie soll ich es schaffen? – How to Succeed in Business without really trying in der Staatsoper Hannover

New York in den 60ern. J. Pierrepont Finch (Mathias Schlung), ein ehrgeiziger junger Mann, will weg von seinem Dasein als Fensterputzer. Er fühlt sich zu Höherem berufen und versucht seiner Karriere mit Hilfe eines Karriere-Ratgebers Auftrieb zu verleihen. Gewitzt und geschickt wie Finch ist, bekommt er schnell einen Job in der Poststelle der World Wide Wopple Company. Jetzt gibt es für ihn nur noch einen Weg: Auf der Karriereleiter weiter nach oben!

Sein Konkurrent Bud Frump (Daniel Drewes) glaubt sich jedoch im Vorteil, da er der Neffe des Chefs J.B. Biggley (Charles Ebert) ist. Zwei Dinge hat Bud bei seiner Karriereplanung jedoch außer Acht gelassen: Finchs Findigkeit und die Tatsache, dass sein Onkel ihn nicht mag. So kommt es, dass Bud zwar die gewünschte Beförderung erhält, Finch jedoch in eine andere Abteilung versetzt wird und dort die Karriereleiter rasant nach oben klettert. Finchs Charme verfallen nicht nur die Bosse, auch die Sekretärinnen der Firma sind ihm alsbald geneigt. Allem voran Rosemary Pilkington (Lisa Antoni), die sich vom ersten Augenblick an zu Finch hingezogen fühlt.

Täuschungen und das Ausschalten weiterer Konkurrenz bringt Finch ganz nach oben. Er wird Werbechef von World Wide Wopple. Jedoch gerät er schnell von allen Seiten unter Druck. J.B. Biggley verlangt die perfekte Werbestrategie und auch die Damen, allem voran Rosemary und Hedy LaRue (Natacza Soozie Boon), die heimliche Freundin des Chefs, machen ihm das Leben nicht leichter. Um vor dem Vorstand gut dazustehen, bedient sich J.P. einer von Buds Ideen. Es kommt, wie es kommen musste, die Idee endet in einer Katastrophe, sodass Finch glaubt seine Tage bei World Wide Wopple sind gezählt. Das Blatt wendet sich jedoch und der ehemalige Fensterputzer J.P. erreicht den Höhepunkt seiner Karriere, er wird Aufsichtsratsvorsitzender bei WWW.

Das Musical ‚How to Succeed in Business without really trying‘, aus der Feder von Frank Loesser und Abe Burrows, ist nicht neu. Die Premiere des Stückes fand bereits 1961 in New York statt, bevor es zwei Jahre später ans Londoner West End zog. Im deutschsprachigen Raum fand das Stück 1965 im Theater an der Wien Beachtung. Nach 62 Vorstellungen fiel dort jedoch der letzte Vorhang. Aufmerksamkeit erlangte das Stück danach vor allem in der Neuinszenierung von 2011, in der bekannte Gesichter, wie Daniel Radcliffe und Nick Jonas die Rolle des J.P. Finch übernahmen.

An der Staatsoper Hannover, ist das Stück seit Oktober 2014 in einer Ko-Produktion mit der Volksoper Wien zu erleben. Unter der musikalischen Leitung von Joseph R Olefirowicz ist es hier vor allem das große Orchester der Staatsoper, welches die Musik des Abends hervorhebt. Als Hauptdarsteller in den Rollen von Finch und Rosemary hat man sich für zwei bekannte Gesichter entschieden. Mathias Schlung als Finch, vorher unter anderem am Theater des Westens in Berlin als Abahachi im Schuh des Manitu zu erleben, macht es leicht den Hauptcharakter zu mögen. Mit einer scheinbaren Leichtigkeit singt, tanzt und schauspielert er sich durch das Stück. Besonders beeindruckend zeigt er, wie er singt und zeitgleich gemeinsam mit dem Ballett der Staatsoper die Schritte von Choreografin Melissa King umsetzten kann, beispielsweise in „Brotherhood of Man“. Die Nummer wird durch die Leistung von Schlung, Bettina Meske, als Sekretärin Miss Jones, und dem Können von Chor und Ballett der Staatsoper zur beeindruckensten des ganzen Stückes. Auch mit Lisa Antoni als Rosemary ist der Staatsoper eine ideale Besetzung gelungen. Antoni gelingt es die verschiedensten Facetten des Charakters herauszuspielen und so nicht im hektischen Geschehen des Stückes unterzugehen. Ihre klare Stimme trägt sowohl die Soli wie „I believe in you“, wie auch Duette oder Ensemblenummern.

Abstriche musste das Publikum leider besonders im ersten Akt bezüglich des Tons hinnehmen. Zeitweise waren die Darsteller über die reichhaltige Tonvielfalt des Orchesters nur schwer zu verstehen, da immer wieder Mikrofone nicht funktionierten. Abgesehen hiervon, zeigt die Staatsoper eine beeindruckende Leistung für ein Haus, dass nicht auf Musicalproduktionen spezialisiert ist. Kostüme, Bühnentechnik sowie das Orchester kreieren ein buntes musikalisches Spektakel, das den Zuschauer teilweise überfordert, da er nicht weiß, wo er seinen Blick zuerst hinrichten soll. Vor allem der erste Akt zeigt sich, dass ‚How to Succeed in Business without really trying‘ alles vom Zuschauer fordert. Der erste Akt, bereits über 90 Minuten lang, lässt etwa nach der Hälfte auf eine baldige Pause hoffen, da man sowohl visuell als auch intellektuell stark gefordert wird. Man wünscht sich mehr Zeit, alles zu verarbeiten. Das Stück mit seinem starken Schauspiel Fokus ist zwar nicht uninteressant, lädt jedoch weniger zum Mitsummen ein, als andere populäre Musicals. Wer sich entspannte und relaxte Abendunterhaltung wünscht, ist hier definitiv falsch. Möchte man etwas anders als die Standardstücke sehen, kann es jedoch durchaus seinen Reiz haben.

Abschließend bleibt zu sagen, dass die Staatsoper Hannover trotz den Schwächen des Stückes an sich, eine beeindruckende Leistung zeigt und zu hoffen bleibt, dass auch in Zukunft wieder Musicals im Programm der Oper zu finden sind.

Wer Mathias Schlung und Lisa Antoni als Finch und Rosemary erleben will, hat noch wenige Male in Hannover (Derniere 05.05.2016) die Chance, bevor beide ab Februar in diesen Rollen an der Volksoper in Wien zu erleben sind.