Der Musiker Chris de Burgh ist seit Jahren ein bekennender Fan der hessischen Stadt Fulda, erinnert sie ihn doch an seine irische Heimat mitten in Deutschland, wie er schon häufiger in Interviews verlauten ließ. Beinahe unvermeidlich war daher das Zusammentreffen mit Peter Scholz und Dennis Martin von Spotlight Musicals, deren Namen inzwischen nicht nur in Fulda für qualitätsvolle Inszenierungen bekannt wurden. Was lag daher also näher an einem gemeinsamen Stück zu arbeiten.
Vor inzwischen fast sieben Jahren entstanden so die ersten Ideen für das Musical Robin Hood, welches 2020 große Weltpremiere im Schloßtheater Fulda feiern sollte. Jäh ausgebremst wurden alle Vorbereitungen durch die weltweite Coronapandemie, die zu diesem Zeitpunkt gerade ersteinaml Fahrt aufnahm. Doch auch hier wurde nicht der Kopf in den Sand gesteckt, sondern sich mit innovativen Ideen immer wieder ins Gespräch gebracht. Nicht zuletzt als ein erstes „Danke schön“ für all diejenigen, die auch in der Zeit der geschlossenen Theater den Machern in Fulda die Treue gehalten haben, wurde allen Karteninhabern eine liebevoll zusammengestellte „Schnupper-CD“ zugesandt worauf man schon einmal in ein paar der Songs hineinhören konnte. Die allein machte bereits Lust auf mehr und so war die Enttäuschung bei allen Beteiligten und Zuschauern groß, als die bis zuletzt noch dagewesene Hoffnung auf eine Spielzeit in 2021, aufgrund der Pandemie erneut begraben werden musste.
Doch es wäre nicht Spotlight Musicals, wenn nicht unermüdlich weiter gearbeitet würde. Dann, nun hoffentlich endlich mit großer Weltpremiere von Robin Hood, in 2022. Glücklicherweise konnte der Cast größtenteils auch für das kommende Jahr verpflichtet werden und so reifte die Idee den Unterstützern und Fans, die nun erneut Tickets umtauschen, umplanen und vor allem warten müssen, diese Zeit durch ein Streaming Konzert mit den Beteiligten, die man natürlich noch lieber im Stück auf der Bühne gesehen hätte, etwas zu verkürzen.
Am 06. August 2022 startete dann das große Event, dem viele bereits entgegengefiebert hatten. An dem zunächst als reiner Stream geplanten Abend durften aufgrund der gelockerten Coronaschutzverordnung, dann doch noch über ca. 200, allerdings nur geladene, Gäste live vor Ort, aber auch gut 35.000 Zuschauer vor den heimischen Bildschirmen, dabei sein. Die Orangerie des Maritim-Hotels in Fulda bot die großartige Bühne, da für diesen Zweck das Schloßtheater nicht nur über zu wenig Platz verfügte um die geforderten Abstände einzuhalten, sondern aktuell auch nicht zur Verfügung stand, die Zwangspause genutzt wurde, um dort kräftig umzubauen.
Das in der Orangerie aufgebaute Bühnenbild bestach durch seine Schlichtheit. Gesäumt von zwei großen Bildschirmen, auf die Ausschnitte projeziert wurden und einem kleinen Tisch mit zwei Sesseln am seitlichen Rand, lenkte nichts vom eigentlichen Geschehen ab. Da im Gegensatz zum Theater die Sitzplätze in diesem Saal nicht abgestuft waren, wurde dies von der, in dem Fall stufenartigen dargestellen, Bühne ausgeglichen. Dadurch entstand der doppelte Effekt, dass die Sicht für die Zuschauer deutlich verbessert wurde und man zugleich das Gefühl bekam, der Spielort fließe in den Saal dem Publikum entgegen.
Pünktlich zu Beginn betrat so auch Geschäftsführer Peter Scholz, gleich nach dem 11-köpfigen Orchester unter der Leitung von Frank Hollmann, mit ein paar kurzen Begrüßungsworten die Bühne, um sie sogleich seinem „Freund und Companion“ Dennis Martin zu überlassen. Er selbst begab sich umgehend an seinen Bass, womit er in persona die 5-köpfige Band vervollständigte, welche gemeinsam mit dem Orchester für die richtige Mischung der Musik sorgte. Gleich im Anschluss wurde der an diesem Abend von allen erwartete Mit-Autor Chris de Burgh mit tosendem Applaus von den Anwesenden begrüßt. Er, sonst eher in der Pop-Musik zu Hause, wo er in der Vergangenheit auch schon mit zahlreichen Mega-Hits die Charts im In- und Ausland anführte, schien sich auch in dem für ihn neueren Genre durchaus wohlzufühlen. Mit den Worten „Guten Abend. Wie geht’s?“ und einem verschmitzten Lächeln eroberte de Burgh sogleich die Herzen der Zuschauer im Saal und vor den Bildschirmen. Er führte gemeinsam mit Dennis Martin unterhaltsam und kurzweilig durch den Abend. Dabei gewährten beide kleine Einblicke in die Entstehungsphasen des Musicals einerseits und beschrieben im Groben den Inhalt der Geschichte anderseits, ohne jedoch jedes kleine Detail zu verraten. „Ein bisschen Spannung bis zur Premiere sollte ja noch erhalten bleiben“ waren sich alle einig.
Aus diesem Grund hatte man auch eine Musikauswahl getroffen, in der zwar einige, aber nicht alle Songs, denen im Stück eine Schlüsselfunktion zufallen werden dargeboten wurden.
