Fight from the heart – Rocky in Stuttgart

(C) Stage Entertainment
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Nicht nur Boxfans werden bei dem Titel Rocky zuerst an die Filmklassiker mit Sylvester Stallone denken. Seit 2012 können sich Zuschauer nicht nur auf der Mattscheibe von den Boxfähigkeiten Rockys überzeugen. Im Stuttgarter Palladium ist das Musical um die Boxlegende seit Herbst 2015 zu erleben und begeistert dort, wie auch schon vorher ein Hamburg, die Zuschauer in Scharen. Wir haben uns das Stück am Ostersonntag angesehen und fassen zusammen: ein klarer Punktsieg für Rocky!

In heruntergekommenen Spelunken kämpft Rocky und hält sich ansonsten als Geldeintreiber bei Tony Gazzo über Wasser. Nichts davon scheint ihm wirklich zu liegen. Beim Boxkampf macht er keine gute Figur, als Geldeintreiber hat er ein zu weiches Herz und auch bei den Frauen, vor allem der schüchternen Adrian, kann er mit seinen Witzen nicht punkten. Rocky scheint zunächst weit weg vom amerikanischen Traum. Er hat sich selbst aufgegeben und glaubt nicht daran, irgendwas im Leben wirklich verdient zu haben.

Schillerndes Gegenbeispiel zu Rocky ist der Weltklasseboxer Apollo Creed. Als sich dessen Gegner für den anstehenden Titelkampf jedoch verletzt, kreuzen sich die Wege der beiden ungleichen Kämpfer.

Rocky wird als Apollos Gegner ausgewählt – nicht etwa wegen seiner Fähigkeiten im Ring, sondern weil Apollo getreu dem Motto ‚the show must go on‘ einen Gegner mit eindrucksvollem Namen sucht. Der Italian Stallion Rocky Balboa kommt da wie gerufen und hat plötzlich die Chance seines Lebens: Nicht zu gewinnen, aber zu zeigen, dass er nicht der ewige Versager ist!

Mitreißend von Anfang bis Ende verspricht Rocky einen kurzweiligen und unterhaltsamen Musical-Abend mit Songs, die sofort ins Ohr gehen und dort auch nachdem der Vorhang gefallen ist noch lange zurückbleiben.

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Antonio Orler, der an diesem Abend die Titelrolle verkörpert, spielte einen sehr sympathischen Rocky, der in jeder Hinsicht überzeugen konnte. Seine Gesangsparts waren sicher und gefühlvoll. Besonders in Zusammenspiel mit Adrian, an diesem Abend verkörpert von Marle Martens, wusste er zu begeistern und sorgte auch immer wieder für kleine Lacher.

Marle Martens gelang die Darstellung der Adrian hervorragend. Ihre Wandlung von der schüchternen jungen Frau zu Rockys Partnerin zeigte sie wunderbar und ihre Stimme war eindeutig das Highlight des Abends.

Als Apollo Creed stieg am Ostersonntag Trevor Jackson in den Ring und bewies dabei nicht nur seine Qualitäten als Boxer – auch gesanglich und schauspielerisch musste er keine Tiefschläge einstecken.

Ebenfalls ein großartiger Charakter war Rockys Boxtrainer Mickey, gespielt von Norbert Lamla. Als alternder Boxer, der seinem Schützling die Augen öffnet und ihn zum Durchbeißen animiert, flogen ihm die Herzen des Publikums schnell zu – vor allem während des Abschlusskampfs, bei dem es ihm gelang, die Stimmung im Publikum kräftig anzuheizen.

Die Bühnenbilder wurden mit viel Liebe zum Detail gestaltet und erzeugten somit immer die richtige Stimmung beim Publikum – sei es das nasskalte Regenwetter Philadelphias, der heruntergekommene Boxclub oder die schillernde Welt, in der sich Apollo Creed bewegt. Besonders eindrucksvoll war der Abschlusskampf, bei dem der Boxring in den Zuschauersaal hineingeschoben wurde und das Publikum dem Geschehen somit noch näher war. Durch viele aufwendige Effekte und die Zusammenarbeit der Cast geht die Energie des Stücks mit großer Leichtigkeit schnell auf das Publikum über. Der Kampf wirkt so glaubwürdig, dass besonders einige Herren im Publikum fast zu vergessen schienen, nicht bei einem echten Boxkampf dabei zu sein.

(C) Julia Wagner, maybemusical.com
(C) Julia Wagner, maybemusical.com

Als der Vorhang fiel, feierten die Zuschauer die beiden Kämpfer mit Jubelrufen und Standing Ovations. Die Stimmung konnte auch  bei einem Weltmeisterkampf nicht besser sein.

Für jeden, der Rocky noch nicht gesehen hat, bleibt die klare Empfehlung: Das darf man sich nicht entgehen lassen! Ein sportliches Musical für die ganze Familie. Spaß und gute Unterhaltung sind garantiert.