Der gebürtige Niederländer Bas Timmers, steht mit seiner Rolle als Teufel in Luther! – Rebell wider Willen bereits zum wiederholten Mal auf einer deutschen Bühne. Neben seiner Rolle als Swing/Cover Luigi Lucheni im Erfolgsmusical Elisabeth in Stuttgart, stand er vor kurzem erst im Familienmusical Wickie auf der Bühne. Aber auch auf den niederländischen und belgischen Bühnen stand er nach seiner Ausbildung am Konservatorium Tilburg bereits in vielen Erfolgsstücken, unter anderem My Fair Lady, Doornroosje und Kruimeltje. Momentan ist er an der Landesbühne Niedersachen Nord als Teufel der Martin Luther das Leben schwer macht zu sehen.
Lena Gronewold: Du hast bereits in vielen Familienmusicals mitgespielt. Was hat dich in dazu gebracht, mit Luther! – Rebell wider Willen eine andere Richtung einzuschlagen?
Bas Timmers: Weil ich bisher hauptsächlich Musicals gemacht habe, liebe ich die Bandbreite, die das Stück bietet. Sowohl was das Musikalische angeht, aber auch die Zielgruppe, die es anspricht. Zudem fand ich es interessant, dass ich mal wieder etwas Rockigeres singen durfte. Letztendlich überzeugt die Rolle anzunehmen, haben mich aber bei der Audition der Komponist und die Regisseurin. Die menschliche Ebene stimmte da einfach, deswegen habe ich mich auf dieses Projekt eingelassen. Letztendlich überzeugt hat mich also das Gefühl, dass es passt.
Lena Gronewold: …also passt es hier auch vom Team gut…
Bas Timmers: Ja, wenn du ein gutes Gefühl hast bei der Audition, dann ist vieles einfacher. In diesem Fall war das so und nun bin ich hier.
Lena Gronewold: Der Teufel sucht Luther im Stück heim. Was macht für dich den Reiz an deiner Rolle aus?
Bas Timmers: In dem Sinne ist die Rolle eigentlich schwierig, da ich hier keine reale Person spiele. Luther ist der einzige, der den Teufel sehen kann. Für alle anderen existiert er nicht. Unsere Regisseurin hat mal gesagt, wenn Luther jetzt leben würde, würde er wahrscheinlich wegen irgendeiner Geisteskrankheit in Behandlung sein. Die Frage ist: Inwiefern ist der Teufel ein Teil von Luther? Ist der Teufel eine selbstständige Figur oder ist er ein Teil von Luther – seine Ängste, seine Sünde, seine Sorgen? Das macht es in dem Sinne schwierig, die Rolle zu spielen, weil er immer so dazwischen schwebt. Ich versuche, separat zu agieren, aber alles ist an Luther gebunden. Die Frage ist dann, wie separat ist es wirklich?
Lena Gronewold: Vielleicht bist du ja die zweite Persönlichkeit von Luther.
Bas Timmers: Ja, zum Beispiel. Ich wollte auch nicht völlig weg vom Luther. Es geht ja auch um ihn und er ist der einzige, der mich sieht. Nach dieser Anleitung der Regisseurin dachte ich: Naja, da ist auch was dran. Deshalb ist der Teufel hier auch nicht allmächtig und allwissend. Er hat aber ein sehr gutes Gespür für die Leute um Luther herum, was ihre Motive sein könnten. Er lebt schon so lange, hat schon so viel erfahren. Deswegen hat er gleich zu Stefan schnell eine Bindung und weiß, dass er mit dem etwas „anfangen“ kann.
Lena Gronewold: …den kann ich ein bisschen anstacheln, um Luther zu ärgern.
Bas Timmers: Ja, genauso. Das ist alles für mich ein wichtiger Teil der Rolle.
Lena Gronewold: Also habt ihr jetzt auch viel an der Rolle entwickelt?
