„Come along and listen to the lullaby of Broadway…“…“Come and meet, those dancing feet, on the avenue I’m taking you to, 42nd street”…diese und viele weitere Textzeile könnten nicht besser passen, wenn wir über die Londoner Produktion des Musicalklassikers 42nd Street sprechen. Größer, besser, schöner – man hat alles versucht, mit dieser neuen Produktion des Broadway Klassikers in London umzusetzen. Der Abend im Theatre Royal Drury Lane beginnt mit dem Sound der Steppschuhe und genau dieser Sound ist es, den man auch am Ende im Ohr behält. Der Wunsch nach Hause zu tanzen und sich sofort für einen Steppkurs anzumelden ist geweckt, wenn einem die wunderschönen Melodien von Harry Warren im Ohr klingen.
New York zu Beginn der 30er Jahre. Julian Marsh (Tom Lister), einer der einflussreichsten und bekanntesten Broadwayregisseure, hat beim Börsencrash von 1929 sein gesamtes Vermögen verloren und braucht nun einen Erfolg um sich zu sanieren. Abner Dillon (Bruce Montague) ist bereit Marsh das Geld für seine Show „Pretty Lady“ zur Verfügung zu stellen, sofern seine Freundin Dorothy Brock (Sheena Easton) die Hauptrolle bekommt, für die sie laut Marsh normalerweise sowhl zu alt als auch zu untalentiert wäre was das Tanzen anbelangt. Das Chaos ist perfekt, als zwei weitere Personen auf der Bildfläche erscheinen. Zum einen die junge Sängerin und Tänzerin Peggy Sawyer (Claire Halse), die in die Szenerie stolpert, als sie zu spät zum Casting kommt und es knapp verpasst, Teil des Ensembles zu werden. Sie hat am Ende aber doch noch Glück, als Marsh kurzfristig noch eine weitere Tänzerin braucht. Der andere unglückliche Pechvogel ist Pat Denning (Norman Bowman), Dorothys ehemaliger Liebhaber, mit dem sie trotz ihrer Beziehung zu Dillon ein Verhältnis begonnen hat. Er liebt sie und will Dorothy zurückgewinnen. Als Marsh von dieser Affäre Wind bekommt, schickt er Schläger, um Denning klar zu machen, dass er sich von Brock fernhalten soll. Marsh hat Angst, dass Dillon von der untreue seiner Freundin erfährt und sich von der Show zurückzieht. Für eine Weile geht aber alles gut und die Show macht entscheidende Schritte auf dem Weg zum Erfolg. Dann jedoch, in der ersten Voraufführug in Philadelphia stolpert Dorothy in der Show über Peggy und bricht sich den Fuß. Marsh macht Peggy für das Unglück verantwortlich und feuert sie.
Wegen Dorothys Unfall ist die Show ohne Hauptdarstellerin und steht kurz vor dem Ende. Eines der Chormädchen schlägt vor, dass Peggy die Rolle übernehmen könnte, sie hätte das nötige Talent. Julian Marsh lässt sich überzeugen es zu versuchen, jedoch hat er Peggy gefeuert und diese ist auf dem Weg zum Bahnhof, um nach Hause nach Allentown zu fahren. Das gesamte Team, angeführt von Julian Marsh, folgt ihr zum Bahnhof und überzeugt sie sich der Herausforderung zu stellen. Peggy muss die Rolle innerhalb von zwei Tagen lernen, denn dann hat die Show Premiere am Broadway. Marsh fordert sie unablässig, sodass Peggy fast unter dem Druck zerbricht. Hilfe bekommt sie von unerwarteter Seite, nämlich von Dorothy Brock, die inzwischen mit Pat verheiratet ist. Die beiden besuchen Peggy vor der Premiere und Dorothy versichert ihr, dass wenn jemand die Rolle spielen kann, dann wäre es Peggy. Kurz vor Beginn der Show, sucht Julian Marsh, der inzwischen heillos in Peggy verliebt ist, sie auf und gibt ihr noch eins mit auf den Weg: Sie mag zwar als Anfängerin auf die Bühne gehen, wenn sie sie verlässt wird sie jedoch ein Star sein. Mit diesem Gedanken geht Peggy auf die Bühne und führt die Show zum Erfolg.
