Wonderful Town – Eine wundervolle Gesamtaufnahme?

Nachdem die Staatsoperette Dresden bereits 2015 das Musical „Catch Me If You Can“ auf Silberling gebannt hat, folgte nun 2017 endlich das Musical „Wonderful Town“, welches bereits am 22. Dezember 2016 Premiere feierte und sowohl Publikum als auch Kritiker auf ganzer Linie überzeugen konnte. Doch nicht nur die raffinierte Musik Bernsteins, sondern vor allem auch die talentierten Darsteller und die Neuübersetzung machen diese Inszenierung zu einem gelungenen Gesamtpaket. Auf der Bühne konnte das „swingende Party-Bernstein“-Musical uns bereits in Dresden überzeugen. Doch schafft es auch die CD den Flair des Stückes und den Geist der pulsierenden Metropole New York einzufangen? In unserer Review zur neusten Cast-CD der Staatsoperette Dresden erfahrt ihr es!


Sommer, 1935, Greenwich Village – Die ungleichen Schwestern Ruth und Eileen kommen aus dem verschlafenen Ohio nach New York, um in der großen Stadt ihre Träume zu verwirklichen. Während die hübsche und naive Eileen den Wunsch hegt, eine Kariere als Schauspielerin zu beginnen, versucht die direkte und intellektuelle Ruth sich als Schriftstellerin zu behaupten. Doch natürlich erfüllen sich Träume nicht über Nacht und der Karriereweg in der großen turbulenten Stadt New York ist steinig.

Ein besonderes Highlight des Stückes ist und bleibt Hauptdarstellerin Sarah Schütz, die nicht nur gesanglich, sondern auch pointiert witzig die Figur Ruth Sherwood auch auf der CD zum Leben erweckt. Neben ihr überzeugt vor allem auch Bryan Rothfuss als Redakteur Robert Baker, denn sein angenehmer Bariton trägt nicht nur seinen Solonummern perfekt, sondern begeistert auch im Duett mit Sarah Schütz vollends. Jedoch bemerkt man spätestens an der Rolle der naiven, aber charmanten Eileen, gespielt von Olivia Delauré, dass in der Gesamtaufnahme etwas fehlt. Besonders kokette Momente und der Charme der Figur werden vor allem vom Schauspiel getragen, womit die CD natürlich nicht aufwarten kann. Stimmlich bleibt Delauré jedoch nicht hinter ihren Kollegen zurück. Marcus Günzel als Loomis „The Wreck“ liefert mit „Gut im Football“ einen der großen Ohrwürmer des ersten Aktes, aber auch andere Lieder des Stückes werden den meisten sicherlich nach dem Hören noch einige Zeit im Kopf herumspuken.

Unsere Anspieltipps:
· Conga
· Christopher Street
· Gut im Football
· Verliebt
· Der Rag mit dem falschen Ton

Das Stück kommt als Doppel-CD in einem Jewelcase samt einem kleinen Booklet, das neben einigen Fotografien auch recht detaillierte Beschreibungen der beiden Akte beinhaltet. Die Texte der einzelnen Gesangsstücke fehlen leider, jedoch lässt sich dies noch leicht verschmerzen. Technisch-Akustisch steht die Aufnahme in keinster Weise den großen Produktionen nach. Sowohl das Orchester als auch die Gesangsparts sind nahezu perfekt abgemischt und auch der Applaus des Publikums darf bei einer Gesamtaufnahme selbstverständlich nicht fehlen. Einziges Manko bleibt, dass eine Aufnahme natürlich nicht das tolle Schauspiel und die schwungvollen und teilweise sogar akrobatischen Choreografien von Melissa King bieten kann, die manchen Stücken auf der Bühne noch den gewissen Pfiff verliehen haben. Wer bisher nicht die Möglichkeit hatte, sollte sich das Stück unbedingt selbst ansehen und dann zur Castaufnahme greifen, um das Stück vollends genießen zu können.

Alles in allem ist die Gesamtaufnahme wirklich empfehlenswert und kann sicherlich nicht nur Besucher des Stückes überzeugen. Wir freuen uns sehr, dass die Staatsoperette den Schritt gewagt und diese tolle Inszenierung auf CD verewigt hat, denn genau das haben wir uns schon nach unserem ersten Besuch des Stückes gewünscht.

Die CD kann für 19,00€ im Online-Shop der Staatsoperette Dresden bestellt werden. Wer den Weg nach Dresden auf sich nimmt, kann die CD natürlich auch direkt an der Theaterkasse oder beim Einlassdienst erwerben.