Bas Timmers: Da ich viel danebenstehe, lag der Fokus eher auf den anderen Rollen und das hat glaube ich auch damit zu tun, dass die Regisseurin mich schon kannte, weil sie mich selber für die Rolle gecastet hat. Ich kam damals in Frage für zwei Rollen und letztendlich hat man sich dann dafür entschieden, mich als Teufel zu nehmen. Ich glaube von daher hatte sie schon vor den Proben eine Idee, wo es für mich in der Rolle des Teufels hingehen soll. Gefühlt hat sie mich aber sehr viel machen lassen und nicht zu sehr gesteuert. Natürlich hat sie es gestaged und mir gesagt, wann ich wo stehen soll, aber ansonsten war ich sehr frei. Bei den Leuten, die sie vorher noch nicht gesehen hat, war das ein längerer Prozess. Matthias, den Luther, und mich kannte sie eben schon und hat uns machen lassen. Und so blöd es vielleicht klingt, aber weil es in diesem Stück keine wahnsinnige Choreografie gibt, ist vieles einfacher. Wenn wir irgendwo stehen und im Licht stehen, dann ist das schon toll. Technisch ist das Stück eine Herausforderung, wenn man sich die ganze Zeit um ein Ensemble herum bewegen muss, das agiert und man selber als Teufel „außen“ steht.
Lena Gronewold: Wir gehen ein bisschen von Luther weg. Deine erste Rolle auf einer Deutschen Bühne war im Musical Elisabeth. Neben deiner Position als Swing, hast du dort als Luigi Lucheni auf der Bühne gestanden und die Zuschauer durch das Stück geführt. Swing oder eine feste Rolle jeden Abend, was ziehst du vor?
Bas Timmers: Es hängt ein bisschen davon ab, wie lange man ein Stück spielt. Ich bin recht perfektionistisch veranlagt. Von daher ist das Leben eines Swing für mich teilweise sehr anstrengend, weil es muss gleich beim ersten Mal, ohne dass man groß geprobt hat, funktionieren. Es muss auf dem gleichen Level sein, wie die Leistung desjenigen, der die Rolle sonst spielt. Es ist anstrengend, aber bei Elisabeth habe ich fast zwei Jahre gespielt, dann ist die Abwechslung cool, wenn du nicht jeden Abend die gleiche Rolle spielst. Dann bleibt es lange frisch und dann ist es leichter zu spielen, weil es nicht so eingeschliffen ist. Es ist deshalb aber auch schwierig zu sagen, was ich lieber mag.
Lena Gronewold: Es hat wahrscheinlich auch beides seine Vorteile.
Bas Timmers: Es ist so, es hängt sehr ab vom Stück und der Rolle. Lucheni ist wirklich geil, aber da hab ich dann wieder „Ausländerprobleme“. Als ich die Rolle einstudiert habe, hat mir die Erstbesetzung, die die Rolle schon in Essen gespielt hat, mal gesagt: Wenn es mal einen Showstopp gibt, dann immer während der Lucheni-Szenen. Und das ist auch so. In der Zeit wo er vorne steht, wird hinten technisch umgebaut und da kann viel passieren. Und er hat mir dann gesagt, dass ich einfach dann mal mit den Leuten reden soll, um die Zeit zu überbrücken. Und ich dachte nur: Nein, auf keinen Fall, das kann ich nicht. Das wird der Ausländer nicht machen. Und tatsächlich, gleich bei meiner zweiten Lucheni Show, direkt am Anfang, Showstopp. Glücklicherweise wurde ich da gleich von der Bühne geholt und musste nicht mit den Leuten reden. Lucheni steht eben hauptsächlich alleine auf der Bühne und das ist auch schwer. Du musst alles von dir aus holen. Du kannst nicht auf andere reagieren. Du stehst da und musst dich retten. Was cool ist, aber auch ein gewisses Verantwortungsgefühl mich sich bringt. Im Ensemble hat man natürlich auch Verantwortung, aber da trägt man das als Gruppe. Deswegen bin ich eigentlich unentschieden, was ich lieber mag, aber wenn ein Stück länger läuft, dann wahrscheinlich eine Rolle mit Understudy einer anderen Rolle. Ich bin einfach zu alt für sehr viel Swing-Arbeit.
