Bat out of Hell – Das Höllenspektakel im Metronom-Theater Oberhausen

Bat out of Hell
(c) Stage Entertainment

Im Oberhausener Metronom-Theater ist die Hölle los, wie sich unschwer am Titel der Show erkennen lässt. „Bat out of Hell“, das Musical, das in London viele Rekorde bricht, hat es nun endlich auch auf die deutsche Bühne geschafft. Ob das Ruhrgebiet nun der richtige oder falsche Standort dafür ist, daran scheiden sich die Geister. Sicher ist eines auf jeden Fall. Es ist einmal etwas Neues. Etwas, das auf deutschem Boden bisher noch nicht zu sehen war, im Gegensatz zu den Musicals, die zwar regen Zulauf erfahren, jedoch immer wieder und gefühlt überall gespielt werden.

Auch bei dem Cast hat man offensichtlich eine gute Mischung zwischen etablierten Künstlern, wie Alex Melcher und Willemijn Verkaik, die zu Beginn der Spielzeit in Oberhausen die Hauptrollen bekleideten, und denen, die noch nicht über langjährige Bühnenerfahrung verfügen, gefunden. Das Rockmusical „Bat out of hell“ mit Musik, Buch und Texten von Jim Steinman, basierend auf dem Studioalbum von Rockurgestein Meat Loaf, der die Blütezeit seiner Karriere in den 1970er Jahren erleben durfte und auf mehr als 43 Millionen verkaufte Alben zurückblicken kann, machte zunächst ein paar Umwege, bevor es unter dem selbigen Namen als Musical quasi das Licht der Welt erblickte. Einige Titel auf dem Album entstammen daher auch einem anderen, nämlich dem zuvor schon geschriebenen Musical Neverland.

Die Story um die es in diesem Musical geht, ist klischeebehaftet und hält keine großen Überraschungen bereit, was durchaus nicht unbedingt als Nachteil gesehen werden muss. Die bombastische Musik steht ohnehin im Vordergrund und so fällt dies auch nicht weiter ins Gewicht. Dieses Musical lebt von mitreißenden Rockklängen und einem überaus aufwändigen Bühnenbild, so dass die Story ohnehin schon beinahe eine Nebenrolle spielt.

Bat out of hell
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Die Protagonisten, obwohl insgesamt gar nicht so zahlreich vertreten wie man es vielleicht aus anderen Stücken kennt, füllten jedoch in jedem Moment die Bühne mit Leben. Dort gibt es einmal Falco, den Wirtschaftsmogul, mit Frau Sloane und Tochter Raven, der für den Rest der Welt scheinbar in glücklichen und geordneten Verhältnissen lebt und dem es an nichts, schon gar nicht am Geld mangelt. Doch der Schein trügt. Die vormals glückliche Ehe steht aus verschiedenen Gründen beinahe vor dem Aus und der auf das Leben neugierige Teenager in der Familie möchte auch lieber eigene Wege gehen. Dass diese nicht mit den Vorstellungen der Eltern, besonders denen des Vaters, übereinstimmen, hilft an der Stelle dann auch nicht wirklich den Haussegen wieder gerade zu rücken. Dem gegenüber steht die Gang „The Lost“.
Allesamt Jugendliche, die durch einen kriegerischen Angriff in der Vergangenheit ewig im Alter von 18 Jahren verbleiben und sich der Gesellschaft weder anpassen können noch wollen. Diese Umstände tragen ebenfalls nicht dazu bei, Frieden zwischen Falco und der Gang in der fiktiven Stadt Obsidian, die vormals Manhatten sein sollte, zu schaffen. Als der Anführer der „Lost“ Strat die junge Raven kennenlernt und diese sich ineinander verlieben, spitzt sich die Situation zu und endet beinahe in einer Katastrophe. Jedoch auch hier wendet sich zum Ende hin alles zum Guten und so darf man nicht nur auf ein einziges Happy End gespannt sein.

Die Bühnenbildner und -bauer haben in Oberhausen wahrlich Großes geleistet. Den Hintergrund bildet der 17 Meter hohe „Falco-Tower“, der wandlungsfähig Wohnung und Arbeitsplatz zugleich darstellt und durch geschickte Ausleuchtung oder Bildprojektionen mal zu dem einen oder dem anderen wird. So befindet sich die Wohnung einmal dezent im Hintergrund der Szenerie, um gleich darauf in den Vordergrund zitiert zu werden und somit beinahe die Bühne und somit den gesamten Spielraum einnimmt. Auch an Special-Effects, angefangen von Pyrotechnik, die die Flammen beinahe bis an die Theaterdecke befördern, bis hin zu Wasser auf der Bühne, fehlt es an nichts, um dem Spektakel noch mehr Ausdruck zu verleihen.

