Wie sollen wir über ein Stück berichten, bei dem man ausdrücklich darum gebeten wird, die Geheimnisse zu bewahren? Einfach ist es nicht, aber wir werden versuchen, euch dieses Erlebnis unseres Besuchs bei Harry Potter und das verwunschene Kind zu berichten, ohne zu viel über das Stück zu verraten. Was wir auf jeden Fall verraten können: Auf euch wartet, wenn ihr zu den Glücklichen gehört, die es geschafft haben Tickets zu ergattern, ein absolut magisches Erlebnis!
Das Theaterstück basiert auf einer neuen achten Geschichte des Harry Potter-Universums und wurden gemeinsam mit Harry Potter Autorin J.K. Rowling von Jack Throne und John Tiffany geschrieben. Throne lieferte auch die die Bühnenadaption für das Stück. Seit der Premiere des Stückes im Londoner Palace Theatre ist auch die Buchversion dieses achten Abenteuers der Sage erhältlich, jedoch nur in der Skript-Version, die auch gespielt wird. J.K. Rowling selber hat die Geschehnisse bereit 2015 auf ihrer Plattform Pottermore angedeutet und die Handlung wie folgt zusammengefasst:
Es war immer schwierig, Harry Potter zu sein und es ist nicht einfacher geworden, seit er ein überarbeiteter Ministeriumsangesteller, Ehemann und Vater von drei Kindern ist. Während Harry damit kämpft, die Vergangenheit da zu lassen, wo sie hingehört, kämpft sein jüngerer Sohn Albus damit, ein Potter zu sein. Als sich Vergangenheit und Zukunft vermischen, lernen sowohl Vater als auch Sohn eine unbequeme Wahrheit: Manchmal kommt das Böse aus einer unerwarteten Richtung.
Das Stück beginnt mit der Szene, die Fans der Harry Potter Bücher und Filme bereits kennen: 19 Jahre nachdem Harry Voldemort besiegt hat, treffen sich die Familien Potter und Granger-Weasley am Gleis 9 ¾, um Albus Severus und Rose nach Hogwarts zu verabschieden. Aus Rowlings Zusammenfassung können wir nun erahnen, wie es weitergeht. Harry ist, genau wie Hermine, im Ministerium für Zauberei tätig. Vollkommen überarbeitet, hat er kaum genug Zeit für seine Familie. Besonders Albus Severus, Harry und Ginnys zweiter Sohn, hat Probleme damit, einen so berühmten Vater zu haben. Von diesem Punkt aus entwickelt sich die Geschichte und Harry findet sich erneut an dem ihm bekannten Punkt: Er und seine Familie müssen die Welt vor dem Bösen retten.
Harry Potter und das verwunschene Kind ist als zweiteiliges Stück angelegt. Die Besucher sehen das Stück entweder an einem Doppelshow-Tag, also in Nachmittags- und Abendvorstellung oder an zwei aufeinanderfolgenden Tagen. Die Geschichte, die Inszenierung und vor allem die Magie, die auf der Bühne zu sehen ist, lassen einen vergessen, dass man wohl zu viel bezahlt hat für einen beengten Platz mit kaum vorhandener Beinfreiheit und das oben weit weg von der Bühne. Ohne es gesehen zu haben, kann man sich kaum vorstellen, wie die kreativen Köpfe hinter der Show die Magie, die Zaubersprüche und auch das Fliegen aus dem Buch möglich gemacht haben. Anschließend kann man jedoch ohne Probleme verstehen, dass das Team in der Premierensaison alle wichtigen Theaterpreise Englands abgeräumt hat. Nach der Lektüre des Buches waren wir wirklich gespannt, wie man die beschriebenen Dinge ohne Magie in die Tat umsetzen sollte. Schaut man ganz genau hin, entdeckt man vielleicht an der einen oder anderen Stelle, wie die Magie funktioniert, das nimmt der Faszination für das was passiert jedoch nichts. Und am Ende sind wir auch nicht gänzlich überzeugt, dass keine Magie im Spiel war.
Auch wenn man die Geheimnisse der Show bewahren will, so muss man doch über einige Dinge reden. Dazu gehört es auch, die großartigen Darsteller zu loben. Angeführt vom Trio Jamie Glover, Thomas Aldridge und Rakie Ayola als Harry, Ron und Hermine, spielen alle Darsteller ihre Rollen mit einer unglaublichen Hingabe und viel Liebe zum Detail. Auch noch am Ende des zweiten Akts, als es zum großen Showdown kommt (und mehr dazu verraten wir jetzt nicht), gibt jeder alles, um die Magie wahr werden zu lassen.
Es ist, sowohl für Darsteller als auch für das Publikum, eine wirklich intensive Erfahrung, wenn man die Show wie wir beide Teile an einem Tag sieht. Es ist intensiv und kräftezehrend, jedoch ist es das, wie Ron Darsteller Thomas Aldridge auf Twitter sagte, wert. Es ist ein Stück, das die Aufmerksamkeit des Publikums die gesamte Zeit über fesselt. Man hört die gesamte Zeit über keinen reden (so wie wir es uns auch meisten Musicals wünschen), jedoch hört man durchweg erstauntes Luft schnappen, Lachen und Seufzen – überall im Publikum.
Jeder Potter-Liebhaber, der mit den Geschichten um den jungen Zauberer aufgewachsen ist, wird das Stück vermutlich lieben. Dass die Charaktere erwachsen geworden sind, genau wie ihre Leser, aber das nimmt dem ganzen nichts von seiner ursprünglichen Magie. Eine neue Generation von Zauberern steht nun mehr im Mittelpunkt des Geschehens und sie machen dabei eine sehr gute Figur. Manches Mal ist man anfänglich vielleicht etwas irritiert, besonders wenn der Lieblingscharakter plötzlich anders ist, als gewohnt, das vergeht jedoch schnell.
Am Ende muss noch ein riesiges Lob ausgesprochen werden für die Castingdirektoren des Stücks. Sie haben einerseits einen großartigen Job gemacht, indem sie Darsteller gefunden haben, die die bekannten Charaktere zum Leben erwecken. Zum anderen sie haben auch einen großen Schritt getan, um auf den Bühnen eine größere Diversität zu erreichen, indem sie die Rolle der Hermine mit einer farbigen Darstellerin besetzt haben. Dies ist ein wichtiger Schritt und zeigt, dass Charaktere die wir kennen, nach außen hin ruhig mal anders erscheinen können und trotzdem großartig sind. In diesem Stück ist Hermine anders, aber immer noch die gleiche. Und Darstellerin Rakie Ayola zeigt eine absolut magische Darstellung!