Die letzten Tage Jesu Christi sind Ereignisse, die Millionen Menschen Jahr für Jahr an Ostern beschäftigen. BB-Promotion bringt eine Originalinszienierung aus dem Londoner West End als Tournee auf englischer Sprache nach Deutschland. Pünktlich an Ostersonntag dem 27.03.2016 haben wir uns in der Alten Oper Frankfurt Andre Lloyd Webber’s Rockoper “Jesus Christ Superstar” angesehen.
Das Leben von Jesus ist ein heißes Eisen, wenn es darum geht, es glaubhaft darzustellen ohne es ins Lächerliche zu ziehen oder jemanden vor den Kopf zu stoßen. All das wirft “Jesus Christ Superstar” jedoch über Bord und zeigt die Geschichte des Sohn Gottes aus der kritischen Sicht Judas’.
Dabei hält sich die Geschichte sogar eng an das, was bereits aus der Bibel bekannt ist. Jesus ist den Mächtigen ein Dorn im Auge, was ihn irgendwann vor den römischen Statthalter Pontius Pilatus führt, der ihn jedoch an König Herodes verweist, der sich aber genauso wenig für ihn verantwortlich fühlt und ihn als König der Juden verspottet. Pontius Pilatus ist es dann, der Jesus zu 39 Peitschenhieben verurteilt. Doch das Volk möchte Jesus gekreuzigt sehen und so gibt Pontius Pilatus nach, wäscht seine Hände in Unschuld und Jesus wird gekreuzigt.
Die Cast ist mit bekannten Gesichtern besetzt. So spielt Glenn Carter – wie bereits im Jahr 2000 in jener Aufführung die später sogar auf DVD erschien – den Jesus Christus. Er wirkt in seiner Rolle zwar nicht mehr so jung, wie Jesus zum Zeitpunkt seines Todes höchstens gewesen sein soll, überzeugt jedoch mit einer klaren und kraftvollen Stimme.
Mary Magdalene wird an diesem Tag von Rebekah Lowings gespielt, die immer wieder die Verzweiflung über das unvermeidbare Schicksal ihres Liebhabers Jesus zum Ausdruck bringt und dabei mit einer klaren, unschuldigen und hohen Stimme beeindruckt.
Carl Lindquist spielt den Jünger Petrus, der später mit Mary Madgalene vieles versucht um Jesus vor der Kreuzigung zu bewahren.
Den in dieser Inszenierung eher zögerlich und steif angelegten Pilate stellt Christopher Jacobsen dar. Dieser bleibt weniger wegen seiner Stimme in Erinnerung, sondern mehr wegen seiner hadernden und isolierten Art, den römischen Statthalter Pontius Pilatus zu interpretieren. Dabei erinnert er mehr an den jungen Franz Joseph aus dem Musical “Elisabeth”, der stets unter dem Einfluss seiner strengen Mutter steht. Und so will auch dieser Pilatus lieber etwas anderes herbeiführen und sich deswegen aus dem Intrigenspiel von Caiaphas heraushalten.
Wo wir gerade Caiaphas erwähnten: Dieser wurde von Steve Fortune dargestellt, der diesen mit seiner tiefen Bassstimme zu einem wahren Unsympathieträger entwickelte.
Als wesentlich giftigeren Partner von Caiaphas spielt Alistair Lee die Rolle des Annas. Stets mehr im Hintergrund spielend, wird dieser von Lee zu einer gefährlichen und nicht zu unterschätzenden Rolle herausgefeilt.
Tom Gilling spielt im zweiten Akt in der großen Revuenummer den namensgebenden King Herod mit Nippelpasties, Lidschatten, Lippenstift und Fächer mit einer beeindruckenden Bissigkeit und einem bösartigen Hohn.
Zuletzt sei der großartige Judas erwähnt, der wie eine Art Erzähler oder kritischer Kommentator durch die letzten Tage Jesu führt. Gespielt wird dieser von Tim Oxbrow mit einer rockigen Popstimme.
Von Jesus Christ Superstar gibt es viele verschiedene Inszenierungen. Und so unterscheidet sich auch diese vor allem im Bühnenbild und im Kostümdesign. Die Bühne wird flankiert von vier großen Steinsäulen, die biblische Szenen als Relief darstellen. Dazwischen führt eine Empore an drei Seiten entlang und eine bewegliche Treppe führt hinab auf die eigentliche Bühne. Über dem Bühnenbild trohnt eine überdimensionale Dornenkrone, die sich zum Beginn des Stückes hebt und zum Ende wieder absenkt.
Die Kostüme der Darsteller sind eher im Zeitalter des Geschehens angesiedelt, einzig die Kostüme der römischen Soldaten sind durch ihre Polizeischilder aus Plexiglas etwas mehr in die heutige Zeit gezogen. Das kleine Orchester besteht aus typischen Instrumenten einer Rockband (Keyboard, Drums, E-Gitarren, Bass, Percussion) was jedoch gut zur gespielten Musik passt. Das Stück selbst ist in englischer Sprache aufgeführt worden. Inhaltliche Zusammenfassungen (keine Wort-zu-Wort Übersetzungen) in deutscher Sprache werden auf Übertitelungsanlagen wiedergegeben.