Lena Gronewold: Ich bewundere ohnehin die Wandlungsfähigkeit der Swings immer und bin begeistert, wie man sich Text und Schritte für so viele Rollen merken kann.
Bas Timmers: Bei Elisabeth war ich zum ersten Mal Swing und für mich braucht ein Swing nichts Außergewöhnliches, aber ein paar Dinge sind entscheidend: Stressbeständigkeit, gute Notizen über die Rollen und ein gutes Kurzzeitgedächtnis sowie räumliche Vorstellungskraft. Man muss wissen, wo man hingehört und sich entsprechend anpassen können, wenn doch da mal jemand anderes steht. Es gibt Leute, denen liegt das nicht, die können sich nicht anpassen, aber das brauchst du als Swing. Wenn man das hat, ist man ein guter Swing.
Lena Gronewold: Das ist wahrscheinlich auch bei jedem unterschiedlich, der ein kann das so kurzfristig und der andere nicht.
Bas Timmers: Es muss aber einfach sein, auch dass man da flexibel ist. Bei Elisabeth hatten wir eine Zeit lang viele Cut-Shows, wo wir nicht genügend Leute für alle Rollen waren. Anfangs habe ich alle Rollen einzeln betrachtet, da musste ich dann manchmal aber auch hin- und herspringen. Man übernimmt dann Sätze und Positionen verschiedener Rollen. Das kann man nicht vorbereiten und muss da spontan agieren und versuchen, das alles im Kopf zu behalten. Aber es gibt definitiv entspanntere Jobs als den eines Swing.
Lena Gronewold: In Tutanchamun hattest du die besondere Ehre, als erster Darsteller in die Rolle des „Meba“ spielen zu dürfen. Was bedeutet es für dich, die Rolle kreiert zu haben, der Erste gewesen zu sein, der die Rolle spielt?
Bas Timmers: Auch in der neuen Fassung von Little Mermaid durfte ich das mit dem Creative Team von Disney. Das war insofern auch eine Neuentwicklung, da das komplette Stück überarbeitet worden war. Das ist für mich eher ein kreativer Prozess, weil Tutanchamun eine Sommerproduktion war. Es klingt vielleicht blöd, aber das macht, zu mindestens für mich, einen Unterschied. Dort war auch der erste Probentag sehr interessant. Ich bin eigentlich zu Tutanchamun gekommen, weil Dean Welterlen, mit dem ich „Diana“ spielen sollte, was dann nicht geklappt hat, mir gemailt hat. Und er hat mich dann gefragt, ob ich Lust hätte, im Sommer eine Rolle in Tutanchamun zu spielen. Am ersten Tag kommen wir bei meiner Rolle an und Dean liest: „Ein großer, dicker Mann betritt die Bühne“…und ich dachte „Really?!“, das war sehr interessant. Die Rolle war zwar sehr klein, aber sie wurde zuletzt fertig. An dem Lied, der Szene, den Requisiten hat sich noch viel geändert.
Lena Gronewold: Wenn ich das so sagen darf, hatte deine Rolle ja auch einen eher komödiantischen Auftritt.
