Im Oberhausener Dschungel sind die Affen los!

Tarzan (Alexander Klaws) Disneys Musical TARZAN im Stage Metronom Theater Oberhausen Premiere am 6. November 2016
Tarzan (Alexander Klaws)
Disneys Musical TARZAN im Stage Metronom Theater Oberhausen
Premiere am 6. November 2016

Wie in einer anderen Welt kommt man sich bereits beim Betreten der Halle im Oberhausener Stage Metronom Theater vor. Trommelschläge hallen bereits vor dem Beginn der Vorstellung durch den Saal und unterstützen den Eindruck, dass man sich ab jetzt im Dschungel Afrikas befindet. Das Bühnenbild lässt sich aufgrund dessen, dass es sich auf beiden Seiten bis in den Saal hineinzieht nicht komplett durch den hauchdünnen, bläulich schimmernden Vorhang, auf dem ein Schiff auf hoher See zu erkennen ist, verbergen. Das ist sicherlich auch nicht gewollt. Ist bei diesem Stück doch sozusagen der ganze Saal die Bühne.

Die Vorstellung am Tag vor der Premiere ist bis auf wenige Plätze ausverkauft. Als sich der Vorhang mit etwas Verspätung und einem Donnerschlag dann endlich hebt, scheinen alle die Luft anzuhalten. Hat die Stage Entertainment doch nach eigenen Angaben das Disney-Musical etwas modifiziert, um es noch ein bisschen spektakulärer zu machen. Die hohen Erwartungen, die mit diesen Aussagen geweckt worden sind, werden an diesem Abend jedenfalls bequem erfüllt.

Terk (Massimilliano Pironti, Mitte) und Ensemble Disneys Musical TARZAN im Stage Metronom Theater Oberhausen Premiere am 6. November 2016
Terk (Massimilliano Pironti, Mitte) und Ensemble
Disneys Musical TARZAN im Stage Metronom Theater Oberhausen
Premiere am 6. November 2016

Von allen Seiten kommen zeitweise die Mitglieder der Affenfamilie an langen Lianen quer über die Zuschauer durch den Saal, quasi geflogen und verschwinden genauso schnell wieder in irgendwelchen Nischen auf und neben der Bühne. Dann wiederum kommen welche von oben die Treppen herunter, rennen durch die Gänge, sodass man zeitweise fast Schwierigkeiten hat alles mitzubekommen, was links und rechts neben, über oder hinter einem passiert. Unterstützt wird das Ganze ebenfalls durch eine ziemlich ausgefeilte Technik, die den Dschungel zu jeder Zeit ins rechte Licht setzt. Hauptsächlich Grün- und Gelbtöne dominieren die Szenerie, aber – auch passend zu Flora und Fauna an anderer Stelle – kommen warme Rot- und Orangetöne zum Einsatz. So ein Farbenspiel muss man bei solch einem Stück nicht unbedingt erwarten, aber es erfreut das Auge trotzdem ungemein.

Überhaupt ist die Geschichte um den Jungen Tarzan, dessen Eltern mit Schiff in einen Sturm geraten und kentern, sich zunächst retten können, aber später von einem Leoparden getötet werden, sicherlich den meisten Disney-Fans bekannt. Wahrscheinlich ist aber gerade das die Herausforderung einen solchen Stoff in ein Musical umzusetzen. So wird eindrucksvoll dargestellt, wie die Affenmutter Kala (Sabrina Weckerlin), die ihr eigenes Kind verloren hat, den Kleinen findet und sich ihm gegen den Willen des Affenchefs Kerchak (Patrick Stanke) annimmt und ihn mit in den Dschungel nimmt, wo er aufwächst.

Als Tarzan nahezu erwachsen ist, trifft er im Dschungel auf die Forschungsreisenden Prof. Porter (Japeth Myers) mit Tochter Jane (Tessa Sunniva van Tol) und seinem Begleiter Clayton (Patrick Imhof) und somit das erste Mal überhaupt auf Menschen. Er verliebt sich in Jane. Ihr Vater unterstützt die Liebe zwischen Tarzan und seiner Tochter. Clayton hingegen wittert seine Chance einen Gorilla mit nach England zu nehmen und dadurch berühmt zu werden– dabei ist es ihm ziemlich egal, ob es sich um einen toten oder lebendigen Gorilla handelt. Durch einen Trick überlistet er Tarzan und gelangt zu dem Gorillaclan. Bei dem Versuch seine Affenfamilie zu schützen, wird Kerchak von Clayton erschossen.

