Drei Jahre ist es her, da haben wir Femke Soetenga zum Interview getroffen. Damals war die Deutsch-Niederländerin unter anderem an der Staatsoperette in Dresden als Magenta in der Rocky Horror Show und in Evita im gleichnamigen Stück zu sehen. In diesem Jahr ist Femke erneut bei den Freilichtspielen Tecklenburg dabei und steht in Don Camillo & Peppone als Laura Castelli auf der Bühne. Wir haben sie in Tecklenburg getroffen und wollten mal hören, was sich in den letzten drei Jahren getan hat.
Lena Gronewold: Drei Jahre ist das letzte Interview schon her, seitdem warst du viel unterwegs und hast in verschiedensten Rollen auf der Bühne gestanden. Gibt es eine, die besonders heraus sticht?
Femke Soetenga: Ich muss erst einmal überlegen, was ich in der Zeit alles gespielt habe (lacht). Vor drei Jahren habe ich in Dresden Evita und die Rocky Horror Show gespielt. Außerdem war ich da in Don Camillo in der Schweiz zu sehen. In Lübeck die West Side Story, Jesus Christ Superstar in Schwäbisch Hall, das war 2016. Dann habe ich noch Oliver Twist gemacht, Jekyll & Hyde in Schwerin und aktuell natürlich in Pforzheim Doktor Schiwago. War das alles? Ach ja, hier in Tecklenburg natürlich Spamalot im letzten Jahr. Alles ist besonders und alles ist super. Alles hat seinen Reiz. In Spamalot kann man gesanglich viel zeigen, sehr divers, das ist nicht immer in alle Produktionen der Fall. West Side Story auf der anderen Seite ist reizvoll, weil dort so viel getanzt wird. Dort durfte ich mal die feurige Latina geben. Und dann ist da Oliver Twist, weil ich das große Drama mag, was zwar für meinen Charakter nicht so gut ausgeht, aber das macht das Stück an sich sehr reizvoll.
Lena Gronewold: Du hast inzwischen in den verschiedensten Stücken auf der Bühne gestanden. Könntest du dir vorstellen, auch irgendwann mit deinem eigenen Programm auf Tour zu gehen?
Femke Soetenga: Ja, grundsätzlich schon. Ich kann mir auch eigentlich seit Jahren schon vorstellen, eine eigenen CD aufzunehmen, aber mir fehlt einfach die Zeit dafür.
Lena Gronewold: Bei den vielen Stücken, die wir gerade aufgezählt haben kein Wunder…
Femke Soetenga: Ich beklag mich auch überhaupt nicht. Ich mag es, dass ich so viele unterschiedliche Stücke spielen und in so viele verschiedene Rollen schlüpfen darf. Deswegen würde ich, das irgendwann gerne machen, aber momentan fehlt einfach die Zeit und meine Tage haben dafür nicht genug Stunden. Ich freue mich jetzt einfach so sehr über Sachen, die ich mache, sodass andere Sachen einfach noch ein bisschen warten müssen.
Lena Gronewold: Beim letzten Interview haben wir erfahren, das du mit 14 Jahren als Monsieur Thenardier in Les Misérables auf der Bühne gestanden hast. Wenn du dir heute eine männliche Rolle aussuchen dürftest, welche wäre das?
Femke Soetenga: Judas in Jesus Christ Superstar glaube ich, oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Die finde ich richtig gut.
Lena Gronewold: Das ist ja gleich eine Hausnummer!
Femke Soetenga: Wenn schon, denn schon. Dort hat man einfach diese Gradwanderung zwischen dem Guten und dem Bösen, der Leidenschaft und den Zwängen. Das ist einfach aufregend und ich habe das Gefühl, dass Männerrollen da einfach innerhalb einer Rolle ein bisschen breitgefächerter sind, als das bei Frauen der Fall ist. Und deswegen wäre für mich Jekyll & Hyde so reizvoll, da man dort von einem Extrem zu anderen geht. Lucy in Jekyll & Hyde und Mina in Dracula machen zwar auch eine Verwandlung durch, aber das ist einfach noch einmal etwas anderes, sie ist nicht so bestialisch.