Bas Timmers: Ja, das war auch so geplant, aber das Proben war schwierig, weil für meine Rolle nichts fertig war. Für diesen komödiantischen Teil muss das Timing eben auch stimmen und das ist schwierig, wenn man wenig proben kann. Für Kreieren der Rolle war eben deshalb auch kaum Zeit, weil ich wenig proben konnte. Aber es macht immer Spaß, eine neue Rolle zu spielen, auch bei Little Mermaid. Die Menschen, die da den kreativen Part übernehmen, entwickeln etwas Neues. Die Leute legen sich da total ins Zeug und diese Zusammenarbeit mag ich sehr. Die Begeisterung für das Projekt überträgt sich auf alle. Aber es gibt auch große Unterschiede, ob man eine Rolle zum ersten Mal in einer großen oder einer kleinen Produktion spielt. Bei Tutanchamun musste ich nicht mal zum Casting. Bei Little Mermaid gab es diverse Castingrunden und Workshops, bevor man dort erstmal genommen wurde. Unglaublich viele Leute sind da an dem Prozess beteiligt. Eine große Gruppe von Stage Entertainment und super viele Leute direkt von Disney. Und dann ist da auch noch der Komponist Alan Menken, der sogar ein Veto-Recht hat. Der guckt sich die Endauswahl an und hat das letzte Wort. Erst dann war man dabei und der Prozess, was Neues zu kreieren, ging los. Alles was im Stück geschwommen werden sollte, sollte geflogen werden. Das sah toll aus, aber das muss man dann auch erst mal ausprobieren mit Saltos und allem, aber letztendlich muss das im Stück auch erst mal funktionieren. Diesen Prozess zu erleben, ist sehr interessant. Gefühlt war das eine Neuproduktion.
Lena Gronewold: Neben den Familienmusicals hast du auch in mehreren Klassikern, wie My Fair Lady und Sunset Boulevard, auf der Bühne gestanden. Was liegt dir persönlich mehr? Klassische Musicals oder moderne Unterhaltungsstücke?
Bas Timmers: Bei Stücken wie Little Mermaid hatte ich einfach mehr Freiheit, als bei anderen Stücken, denn obwohl die Strukturen vorgegeben waren, konnte man sich im Stück noch austoben. Vielleicht ist es daher etwas gemein, es so zu sagen, aber bei Stücken wie Sunset Boulevard ist man, vor allem was das Schauspielerische angeht, mehr gefordert. Der Traum vieler Musicaldarsteller ist Sondheim und der ist nun mal nicht bekannt für seine Familienmusicals. Ich würde mich aber ungerne festlegen. Mir gefällt beides. Familienmusicals und Klassiker, große und kleine Produzenten. Ich wollte auch jetzt unbedingt mal am Stadttheater arbeiten, denn sowas gibt es in Holland gar nicht. Tatsächlich ist es diese Abwechslung, die mir gefällt an meiner Arbeit. Wenn ich den Rest meines Lebens Elisabeth spielen würde, würde das auch irgendwann langweilig.
Lena Gronewold: In Deutschland hast du zuletzt auch im Musical Wickie auf der Bühne gestanden. Das Stück hast du vorher schon in Belgien und den Niederlanden gespielt. Ist es für dich eine Herausforderung, nun umzudenken und das Stück in einer anderen Sprache zu spielen?
Bas Timmers: In Deutschland habe ich eine andere Rolle gespielt als in den Niederlanden und Belgien, das macht es schon mal leichter. Bei den Auditions damals in Belgien war schon klar, dass sie für die großen Rollen Belgier haben wollten. Da blieben dann noch die kleineren Rollen im Ensemble übrig. Ich hatte mir für eine der Rollen, für die ich letztendlich vorsprechen sollte, eine Stimme ausgedacht, hab dann aber kurz vorher gedacht, dass ich das nicht damit durchziehen kann, dass das zu weit geht, die mich rauswerfen. Und dann hab ich das trotzdem gemacht und die Leute von der Produktion und die Kollegen, die mit mir die Szene spielen sollten, lagen unter den Tischen vor Lachen. Und so bin ich an die Rolle des „alten Mannes“ gekommen. Das ganze Stück war dann in Flämisch, was ich nicht