42nd Street ist mit Sicherheit nicht das typische Musical, dass wir heute gewohnt sind. Mit einer großen Menge an gesprochenen Texten und vielen Tanzszenen, gerät der Gesang schon fast ein wenig in den Hintergrund. Das stellt jedoch kaum ein Problem dar, denn das großartige Schauspiel und der Tanz entschädigen für vieles. Außerdem bildet das fantastische Orchester einen wunderbaren Rahmen für alle Tanzszenen. Der Sound der gesamten Show orientiert sich an der Musik der großen Hollywood Klassiker der 30er Jahre. Augenblicklich wird man in der Zeit zurücktransportiert, wenn das Orchester die fröhlichen Jazz und Bigband Sounds spielt.
Mit dem englischen TV-Star Tom Lister ist es den Castingdirektoren gelungen, nicht nur einen großen Namen, sondern auch einen großartigen Darsteller zu finden, der die Rolle des Julian Marsh ideal ausfüllt. Mit seiner dröhnenden Stimme macht Emmerdale-Star Tom Lister problemlos den Eindruck des sturen und berüchtigten Regisseurs, der am Broadway gleichzeitig geliebt und gefürchtet wird. Lister spielt und singt mit einer scheinbar leichtfüßigen Eleganz, die sich auch in seinem Schauspiel und Tanz widerspiegelt. Während man auf Peggys Seite sein möchte, wenn Marsh sie anschreit, gelingt es Lister die Rolle so zu spielen, dass man ihn versteht. Die Liebe die er zu Peggy entwickelt, wird von Lister so fein gespielt und zeigt die verletzliche Seite des sonst so starken Mannes, dass man fast Mitleid mit ihm bekommt und ihn bloß noch in den Arm nehmen möchte.
An seiner Seite steht Claire Halse als junge Peggy Sawyer. Charmant portraitiert sie den Entwicklungsprozess von Peggy von der jungen schüchternen und etwas ungeschickten Tänzerin vom Lande zum gefeierte Broadway-Star. Vom Neuling zum gefeierten Star – könnte nicht besser passen, sowohl für Peggy als auch für Claire Halse. Die zweite weibliche Hauptrolle wird vom internationalen Star und Grammy Gewinnerin Sheena Easton gespielt. Die Schauspielerin und Sängerin, die unter anderem bekannt wurde, weil sie den James Bond Song „For your eyes only“ sang, ist in gesanglicher Hinsicht der Star des Abends. Ihre Songs „You’re getting to be Habit with Me“ and „Boulevard of Broken Dreams” bilden, neben Klassikern wie „Lullaby of Broadway“ einige der gesanglichen Highlights.
Außerordentliche Leistungen zeigen auch Bruce Montague, Norman Bowman und Graeme Henderson als Abner Dillon, Pat Denning und Choreograph Andy Lee. Obwohl alle von ihnen recht kleine Rollen spielen, geben sie ihr Bestes und brillieren sowohl in Schauspiel und besonders Graeme Henderson auch im Tanzen. Die meisten Lacher des Abends kann eindeutig Jasna Ivir als Autorin Maggie Jones auf sich vereinen. Ivir, die vorher bereits in Stücken wie Charlie and the Chocolat Factory, Chicago und Phantom der Oper auf der Bühne stand, liefert eine wunderbare Darstellung der Rolle.
Das gesamte Ensemble von 42nd Street liefert eine fantastische Performance. Erstklassiger Tanz, bunte Kostüme und eine atemberaubende Bühnengestaltung lassen die Zuschauer in das Amerika der 30er Jahre entkommen. Abgesehen von dem Verlangen nach einem Steppkurs, dass man nach der Show spürt, wird 42nd Street nicht viele Wünschen offenlassen. Einen kleinen Blick wie das bunte Spektakel aussieht bekommt ihr hier. Und wo ihr die Tickets für die Show herbekommen könnt, sagt euch unser Travelguide!