Chemnitz setzt auf Abenteuer mit Frank Wildhorns „The Scarlet Pimpernel“

Frank Wildhorn / Nan Knighton: Das scharlachrote Siegel (The Scarlet Pimpernel) (c) Dieter Wuschanski
Frank Wildhorn / Nan Knighton: Das scharlachrote Siegel (The Scarlet Pimpernel) (c) Dieter Wuschanski

The Scarlet Pimpernel oder Das Scharlachrote Siegel, wie die deutsche Übersetzung heißt, gehört sicher zu einem der unbekannteren Stücke von Komponist Frank Wildhorn. Zumindest auf den deutschen Bühnen.
The Scarlet Pimpernel ist eine Abenteuergeschichte, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Emmuska Orczy. Zur Zeit der Französischen Revolution herrschen in Paris die Bürger, rund um Robespierre, und adelige Köpfe rollen. In England feiert Sir Percy Blakeney seine Hochzeit mit der Französin Marguerite Saint-Just, aber am Abend während der Feierlichkeiten erreicht ihn die Nachricht, seine eigene Frau würde mit den Revolutionären kooperieren. Der Marquis de Saint Cyr ist tot, sein Versteck wurde an den Bürger Chauvelin verraten – von Marguerite. Enttäuscht und wütend über den Verrat seiner Braut ersinnt Percy einen Plan: Die Franzosen überlisten und die Adeligen vor der Guillotine retten.

Chauvelin, Verfechter der Revolution, nimmt in Frankreich den Kampf gegen den mysteriösen Scarlet Pimpernel auf. Mit allen Mitteln versucht er, die Identität seines Widersachers herauszufinden, reist sogar nach England, um Marguerite erneut zu erpressen. Hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch ihren Bruder vor dem Tod zu retten und den Scarlet Pimpernel nicht dem sicheren Tod auszuliefern, versucht sie selbst ihr Glück in Frankreich, ohne zu ahnen, dass der Scarlet Pimpernel ihr näher ist, als sie denkt.

Frank Wildhorn / Nan Knighton: Das scharlachrote Siegel (The Scarlet Pimpernel)
Frank Wildhorn / Nan Knighton: Das scharlachrote Siegel (The Scarlet Pimpernel) (c) Dieter Wuschanski

Veit Schäfermeier kann in diesem Stück sein ganzes Können unter Beweis stellen. Er gibt dem Percy Blakeney Farbe und zeigt den englischen Adeligen als schlauen Fuchs, der  Frankreich hinters Licht führt, gleichzeitig aber der ganzen Welt einen Narren vorspielt. Schäfermeier füllt die Rolle perfekt aus und lässt am Premierenabend keine Wünsche offen. Als Scarlet Pimpernel spielt er mit großem Charme und Witz, aber auch viel Gefühl. Unbekümmert und scheinbar mühelos führt Percy Blakeney seine Widersacher hinters Licht – ebenso mühelos meistert Schäfermeier seine Partien. Seine Liebe zu Marguerite und sein Schmerz über den geglaubten Verrat sind ebenso glaubwürdig.

Neben ihm ist Stefanie Köhm eine wunderbar gefühlvolle Marguerite. Treffsicher glänzt sie vor allem in Wildhorns stimmungsvollen Balladen und gibt ihrem Charakter mit ihrem Schauspiel viel Tiefe – sei es in ihrer Sehnsucht nach dem Mann, der Percy nicht länger zu sein scheint, in der Angst um ihren Bruder Armand oder dem Widerwillen, sich von Chauvelin weiter benutzen zu lassen.

Frank Wildhorn / Nan Knighton: Das scharlachrote Siegel (The Scarlet Pimpernel)
Frank Wildhorn / Nan Knighton: Das scharlachrote Siegel (The Scarlet Pimpernel) (c) Dieter Wuschanski

Ganz in schwarz gewandet ist Chauvelin, gespielt von Alexander Franzen. Als düsteres Beispiel für die Revolution, ist er der Gegenspieler des Scarlet Pimpernel und sein ewiger Widersacher. Alexander Franzen vervollständigt das Trio der Hauptcharaktere. Genau wie seinen Kollegen, gibt es auch an ihm nichts auszusetzen. Kraftvoll und klar zeigt er schon bei dem Titel „Falke auf der Jagd“ dass ihm die Rolle keinerlei Schwierigkeiten macht.

Getragen wird der Abend nicht allein durch die durchweg sehr guten Darsteller auf der Bühne, sondern auch durch das hervorragende Orchester. Die Robert-Schuhmann-Philharmonie, unter der Leitung von Jakob Brenner, spielt Wildhorns Stücke mit großartigem Ausdruck und lässt sowohl die rockigen Partien, als auch die Balladen stimmungsvoll erklingen. Anfangs ist das Orchester dabei teilweise sehr laut und übertönt die Darsteller etwas. Das ist aber auch das einzige kleine Manko, an dieser durchweg gelungenen Inszenierung. Die deutsche Übersetzung stammt von Wolfgang Adenberg und klingt so passend, dass man fast meinen könnte, das Libretto wäre bereits in Deutsch verfasst worden.

Frank Wildhorn / Nan Knighton: Das scharlachrote Siegel (The Scarlet Pimpernel)
Frank Wildhorn / Nan Knighton: Das scharlachrote Siegel (The Scarlet Pimpernel) (c) Dieter Wuschanski

Christof Cremer hat die Kostüme sehr detailgetreu entworfen und macht mit ihnen das 18. Jahrhundert lebendig. Besonders die Kostüme von Percy Blakeney und seinen Kumpanen vor dem Hofball sind ein echter Hingucker, wenn auch wenig alltagstauglich. Besonders die Hochzeitsszene und der Hofball sind mit ihren wunderbaren Tanzchoreographien sehr eindrucksvoll und wirken durch die fast nur in weiß gehaltenen Kostüme besonders edel.

Choreographisch ein Highlight sind auch die Kampf- und Fechtszenen, die in dieser Abenteuergeschichte natürlich nicht fehlen dürfen. Sowohl die Männer des Scarlet Pimpernel, als auch Chauvelin sind flink mit den Waffen und sorgen für eindrucksvollen Degenspaß.

Abenteuer, Romantik und großartige Charaktere zeichnen dieses Stück aus und lassen die Herzen von Liebhabern der großen Abenteuerromane höherschlagen. Bereits am Premierenabend wirken die Darsteller sehr gut aufeinander eingespielt und lassen ihre Rollen lebendig werden. Das Publikum belohnt es mit Standing Ovations. Schade ist, dass am Premierenabend noch einige Plätze im Publikum frei blieben, es bleibt zu wünschen, dass der Scarlet Pimpernel in Zukunft noch mehr Besucher in seinen Bann ziehen kann. Wir können nur sagen: Es lohnt sich auf jeden Fall!