Sophie Berner ist der Star am Cabaret-Himmel. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Seit 2006 spielt die gebürtige Münchenerin immer wieder ihre Paraderolle, die Sally Bowles in Cabaret. Daneben stand sie in verschiedensten Stücken in Deutschland und der Schweiz auf der Bühne. Zu ihren Erfolgen zählen unter anderem die Rolle der Päpstin (Fulda), Mercédès in der Graf von Monte Christo (St. Gallen), Marilyn Monroe in I wanna be loved by you (Gießen) und Aurora in Der Kuss der Spinnenfrau (Gießen). Zuletzt stand sie in Nürnberg als Lina Lamond (Singin‘ in the Rain) und Kate (Kiss me Kate) auf der Bühne. Zudem ist sie aktuell als Anita in der West Side Story (St.Gallen) zu erleben.
2016 kehrt sie als Sally Bowles nach Berlin und dem Kit-Kat-Club im Tipi am Kanzleramt zurück.
Lena Gronewold: Seit 2006 spielst du hier in Berlin und auch woanders (u.a. St. Gallen und Gießen) die Rolle der Sally Bowles in Cabaret. Du kehrst immer wieder zu diesem Charakter zurück. Was ist es, was dich an dieser Rolle reizt, sodass du sie immer wieder gerne spielst?
Sophie Berner: Sally Bowles ist einfach eine tolle Figur. Zum Spielen ist sie eine total vielseitige Persönlichkeit, die man ganz unterschiedlich interpretieren kann. Das Schöne an der Figur ist, dass sie so eine große Wandlung durchmacht, das sie wirklich viel erlebt und dass es da ganz viel zu spielen gibt. Das interessiert mich eigentlich am allermeisten an dieser Rolle. Und zusätzlich gefällt mir das gesamte Stück so gut. Ich liebe die Musik sehr. Es ist ein Stück, das alle Komponente in ihrer Bestform vereint – also Musik und Handlung Es ist alles mit drin und deshalb finde ich, es ist eines der besten Musicals.
Lena Gronewold: Und könntest du dir vorstellen, die Rolle auch im Ausland, im West End oder am Broadway zum Beispiel, zu spielen wenn sich dir die Gelegenheit bietet?
Sophie Berner: Ja, natürlich! Wenn mir mal sowas passieren würde, das wäre der absolute Knaller. Es wäre toll, auch die Erfahrung zu sammeln, in einem anderen Land auf der Bühne zu stehen. Ich finde es sowieso immer spannend zu sehen, wie unterschiedlich dieses Stück inszeniert werden kann. Ein Teil davon zu sein wäre ein Traum. Das wäre dann wie bei Ute Lemper.
Lena Gronewold: Das Publikum konnte dich bisher unter anderem schon als Sally Bowles in Cabaret, die Päpstin oder Mercédès in Der Graf von Monte Christo erleben. Erkennst du dich selbst in einer der Rollen wieder bzw. legst du viel von dir selbst in die Rolle, wenn du sie spielst?
Sophie Berner: Ich würde eher sagen, dass ich versuche, etwas von mir selber reinzulegen. Ich versuche die Figur so nah wie möglich an mich ranzuholen. So nah, dass ich diese Figur möglichst gut verstehe, sodass ich sie dann bestmöglich interpretieren kann. So versuche ich, mich in all diese unterschiedlichen Figuren reinzufinden. Das Schöne ist, dass ich bisher sehr unterschiedliche Rollen spielen durfte. Es gibt keinen Typen von Rolle auf den ich festgelegt bin. Ob es Lina Lamond in Singin‘ in the Rain ist oder meine Rolle in Kiss me Kate oder eben Mercédès in Monte Christo oder die Päpstin. Das sind alles so unterschiedliche Frauentypen, die aber alle etwas ganz Spannendes zu erzählen haben.
Lena Gronewold: Hast du eine Lieblingsrolle? Also mal angesehen von Sally Bowles vielleicht…
Sophie Berner: Ich muss sagen, dass ich alle Rollen, die ich bisher spielen durfte, super spannend fand. Das sind alles ganz großartige Rollen.
Lena Gronewold: Gibt es eine Rolle, die du gerne mal spielen würdest?
Sophie Berner: Da gibt es noch ganz viele. Zum Beispiel Passion von Sondheim, Into the Woods oder Next to Normal, aber auch The Wild Party fände ich sehr spannend. Es gibt einfach noch sehr viel, was ich gerne spielen würde. Auch My Fair Lady gehört dazu. Die Wunschliste ist noch lang!
Lena Gronewold: Dürftest du mal als Mann auf der Bühne stehen, in welcher Rolle wäre das?
Sophie Berner: Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich wirklich gerne den Conférencier spielen würde. Ansonsten habe ich keine Ahnung, was ich gerne mal für eine Männerrolle spielen würde. Aber es wäre sicher spannend, sich da auszuprobieren.
Lena Gronewold: Wie bereitest du dich auf eine neue Rolle vor?
Sophie Berner: Es kommt ein bisschen darauf an, ob man das Stück schon kennt oder nicht. Wenn ich ein Stück jetzt noch nicht so gut kenne, also es noch nicht gespielt und nicht auf der Bühne gesehen habe, dann lese ich einfach erstmal das Buch, hör mir die Musik an und mach mir meine Gedanken dazu. Und wenn das Stück körperlich viel von mir verlangt, dann bereite ich mich natürlich auch darauf vor. Und dann bereite ich eben meinen Text und meine Lieder vor. Im Konzeptionsgespräch erfahre ich dann auch vom Regisseur, was seine Idee des Ganzen ist. Und in den Proben fängt dann bei mir dieser kreative Prozess an.
