„A night full of stars“ – Patricia Meeden und Alexander Klaws rocken den Friedensplatz in Dortmund

Gut Ding will Weile haben. So ist es mit gutem Wein, so ist es auch mit den Cityring-Konzerten, die in diesem Jahr, weiter gereift, Kulturinteressierte nach Dortmund locken. Vor zwei Jahren wurde die Idee, den Start in die neue Spielzeit mit einem großem Open Air Spektakel zu begehen, erstmalig umgesetzt. Der Friedensplatz in der Nähe der Oper, gleichzeitig günstig zur Innenstadt gelegen, wurde zum zentralen Punkt für Freunde der Musik. Gleich ob Opernliebhaber, Clubgänger, Musicalbegeisterte oder Familien – an diesem Wochenende kommen alle auf ihre Kosten.

Ein Versuch war es damals, etwas Neues zu etablieren. Anfänglich zwar schon mit Interesse des Publikums bedacht, war Initiator und Vorsitzender des Cityrings Dortmund, Dirk Rutenhofer, von „ausverkauft“ noch ein Stück weit entfernt. Musical-Darstellerin Patricia Meeden und Darsteller Alexander Klaws waren 2016 die ersten beiden Künstler, die dieses außergewöhnliche dreitägige Open-Air-Event im Rahmen der Musicalgala „Night full of stars“ abschlossen. Nun, im Jahr drei der Veranstaltung, sind die beiden beliebten Musiker erneut zu Gast. „So langsam könne man doch für 2019 den Signal-Iduna-Park ins Auge fassen“, witzelt Alexander Klaws gleich zur Begrüßung und erntet mit dieser Aussage durchaus Zuspruch aus den Zuschauerreihen. Angesichts der Besucherzahlen scheint das auch gar nicht so abwegig, sollte jedoch gut überlegt werden, weil es den besonderen Charme dieser Abende empfindlich stören könnte. Viele Kleinigkeiten rund um das Gesamtevent, die anfänglich noch etwas holprig daher kamen, sind inzwischen optimiert worden. So wurde die Aufstellung der Stuhlreihen für die Zuschauer verbessert und der Platz an sich besser aufgeteilt. Auch die Cityring-Konzerte wachsen mit ihren Aufgaben und das große Interesse gibt ihnen absolut Recht, denn erstmalig ist der Friedensplatz komplett ausverkauft. Einzig, das von Beginn an die Veranstaltung begleitende kulinarische Angebot, welches durchaus immer noch ausreicht, ist im Gegensatz zu den Anfängen ein wenig einsilbiger geworden.

Oberbürgermeister und Schirmherr Ullrich Sierau lässt, gemeinsam mit Initiator und Vorsitzender des Cityrings Dirk Rutenhofer, es sich auch in diesem Jahr nicht nehmen, das zur Musical Gala erschienene Publikum persönlich zu begrüßen. Er schätzt sich glücklich durch eine solche Veranstaltung in deren Mittelpunkt die Dortmunder Philharmoniker stehen, gemeinsam mit dem Opernchor und den Neuzugängen im Ensemble der Oper unter Generalmusikdirektor Gabriel Feltz die gesamte musikalische Vielfalt der Stadt präsentieren zu können. Gleichzeitig gilt sein Dank denjenigen, die dieses Auftakt-Wochenende auch finanziell jedes Jahr aufs Neue großzügig unterstützen. Im Anschluss an dieses erfrischend kurz gehaltenen Grußwort machen die beiden dann die Bühne frei für die, von den Zuschauern schon gespannt erwarteten Stars des Abends: Patricia Meeden und Alexander Klaws.

Die Songauswahl der beiden ist abwechslungsreich und bietet das eine oder andere Bonbon abseits der sonst allseits gerne vorgetragenen Melodien dieses Genres. Dennoch kommen auch Hits aktueller Musicals nicht zu kurz. Bereits bei den ersten Tönen von „Fremde wie ich“ aus der Feder von Phil Collins, die der ehemalige „Tarzan“ aus Hamburg und Oberhausen, Alexander Klaws, zum Besten gibt, hängt ein Großteil des Publikums gebannt an seinen Lippen. Nicht minder große Begeisterung löst Patricia Meeden aus, die aktuell zum wiederholten Male, nach der Spielzeit in Köln, nun in Wien als Rachel Marron in „Bodyguard“ auf der Bühne steht. Demzufolge darf natürlich auch ihr Song „I will always love you“ aus dem Musical nicht fehlen. Man könnte annehmen, dieser sei nicht für Whitney Houston, sondern für sie geschrieben worden. Selten haben Musik und Protagonist so perfekt harmoniert. Spannender allerdings sind die gemeinsamen Ausflüge mit Alexander Klaws zu „Dear Even Hansen“ jenem recht jungen Musical, welches bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde, jedoch in Deutschland eher weniger bekannt ist. „Only us“ daraus findet jedoch auch hier großen Anklang. Ebenso gefeiert wird „All I care about“ aus Chicago gerade weil man genau diese Stücke nicht so häufig auf den Songlisten findet. Begleitet von guter Laune und flotten Sprüchen, mit denen das Publikum bestens unterhalten wird und bei welchen weder Meeden noch Klaws sich gegenseitig etwas zu schenken scheinen, vergeht der Abend wie im Flug. Es ist einfach wunderbar mit anzusehen, dass sich die beiden selbst nicht so ernst nehmen und nicht mit minder viel Spaß bei der Sache sind wie das gesamte Publikum.

