West Side Questions – Sascha Luder

Sascha Luder (c) Fabian Stuertz

West Side Questions. Vier der Stars aus der West Side Story beim Domplatz OpenAir haben uns Rede und Antwort gestanden. In den kommenden Tagen und Wochen erhaltet ihr einen kleinen Einblick in die Karrieren von Tony, Maria, Bernardo und Riff. Und wir klären die wichtigste Frage: Bist du ein Shark oder ein Jet?

Der Schweizer Sascha Luder stand nach seiner Ausbildung an der Theaterakademie August Everding in München, in diversen Stücken auf der Bühne. Bereits während seiner Ausbildung spielte er in Stücken, wie Frühlings Erwachen und Dracula. Im Anschluss an seine Ausbildung spielte er unter anderem am Theater in Basel Fame und bei den Bad Hersfelder Festspielen in Kiss me, Kate. Ab dem 16.6. steht Luder nun beim Domplatz OpenAir in Magdeburg als Bernardo in der West Side Story auf der Bühne.

 

Lena Gronewold: Zu allererst die wichtigste Frage: Im tiefsten Herzen, bist du ein Shark oder ein Jet?

Sascha Luder: Um diese Frage zu beantworten, müsste man erstmal definieren, was einen Jet und einen Shark, objektiv betrachtet, ausmacht. Oder besser gesagt, voneinander unterscheidet. Und das ist nämlich der springende Punkt. Im Grunde sind sie gleich. Angst und Einsamkeit verwandeln sich in einem ungerecht ausgelegten System in Aggression und Feindseligkeit. Es ist immer sehr viel leichter Unterschiede zu benennen und seien sie auch noch so minimal. Ein fataler Fehler, der leider auch zu häufig in der realen Welt passiert. Daher glaube ich, dass wir daran arbeiten sollten, wie Maria zu sein, die über diese oberflächlichen Unterschiede hinausschaut und den Menschen sieht, statt sich ein feindliches Konstrukt aus Nationalität und missverstandener Fremdheit zu schaffen.

Lena Gronewold: West Side Story wird immer wieder auch als Mutter aller Musicals bezeichnet. Stellt ein solches Stück besondere Anforderungen an seine Darsteller?

Sascha Luder: Man braucht vor allem verschiedene Leute. So gibt es Rollen, die hauptsächlich singen, andere die nur tanzen oder spielen und welche, die alles gleichwertig bedienen können sollten.

Lena Gronewold: Du bist nicht zum ersten Mal in der West Side Story zu sehen. Gehört das Stück zu deinen persönlichen Favoriten?

Sascha Luder: Ich mag die »West Side Story«, aber sowas wie Favoriten habe ich nicht. Es liegt vor allem daran, dass dieses Stück so häufig an deutschen Theatern gespielt wird.

Lena Gronewold: Tonight, America und I feel pretty Hits aus der West Side Story, die wohl fast jeder kennt. Das Stück beinhaltet aber auch eine Menge an Tanzszenen. Ist es gerade dieser Mix, der den Erfolg des Stückes ausmacht?

Sascha Luder: Die »West Side Story« basiert auf der Geschichte von Shakespeares Romeo und Julia, die vermutlich mit Abstand das berühmteste Liebespaar der Weltliteratur darstellen. Dieser Stoff wurde unzählige Male literarisch als auch musikalisch neu verarbeitet. Es ist aber nicht nur die dramaturgisch solide Geschichte, die der »West Side Story« Erfolg beschert, sondern auch die unvergleichliche Musik von Leonard Bernstein. In Kombination mit einer starken Choreographie entsteht ein Komplex aus Kunst und Wahrhaftigkeit, der für viele sehr ansprechend ist.

Das West Side Story Ensemble bei den Proben (c) Andreas Lander

Lena Gronewold: Open-Air Shows sind immer eine besondere Herausforderung für die Darsteller. Betet man als Darsteller regelmäßig für gutes Wetter, wenn man weiß, dass man der Witterung ausgeliefert ist?

Sascha Luder: Auf der Bühne soll Leben entstehen. Etwas, von dem man seine Augen nicht abwenden kann. Eine Hitzewelle kann da ebenso herausfordernd für den Darsteller sein, wie ein plötzlicher Niederschlag. Ich habe mal miterlebt, wie es während einer Open-Air-Vorstellung von »Maria Stuart« im perfekten Moment angefangen hat zu gewittern. Das ist ein Effekt, den man mit keiner Bühnentechnik so authentisch hinkriegt, ohne dass es pathetisch wirkt. Natürlich möchte man sich als Darsteller nicht erkälten oder auf einem nassen Boden ausrutschen und sich verletzen. Aber als Kind spielte man früher auch im Regen und dieses Gefühl als Erwachsener nochmal zu erleben, ist für mich ein Geschenk.

Lena Gronewold: Zuletzt warst du in Bodyguard zu sehen. Die Hits von Whitney Houston sind nun etwas ganz anderes als Klassiker wie West Side Story oder Kiss me, Kate. Hast du einen persönlichen Favoriten unter den verschiedensten Stücken?

Sascha Luder: Wie gesagt, habe ich keine Favoriten. Jedes Stück kann in den richtigen Händen zu einem bereichernden Erlebnis für Zuschauer und Darsteller werden.

Lena Gronewold: Du hast schon in den verschiedensten Stücken auf der Bühne gestanden. Hast du noch etwas auf der Wunschliste, das du gerne mal spielen würdest?

Sascha Luder:  Mein Ziel als Darsteller ist es, den Zuschauer zu berühren, zum Nachdenken zu bringen oder in eine andere Welt zu entführen. Hat ein Stück, ein Film, oder ein Lied dieses Potential, steht es auf meiner Liste.

Lena Gronewold: Bei der Rolle des Bernardo liegt der Schwerpunkt auf dem Tänzerischen. Ist Tanzen deine Leidenschaft?

Sascha Luder: Ja, auf jeden Fall. Ich habe mit 13 angefangen lateinamerikanischen Turniertanz zu machen. Musik und Bewegung haben für mich eine unglaublich befreiende Wirkung. Die Geschichten, die mit dem Körper erzählt werden können sind so mannigfaltig. Und man spart sich das Fitnessstudio.