Lena Gronewold: Am Theater St. Gallen konntest du bereits in mehreren Uraufführungen, unter anderem „Moses – Die 10 Gebote“, mitwirken. Was ist das Besondere daran, die Erste zu sein, die in eine Rolle schlüpft?
Sophie Berner: Das wirklich Schöne daran, wenn man als erstes eine Figur entwickeln darf, ist – ich durfte das bei Der Graf von Monte Christo, Moses – Die 10 Gebote und I wanna be loved by you – du weißt überhaupt noch nicht, wie das werden wird. Man hat eine Grundidee, der Regisseur hat eine Grundidee und es gibt ein Konzept, aber es gibt noch keine Erfahrung mit dem Ganzen. Niemand hat die Rolle vor dir gespielt, es gibt kein Richtig und kein Falsch. Man kann es ganz neu und ohne irgendwelche Einflüsse interpretieren. Das ist einfach eine sehr schöne Erfahrung.
Lena Gronewold: Du hast eine wunderbare Stimme. Hast du ein „Geheimrezept“, damit du immer gut klingst?
Sophie Berner: Nein, eigentlich habe ich da kein Geheimrezept. Wenn man viele verschiedene Rollen spielt, dann braucht man glaube ich einfach eine gute Technik, damit man sich die Stimme nicht kaputt macht.
Lena Gronewold: Du warst auch schon mit verschiedenen Solo Programmen auf der Bühne zu sehen. Gibt es Planungen für weitere Konzerte?
Sophie Berner: Das ist ein großer Part meiner Tätigkeit, der mir wahnsinnig viel Spaß macht. Ich möchte gerne vielmehr mit eigenen Programmen auf die Bühne – mit Chanson und Musical. In St. Gallen habe ich letztes Jahr ein Programm gemacht – Musical a la Berner – und das würde ich gerne noch häufiger aufführen. Und vielleicht auch noch mal ein neues Programm machen. Aber die Zeit ist immer so eine Sache. In den letzten zwei Jahren hatte ich dafür – dank meiner Engagements – leider keine Zeit mehr. Ich würde das aber gerne wieder machen und hoffe, dass dann auch Leute zu meinen Konzerten kommen. Die Zeit ist hoffentlich bald da und es arbeitet schon in meinem Kopf.
Lena Gronewold: Hast du ein Lieblingsmusical, das du gerne anschaust, wenn du selber nicht auf der Bühne stehst?
Sophie Berner: Das ist schwierig. Ich leg mich da immer nicht gerne, denn das variiert auch mal. Aber die Musicals, die ich gerne mal spielen will, gehören auf jeden Fall zu meinen Favoriten.
Lena Gronewold: Wenn du mal nicht auf der Bühne stehen, was machen Sie dann in Ihrer Freizeit?
Sophie Berner: Wenn ich gerade viel unterwegs bin, dann genieße ich es, auch einfach mal nur zu Hause zu sein, obwohl ich auch sehr gerne reise. Ich genieße dann den Alltag mit Ausschlafen, gemütlich Frühstücken und Museumsbesuchen, Flohmarktbesuchen. Und wenn ich irgendwo bin und mal ein paar Tage frei habe, wie vor kurzem in Innsbruck zum Beispiel, dort bin ich dann so richtig Wandern gegangen, in den Bergen. Aber sonst richte ich dann auch meine Wohnung schön ein und mach da rum und bin kreativ. Aber auch auf der Bühne stehen ist für mich keine Arbeit, weil es mir einfach Spaß macht, zu spielen und zu lernen. Aber ich schaue auch gerne Filme, gehe gerne ins Kino, ich mag Mode und Kunst. Mir wird schnell langweilig und ich brauche immer was zu tun und suche nach Dingen, die mich reizen, mit denen ich mich befassen kann.
Lena Gronewold: Wenn du nicht auf der Bühne stehen würdest, nicht Musicaldarstellerin geworden wärst, was würdest du dann heute machen?
Sophie Berner: Auch das reine Schauspiel, der Film, interessiert mich sehr, aber wenn ich was ganz Anderes machen sollte, wäre es sicherlich auch irgendetwas Kreatives. Vielleicht Inneneinrichtung oder so etwas.
Lena Gronewold: Zum Schluss: Kannst du uns noch einen Gedanken mit auf den Weg geben? Vielleicht ein Lebensmotto, das dir am Herzen liegt?
Sophie Berner: Im Moment leben. Es ist schön, wenn man das schafft. Vielleicht ist es gut nicht zu sehr nach vorn oder nach hinten zu schauen. Wenn man im Moment lebt, erkennt man auch sehr viel Schönes. Ich glaube, dann können viele Sachen leichter sein. Vor allem, wenn man bei allem was man macht Spaß hat. Spaß haben, Lachen, Quatsch machen, ein bisschen Kind bleiben.
Alle Infos zu Sophie Berner und ihren Engagement gibt es auf ihrer Website: http://sophie-berner.de/
In Cabaret (Berlin) ist Sophie Berner bis zum 4.September 2016 zu erleben. Karten und alle Infos gibt es unter: http://www.tipi-am-kanzleramt.de/de/programm/programmuebersicht/cabaret-musical-berlin.html