sehr gut spreche. Ich habe dann aus meinem alten Mann einen flämischen Opa gemacht. Das ist schwierig, wenn man dann in Holland spielt und sich an das sanfte G und das rollende R aus dem Flämischen gewöhnt hat. Aber da tatsächlich noch viele Belgier dabei waren, sprach das ganze Wikingerdorf dann Flämisch, während die Piraten Holländer waren. In Deutschland bekam ich dann die Rolle des Snorre und hatte eine eher kindliche Rolle. Das war gefühlt eine ganz andere Show, weil ich plötzlich an Szenen beteiligt war, mit denen ich in der belgischen Produktion nichts zu tun hatte. Dass es eine andere Sprache war, hat mir dabei letztendlich auch geholfen, die Produktionen zu unterscheiden. Nur bei der Choreografie bin ich manchmal durcheinander gekommen, wenn es Lieder waren, die ich in beiden Produktionen gemacht habe. Das neue Creative Team hat es mir auch einfach gemacht, es als eigenständige Produktion zu sehen, auch wenn es das gleiche Stück war. Was mir da aber aufgefallen ist, dass deutscher und holländischer Humor sehr unterschiedlich sind, zu mindestens für mich. Meine Rolle hier in Deutschland sollte auch eher lustig sein. Dadurch, dass wir nur eine kurze Probezeit hatten, musste ich mir manchmal was ausdenken, wusste aber gar nicht, ob die Deutschen das überhaupt lustig finden. Zum Glück kam das alles gut an, aber da lag für mich eine größere Unsicherheit als bei der Sprache.
Lena Gronewold: Im Gegensatz zum klassischen Musicalgenre ist Luther ein Rock-Oratorium, welches auch musikalisch in Richtung Rock geht. Ist Rock ein Genre, indem du dich zuhause fühlst?
Bas Timmers: Wenn du mich fragen würdest, ob ich mit einer Rockband singen will, dann wohl eher nein. Im Allgemeinen mag ich es, wenn Musik etwas erzählt. Ich liebe Beyoncé und ihre Musik hat auch einen gewissen Inhalt, wenn auch anders als hier. Es gibt aber eben sehr viel Popmusik, die zwar ein Statement hat, über das ich aber eben keine fünf Minuten singen muss. Es muss für mich etwas zu spielen geben und es müssen über die ganze Länge des Liedes Emotionen spürbar sein. Am Musicalgenre gefällt mir, dass Musical so viele Stile vereint. Es wird oft darüber geredet, dass Musical ein gewisser Stil ist, aber eigentlich ist es Oper, Rock und alles andere auch. Vom Phantom der Oper bis zu We will rock you, gibt es viele verschiedene Stücke im Musicalgenre, die alle unterschiedlich sind und wo man vieles machen kann. Während meine Ausbildung habe ich Jesus in Jesus Christ Superstar gesungen. Das ist auch eher rockig. Seit langem habe ich nichts mehr in der Richtung gemacht, also macht es mir Spaß, mal was anderes zu machen. Beim nächsten Mal ist es dann vielleicht wieder was anderes und das macht mir dann auch wieder Spaß.
Lena Gronewold: Mit Beyoncé haben wir das Thema schon angesprochen: Wenn du mal nicht auf der Bühne stehst, was hörst du dann privat gerne für Musik?
Bas Timmers: Wie gesagt Beyoncé, aber auch das letzte Album von Lady Gaga mag ich sehr gerne. Es hängt aber auch immer davon ab, in was für einem Stück ich spiele. Weil wir jetzt was Rockiges machen, höre ich privat eher Klassik. So als Gegengewicht. Ich bin total verliebt in Diana Damrau, sie ist eine klassische Sopranistin, die sehr viele Opern spielt an den großen Häusern dieser Welt. Ich finde die Stimme und die technischen Fähigkeiten, die sie mitbringt, faszinierend. Sie erzählt etwas mit ihrem Gesang und sie schauspielert dabei unglaublich gut. Sie geht alles mit der Unbefangenheit und der Energie eines Kindes an und sie schmeißt sich in alles herein. Deshalb höre ich sie sehr gerne und finde sie toll.
Lena Gronewold: Und gibt es auch im Musicalgenre einen Kollegen, den du bewunderst, den du gut findest?
