Leipzig hat Blut geleckt! – Dracula begeistert bei seiner Premiere

(C) Tom Schulze
(C) Tom Schulze

Vor ausverkauftem Haus hob sich am 16. April in der Musikalischen Komödie Leipzig der Vorhang für Frank Wildhorns „Dracula“. Zuvor inszenierte die MuKo bereits Wildhorns Jekyll & Hyde sowie der Graf von Monte Christo äußerst erfolgreich, jetzt folgt auch die düster-romantische Geschichte um Graf Dracula.

Zu Beginn nimmt ein Prolog das Publikum mit, auf eine kurze Reise durch die Vorgeschichte und Legenden rund um Dracula. Der Vorhang hebt sich und das Publikum ist zusammen mit Jonathan Harker, gespielt von Jeffery Krueger, mitten in Transsilvanien.

Dracula ist das Leben in seinem abgelegenen Schloss in Transsilvanien leid. Er ist bekannt, Leute meiden die Gegend. Es verlangt ihn nach frischem Blut. Dieses gedenkt er in London zu finden. Als er ein Bildnis von Jonathans Verlobten Mina sieht, zieht es ihn nach Whitby Bay, wo er die junge Frau finden und für sich gewinnen will. Typisch Wildhorn, ist Dracula ein Stück über Leidenschaft, Sehnsucht nach dem Verbotenen und voll großer Gefühle. Ob nun Dracula, van Helsing oder seine Jäger, die blutrünstigen Vampire – wer letztendlich das Monster ist, muss jeder für sich entscheiden.

Die Kostüme sind elegant und an die Mode der 1930er angelehnt. Sie heben die düstere Stimmung dieses Musicals noch weiter hervor und unterstreichen gleichzeitig die Merkmale jeder Figur. Allein Dracula scheint mit weitem Umhang und Gehrock aus einer älteren Zeit zu stammen und hebt sich damit äußerst passend ab.

(C) Tom Schulze
(C) Tom Schulze

Das Bühnenbild besteht aus mehreren großflächigen Bühnenbildern, welche Requisiten fast überflüssig machen. Ein effektvolles Lichtdesign untermalt die Stimmungen auf der Bühne und bietet die perfekte Ergänzung zu den wunderschönen Bildern von Karin Fitz.

Besonders hervorzuheben, ist das großartige Orchester der Musikalischen Komödie unter der Leitung von Christoph-Johannes Eichhorn. Die Orchestrierung von Koen Schoots klingt in Leipzig genauso, wie Wildhorn klingen muss: düster, mystisch, kraftvoll und modern.

Vom ersten Moment an, in dem Andreas Wolfram als Dracula die Bühne betritt, spürt man seine Präsenz und Ausstrahlung. Er spielt einen charismatischen und gefährlichen Dracula, der mit seiner gesanglichen und schauspielerischen Leistung nicht nur Mina in den Bann zieht. Ihm wird in diesem Stück alles abverlangt und er meistert es zu jeder Zeit bravourös.

Als sein stärkster Gegenspieler steht Fabian Egli auf der Bühne. Als Professor van Helsing kämpft er leidenschaftlich und gefühlvoll – nicht nur gegen Dracula, sondern auch gegen seine eigenen Dämonen.

Lisa Habermann ist eine starke Mina, die die Zerrissenheit zwischen dem gefährlichen Grafen und ihrem fürsorglichen Ehemann sehr glaubhaft rüber bringt. Stimmlich ist sie ideal besetzt und glänzt in jedem Song.

Neben Mina ist Lucy die zweite tragende weibliche Rolle in diesem Stück. Verführt von Dracula, wird sie sein erstes Opfer in London und zeigt die dunkle Seite des Vampirs. Anna Preckeler stellt diese Figur gut dar, besonders ihr Zusammenspiel mit der kleinen Lena Finke wirkt sehr überzeugend. Auch die Kinderdarstellerin Lena Finke wirkt bei der Premiere bereits sehr routiniert und überzeugt vollkommen.

(C) Tom Schulze
(C) Tom Schulze

„Wahnsinn kennt kein Geschlecht“, sagte Torsten Rose, Betriebsdirektor der Musikalischen Komödie, auf der Premierenfeier. Wir schließen uns damit an und ergänzen: Genie auch nicht. Sabine Töpfer zeigte mit ihrer Darstellung des Mr. Renfield, dass sich das Vertrauen in sie gelohnt hat. Witzig, ernst und niemals lächerlich, zeigt sie den Wahn des Patienten Renfield und lässt sogar so etwas wie Sympathie für die arme Kreatur beim Publikum aufkommen.

Patrick Rohbeck, Milko Milev und Radoslaw Rydlewski schlüpfen in die Rollen von Arthur Holmwood, Quincy Morris und Dr. Jack Seward. Dabei stellt jeder auf seine Weise die typischen Charakterzüge seiner Figur dar. In weiteren Vorstellungen werden alle sicher noch weiter in ihre Rollen hineinwachsen und das Publikum begeistern. Besonders zu loben, ist Radoslwar Rydlewski, der kurzfristig nachbesetzt wurde, als sich ein Kollege während der Probenzeit verletzte.

(C) Tom Schulze
(C) Tom Schulze

Cusch Jung ist als Regisseur eine frische, moderne Inszenierung gelungen, die durchweg überzeugt. Gemessen an den Publikumsreaktionen des Premierenabends, sollte einer äußerst erfolgreichen Spielzeit nichts im Wege stehen. Unser Urteil lautet ganz klar: Diesen Dracula darf man nicht verpassen!

 

 

 

Den Trailer zur Inszenierung können Sie hier ansehen:

 

Einblicke in die Inszenierung mit Fotos von Tom Schulze gibt es in unserer Fotogalerie:
(Fotocredits Dracula)