Wütend darüber, entlässt Janes Vater Clayton aus seinen Diensten und beschließt gemeinsam mit seiner Tochter zurück nach England zu reisen. Aus Liebe zu Jane beschließt Tarzan sie in die Zivilisation zu begleiten, bemerkt jedoch, dass er dort nie zurecht kommen würde. Kurz bevor das Schiff ablegen will, entscheidet Jane sich dafür, was ihr Vater bereits im Vorfeld gewusst zu haben schien: Sie bleibt bei Tarzan!

Was die Besetzung der Rollen anbelangt, bleiben sicherlich auch keine Wünsche der Fans offen. 2010 stand er das erste mal als Tarzan in Hamburg auf der Bühne. Nun, 6 Jahre später, bringt er in Oberhausen, in genau dieser Rolle, wieder Frauenherzen zum Schmelzen: Alexander Klaws. Es ist beeindruckend mit welcher Geschmeidigkeit er an den Seilen durch den Saal schwebt. Flic-Flac schlagend seitlich die Bühne verlässt und „so ganz nebenbei“ auch noch singt. Sowohl darstellerisch als auch gesanglich auf jeden Falls eines der vielen Highlights des Abends.

Ensemble Disneys Musical TARZAN im Stage Metronom Theater Oberhausen Premiere am 6. November 2016
Ensemble
Disneys Musical TARZAN im Stage Metronom Theater Oberhausen
Premiere am 6. November 2016

Was das Schweben anbelangt, stehen die anderen Darsteller ihm allerdings in nicht viel nach. Wenn Terk, Tarzans Freund und heimlich Verbündeter (Massimiliano Pironti), zum Beispiel auf der Bühne erscheint, kann man ihm kaum folgen, so schnell taucht er plötzlich oben, rechts oder links auf. Auch hier ist die körperliche Fitness mehr als beeindruckend, aber auch stimmlich durchaus hörenswert.

Sabrina Weckerlin, hier einmal in einer für sie eher untypischeren Rolle zu sehen, macht eine ebenfalls eine gute Figur als Kala, die Ziehmutter von Tarzan. Sollten anfänglich Zweifel bestanden haben, ob diese Rolle mit ihr nun gut besetzt worden sei oder nicht, werden diese im Laufe des Stückes sicherlich gänzlich ausgeräumt. Dadurch, dass sie die Songs ein kleines bisschen tiefer ansetzt als man sonst von ihr gewöhnt ist, harmoniert sie besonders gut mit den Stimmen der anderen Darsteller.

Auch Patrick Stanke als Familienoberhaupt der Gorillas, Kerchak, überzeugt in dieser Rolle absolut. Wenn er mit seiner kräftigen Stimme seinen Clan zur Ordnung ruft, zuckt man unweigerlich mit zusammen. „Gar keine Wahl“ hingegen zeigt wiederum seine innere Zerrissenheit, auf gefühlvolle Art und Weise.

Ganz besonders zu erwähnen ist die Newcomerin Tessa Sunniva van Tol als Jane. Sie spielt Jane so leicht, fröhlich und mit einem Wortwitz, der einfach nur Spaß macht. Allein durch ihre Mimik zaubert es dem Zuschauer an so mancher Stelle unweigerlich ein Lächeln ins Gesicht. „Auf diesen Tag hab ich gewartet“, trägt sie mit einer solch klaren, angenehmen Stimme vor, dass man es fast bedauert, dass sie nicht noch mehr Soli darzubieten hat.

Natürlich auch nicht zu vergessen ist Simeon Pauls, der den jungen Tarzan darstellt. Auch er steht seinen erwachsenen Kolleginnen und Kollegen in nichts nach. Sei es gesanglich bei „Warum, wieso?“ als auch schauspielerisch.

Schwächen an der Inszenierung in Oberhausen (von einer kleinen technischen Störung zu Anfang, die jedoch schnell behoben werden konnte, einmal abgesehen), sei es gesanglich oder darstellerisch, waren an diesem Tag, auch mit Mühe, eigentlich nicht auszumachen. Man konnte allen ansehen, dass sie Spaß daran hatten, an dem was sie dort auf der Bühne zeigten und dieser Funke sprang auch auf das Publikum über.

Insgesamt wurde der Abend mit spontanen Standing Ovations und lang anhaltendem tosenden Applaus gewürdigt. Weniger hätte diese tolle Cast auch nicht verdient.

Selbst diejenigen, die vorher vielleicht Zweifel hatten, was dieses Musical anbelangt, dürften nach dieser Vorstellung zum Fan geworden sein; und so manch einer wird sicher bereits in die Planung gehen, sich dieses Stück ein weiteres Mal anzuschauen. Zu empfehlen wäre es in jedem Fall.

Tickets unter: www.stage-entertainment.de