Bas Timmers: Man kann eigentlich von jedem etwas lernen. Als ich noch in meiner Ausbildung war, hatten wir einen Lehrer der hat uns als Hausaufgabe für die Herbstferien aufgegeben, dass wir einen Termin mit unserem Idol machen. Keiner von uns wusste da so recht, wer das Idol sein soll, aber nachdem ich ein bisschen überlegt habe, fiel mir Ute Lemper ein. Sie spielte zu der Zeit in London bei Chicago. Ich bin dann hingefahren und habe mir das Stück angeschaut und danach einfach mal am Bühneneingang gewartet. Sie hat sich dann am nächsten Tag nach der Vorstellung lange mit mir unterhalten, über das ganze Geschäft. Ich finde sie auch heute noch toll, aber diese Geschichte war das erste, was mir gerade einfiel zu dieser Frage. Heute bewundere ich auch Kollegen wie Pia Douwes, die ich auch persönlich ein wenig kenne, da wir auch zusammengearbeitet haben. Man könnte meinen, alle Holländer kennen sich.
Lena Gronewold: Ja, den Eindruck kann man im Musicalgenre fast bekommen.
Bas Timmers: Das stimmt natürlich nicht wirklich, aber viele Kollegen kennt man schon. Ich finde ihre Stimme und ihr Talent einfach toll, weil sie immer auf einem Top-Level bleibt. Aber es gibt viele Leute, bei denen ich denke, dass sie toll sind. Von fast allen Leuten mit denen ich arbeite, lerne ich etwas. Die Musicalbranche ist ein hartes Geschäft, es ist sehr anstrengend. Auch körperlich und nicht nur stimmlich wird viel gefordert. Und das kann ich nur bewundern bei jedem, der das acht Shows die Woche durchhalten. Und dann ist es auch wieder ein Unterschied, ob es deine erste Produktion ist oder du schon lange dabei bist. Es ist immer wieder gut zu sehen, wenn jemand neu anfängt. Wir sind irgendwann alle in gewisser Weise festgefahren, weil wir das schon so lange machen. Wenn dann jemand neues frisch dazu kommt, bringt der eine ganz neue Energie mit und man selber spürt diese Begeisterung wieder. Es gibt nämlich sicherlich einfachere Arten sein Geld zu verdienen, aber auch wenn das sehr hochgegriffen klingt, ist dieser Job in einer Art eine Berufung. Man macht es nicht nur um einen Job zu haben, sondern weil man das machen muss. Ich wäre zum Beispiel sehr unausgeglichen, wenn ich nicht jeden Tag singen könnte. Es ist egal, ob ich dabei ein Publikum habe oder nicht. Natürlich ist es schön, dass ich damit dann noch mein Geld verdienen kann, aber das zeigt eben auch, dass es für mich mehr ist als ein Beruf. Und wenn man diese Begeisterung auch bei den Kollegen sieht, ist das unglaublich inspirierend.
Lena Gronewold: Und wenn man diese Begeisterung spürt, dann kommt das auch an beim Publikum.
Bas Timmers: Genau, es ist deshalb auch ein Unterschied, ob man vorm Fernseher sitzt oder im Theater. Es ist immer ein Energieaustausch zwischen Publikum und Darsteller. Jede Reaktion des Publikums gibt dem Darsteller etwas. Und damit ist nicht nur Applaus gemeint. Lachen, Stille und viele andere Arten stellen eine Beziehung zwischen Darsteller und Publikum her.
Lena Gronewold: Kannst du uns verraten, welche Projekte dich in der Zukunft erwarten? Können wir uns darauf freuen, dich wieder in Deutschland auf der Bühne zu sehen?
Bas Timmers: Was ich sagen darf ist natürlich, dass es von Luther im Oktober eine Wiederaufnahme geben wird. Das andere, was ich machen werde, darf ich aber leider noch nicht verraten. Das ist wieder was anderes als Luther, aber ich freue mich drauf.