Bat out of hell
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Die Musiker, die aufgrund ihrer übersichtlichen Anzahl Platz unter der Bühne finden, geben so den Orchestergraben zum Spiel frei. Ein Umstand, der kurzerhand dazu genutzt wird, ihn in das Stück zu integrieren. Ein geschickter Schachzug, denn der überaus erheiternden Moment, der sich aus dieser Tatsache für das Publikum ergibt, lockert die zum Teil etwas düstere Atmosphäre auf. So rollt nach einem Streit zwischen Sloane und Falco der gemeinsame Cadillac in den Orchestergraben und verschwindet vor den Augen des erstaunten Publikums beinahe vollständig darin. Dadurch, scheinbar ihres Platzes dort unten beraubt, lockt es die Musiker schimpfend, ihre durch den Wagen leicht verbeulten Instrumente schwenkend, aus dem Graben hervor, um über die Bühne den Saal zu verlassen.

Etwas Besonderes sind gleichfalls die sich auf den vorderen Seitenbühnen fortsetzenden Kulissenaufbauten. Diese lassen, im Zusammenspiel mit diversen Lichteffekten, das Gesamtbild noch einmal imposanter erscheinen. Ein kleines Manko dabei ist, die dadurch für die außen Sitzenden entstehende teilweise Sichteinschränkung, die jedoch nicht so gravierend ist, dass dadurch dem Spiel auf der Bühne nicht gefolgt werden könnte. Doch etwas gewöhnungsbedürftig hingegen sind die Übersetzungen der Songs ins Deutsche. Die stellenweise etwas unglücklich gewählten Formulieren stören eher als dass sie sich homogen in das Stück einfügen. Möglicherweise hätte man sich an dieser Stelle einen Gefallen getan, die Songs in ihrer – schlichtweg melodisch klingender – Original-Fassung zu belassen. Gerade dieser Umstand macht es dem Zuschauer auch nicht wirklich leichter, der Geschichte zu folgen, wird doch die Hauptstory von zahlreichen Nebenschauplätzen begleitet und erschwert stellenweise bedingt dadurch, dass zahlreiche Darsteller nicht in ihrer Muttersprache spielen und singen, das Verstehen zusätzlich. Dies wiederum sei allerdings nicht als Kritik an den Darstellern zu verstehen, die alle einen hervorragenden Job machen.

Mit den beiden Hauptdarstellern, Alex Melcher und Willemijn Verkaik, die seinerzeit die Premiere spielten, durfte gesanglich Großes erwartet werden. Alex Melcher, der unter anderem auch schon in „We will rock you“ seiner offensichtlichen Leidenschaft zu Rockmusik nachgeben konnte, überzeugt auch hier auf der ganzen Linie. Willemijn Verkaik, die zuletzt noch als Molly bei „Ghost – Nachricht von Sam“ in Berlin zu sehen war, stand der Part als Sloane ebenfalls ausgezeichnet. Begleitet von den kräftigen Rhythmen der Band, harmonierten die beiden sowohl im Schauspiel als auch stimmlich hervorragend. Nicht unerwähnt lassen darf man auch den jungen Nachwuchsdarsteller Robin Reitsma, der sich in der Rolle des Strat keinesfalls hinter den weitaus erfahreneren Kollegen verstecken muss. Von ihm wird man in den nächsten Jahren gewiss noch einiges hören und sehen.

Bat out of hell
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Auch wenn die Oberhausener Inszenierung offensichtlich nicht ganz an den Londoner Erfolg anknüpfen kann, bleibt dennoch als Fazit zu bemerken, dass diejenigen, die sich nicht noch nach Feierabend mit tiefgreifenden Inhalten beschäftigen möchten, aber dennoch einen abwechslungsreichen Abend mit guten Darstellern und ebenso guter Rockmusik erleben möchten, sind bei „Bat out of Hell“ genau richtig. Noch bis zum 19.09.2019 besteht die Möglichkeit sich selbst ein Bild davon zu machen. Tickets gibt’s an vielen Vorverkaufsstellen.