Lena Gronewold: Jemand der fest am Theater engagiert ist, würde ich jetzt fragen, was er oder sie immer in der Garderobe stehen hat. Bei dir muss ich wohl eher fragen, was dich immer von Engagement zu Engagement begleitet?
Femke Soetenga: Ich habe in den meisten Theatern in denen ich spiele immer so eine Box stehen, wo alles Wichtige, was ich unbedingt brauche drin ist. Ein paar Sachen habe ich immer gerne dabei. Ich mach mir gerne einen Tee vor der Vorstellung, ich habe immer Bonbons und eine Flasche Wasser dabei. Wenn es geht habe ich auch immer einen Bademantel dabei, den ich dann anhabe, wenn ich mich schminke. Das sind die Essentials. Die Texte vom jeweiligen Stück sind natürlich auch dabei und immer ein kleiner Talismann.
Lena Gronewold: Wie sehen denn deine Zukunftspläne aus? Wohin geht es für dich nach Tecklenburg?
Femke Soetenga: Doktor Schiwago in Pforzheim wird wieder aufgenommen, da spiele ich natürlich wieder mit und dann werde ich Evita machen am Theater Nordhausen. Danach kommt Chess in einer neuen Inszenierung von Andreas Gergen in Schwerin am Mecklenburgischen Staatstheater. Außerdem mache ich dann ein paar Konzerte und dann bin ich in einer neuen Inszenierung von Die 3 Musketiere auf dem Schlosshof in Sondershausen dabei. Das wird Ende Mai nächsten Jahres sein.
Lena Gronewold: Und gibt es auch noch neue Wunschrollen für die Zukunft?
Femke Soetenga: Also Next to Normal würde ich schon gerne mal spielen, das Stück finde ich sehr reizvoll.
Lena Gronewold: Zurück nach Tecklenburg. Du bist inzwischen schon einige Male hier gewesen. Hat das hier einen besonderen Reiz für dich?
Femke Soetenga: Genau, das hier ist das fünfte Jahr und die sechste Produktion. Man merkt, dass wenn man hier probt, plötzlich sehr viel frische Luft bekommt. Das sind wir Theatermenschen gar nicht gewöhnt. Hier kann man arbeiten und gleichzeitig auch ein wenig seine Reserven auffüllen. Das Spielen hier ist relativ entspannt. Jetzt wo wir spielen und nicht mehr proben, stehen wir zweimal die Woche auf der Bühne. Ich komme meist erst am Tag selber, manchmal auch schon einen Tag vorher hier an. Das merkt man dann sofort, dass man wieder viel weniger draußen an der frischen Luft ist als in der Probenzeit, wo man hier jeden Tag auf der Bühne gestanden hat. Und das fehlt einem dann sofort. Ich mag es, dass man hier so mit der Natur in Berührung kommt.
Lena Gronewold: Und die Natur und das Wetter haben ja sicherlich auch Einfluss auf das Stück und wie es rüberkommt. Es verändert ja schon die Dramatik, wenn es regnet oder stürmt.
Femke Soetenga: Don Camillo & Peppone ist nicht so dramatisch, da macht das Wetter sicher keinen so riesigen Unterschied, aber bei Stücken wie Doktor Schiwago verändert das sicher einiges. Dort macht es mehr aus. Grundsätzlich bin ich gerne hier, weil es ein sehr harmonisches Miteinander ist und man viele Leute schon länger kennt. Außerdem sind die Gegebenheiten mit der Burg hier einfach wunderschön. Die Arbeitsatmosphäre ist nett und die Stücke die gespielt werden sind immer sehr reizvoll. Ich komme einfach gerne hierher und fühle mich wohl. Woanders wird natürlich auch schönes Theater gemacht, aber es ist wichtig, dass die Stimmung drum herum gut ist. Die meisten die hierherkommen, kommen auch wieder.
Lena Gronewold: Möchtest du noch was loswerden?
Femke Soetenga: Ich freue mich, dass die Zuschauer immer wieder kommen und freue mich auch die Fans an der Stage Door zusehen. Das zeigt uns, wie sehr ihr unsere Arbeit schätzt und das ist schön zu sehen!
Vielen Dank für das Interview!