Dieser Funke springt auch auf das Orchester über. Philipp Armbruster, der enthusiastisch die Dortmunder Philharmoniker zu immer weiteren musikalischen Höchstleistungen anspornt, sieht sich plötzlich durch Alexander Klaws seiner Aufgaben beraubt, als dieser kurzerhand den Taktstock übernimmt und den Dirigenten dezent zur Seite drängt. Die kurzzeitige Überraschung weicht schnell und den Spaß, den beide dabei haben, sieht man ihnen an. Es bleibt auch nicht bei dem einzigen Mal an dem der Dirigent seinen Arbeitsplatz mit jemandem teilen muss. Sich Klaws als Beispiel nehmend, erobert auch Patricia zwischenzeitlich das Dirigentenpodest, um gemeinsam mit Armbruster dem jubelnden Publikum zu demonstrieren, dass man keinerlei Eisberge benötigt um sich an diesem Abend als König der Welt zu fühlen. Ihre Vielfältigkeit können die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Dirigent Philipp Armbruster auch an diesem Abend unter Beweis stellen. Haben sie an den vorangegangenen Abenden noch die klassikbegeisterten Zuschauer in ihren Bann gezogen, zeigen sie sich gleich darauf von einer ganz anderen, jedoch nicht weniger faszinierenden Seite. Scheinbar mühelos begleiten sie auch die beiden Musicalstars souverän und gekonnt durch den Abend.

So muss auch niemand bis zum Schlußapplaus warten bis die Anwesenden erstmalig ihrer Begeisterung durch Standing Ovations Ausdruck verleihen. Das von Alexander Klaws dargebotene „Gethsemane“ aus Jesus Christ Superstar gibt Grund genug dazu. Offensichtlich ist er auch vielen in guter Erinnerung geblieben, denn genau in dieser Rolle konnte er bereits vor einigen Jahren in der Oper Dortmund große Erfolge feiern. Ein fantastisches Duell großartiger Stimmen liefern sich die beiden Musical-Stars an diesem Abend. Den Beweis dafür liefert sogleich Patricia Meeden, die mit ihrer Performance von „Big Spender“ von Shirley Bassey aus dem Musical „Sweet Charity“, den Soul-Klang ihrer Stimme richtig zur Geltung bringt, um im nächsten Augenblick gemeinsam mit Klaws „Who wants to live forever“ so glasklar herüber zu bringen, dass für einen kurzen Moment atemlose Stille bei den Zuschauern herrscht. Die Stimmung auf den Höhepunkt treibt, schlussendlich „You can’t stop the beat“ aus „Hairspray“, mit dem Klaws und Meeden gemeinsam den imaginären Saal zum Kochen bringen; und zwar so sehr, dass mangels einer weiteren Zugabe, über die vorhandenen hinaus, der Song erneut den Weg auf die Bühne findet. Zu einem festen Bestandteil geworden ist: „You never walk alone“ – jene Dortmund-Hymne, mit dem der bekennende Fußball-, genauer Borussia Dortmund-Fan Klaws den Abend, begleitet von dem vielstimmigen Chor der Zuschauer, auf das Feinste abrundet.

Ein Abend an dem alles stimmt und sogar das Wetter ein Fan des Genres Musical zu sein scheint. Weit ab von Regenschauern, die in den vorangegangen Tagen den Veranstaltern noch Anlass zur Sorge gaben, kann man sogar den einen oder anderen Stern erblicken. „A night full of stars“ findet im doppelten Sinne seinen Abschluss und entlässt alle in eine neue spannende Theatersaison in der Oper Dortmund, die die Wartezeit auf eine weitere Veranstaltung dieser Art in 2019 mit Gewissheit verkürzen wird.