Doch bevor die Sängerinnen und Sänger das Publikum in ihren Bann ziehen konnten, betrat ein Junge mit Pfeil und Bogen die Szenerie. Eduardo Almeida wird im Stück mit seinem Auftritt das Band zwischen dem Kind Robin und den zum jungen Mann herangewachsenen knüpfen.
Der Konzert-Cast allerdings bot bereits einen mehr als eindrucksvollen Vorgeschmack auf die kommende Spielzeit. Mark Seibert, der als erster die Rolle des Robin von Loxley verkörpern darf, präsentierte unter anderem mit gleich zwei sehr starken Songs „Ich flieh in den Krieg“ und „Woran soll ich noch glauben“, nicht nur die gesamte Gefühlspalette Robins, sondern auch die Bandbreite seiner Stimme. Mit der sanften Ballade „Ich weiß nicht wer Du bist“ im Duett mit Johanna Zett, die seine Frau Marian darstellt, wußte er gleichermaßen zu überzeugen wie mit der „Kampfansage“ „Freiheit für Nottingham“. Letzteres, so erklärte Chris de Burgh, entstand daraus, dass er einen seiner eigenen Hits im Musical wiederfinden wollte. So wurde aus dem Charterfolg „Don’t pay the ferryman“ „Freiheit für Nottingham“.
Die Stimmen von Seibert und Zett harmonierten im Übrigen wunderbar miteinander, so dass man hofft, dass es nicht nur bei den beiden im Konzert vorgestellten Duetten bleibt.
Reinhard Brussmann, der eingefleischten Fulda-Fans schon aus vielen Rollen bei Spotlight bekannt ist, wird in der neuen Spielzeit eine Doppelrolle übernehmen. „Er stirbt als William von Loxley, Robins Vater, ja bereits im 1. Akt und damit ihm nicht langweilig wird…“, so Dennis Martin „ …übernimmt er im 2. Akt die Rolle des John Little“. Zwei sehr unterschiedliche Charaktere, mit der Brussmann erneut seine Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellen kann.
Auch wieder mit an Bord ist Christian Schöne, der auf der Bühne des Fuldaers Schlosstheater zuletzt als „Anastasius“ in „Die Päpstin“ zu sehen war. Mit „Eine neue Zeit“ gibt auch er als König John eine Kostprobe seines Könnens.
Zunächst als Guy von Gisbourne, später hoffentlich wie in 2020 ursprünglich geplant, auch alternierend als Robin Hood zu sehen, ist Riccardo Greco. Als einstiger Freund und jetziger Widersacher Hoods stellte er die Frage „Ich oder Du“. Eine Frage, die im Stück wohl eine Antwort finden und eine Rolle, die ihm gut stehen wird. Gerne dürfte er sich, zumindest an dieser Stelle, sogar noch ein wenig bissiger präsentieren.
Nicht vergessen werden sollten auch die weiteren Darstellerinnen und Darsteller, die sich an diesem Abend die Bühne teilten. Jede und jeder einzelne von Ihnen wird ein wichtiger Teil zufallen, die dieses Musical erst zu etwas Großartigem zusammenwachsen lässt. Vor Ort gewährten sie sowohl bereits einen ersten Einblick in die verschiedenen Charaktere als auch in deren gesanglichen Stärken.
Neben der musikalischen Vielfalt, die von Balladen bis zu Up-Tempo Stücken reichte, durfte selbstverständlich, wie es bei Spotlight bereits zu einer liebgewonnenen Gewohnheit geworden ist, der „Party-Ensemble-Song“ nicht fehlen. Dieser entstand, nach Aussagen von de Burgh und Martin innerhalb von nur 10 Minuten, während einer Toilettenpause. Dieses „Geständnis“ sorgte dann auch für allgemeine Erheiterung im Publikum.
Natürlich konnte man, wenn man die Produktionen aus Fulda kennt, ein gewisses Muster im Aufbau des Stückes und der Musik erkennen. Doch wahrscheinlich liegt genau darin das Geheimnis, welches immer wieder zu dem wohlverdienten Erfolg des Kreativ-Teams führt.
Das Ensemble, welches gewohnt souverän die einzelnen Darsteller nach Kräften zu unterstützen vermochte, gelangte stellenweise leider eher in die Position diese durch eine vermehrte Lautstärke zurückzudrängen. Den Gesamteindruck schmälert dies nicht unbedingt, aber möglicherweise hätte der eine oder andere Darsteller sich stimmlich etwas mehr entspannen können.
Bei diesem großartigen Konzert, bei dem sonst alles stimmte, wäre es noch schön gewesen, wenn die etwas hallige Gesamtakustik der Orangerie etwas mehr ausgeglichen worden wäre.
Den Höhepunkt setzte dann Chris de Burgh selbst zum Ende des Konzertes als er den ganzen Abend gesanglich in drei Worten musikalisch zusammenfasste. „High on Emotion“ traf es nicht nur auf den Punkt, sondern auch voll in die Herzen der Zuschauer. An dieser Stelle hielt es niemand mehr auf den Stühlen. So ging ein wundervolles Musical-Konzert mit phantastischen Sängerinnen und Sängern und grandioser Musik viel zu schnell zu Ende.
Mit Robin Hood hat sich nicht nur Chris de Burgh, dessen eigene Familiengeschichte bis in die Zeit König Richards zurück zu verfolgen ist, einen langgehegten Traum erfüllt, sondern mit seiner und der Musik von Dennis Martin, weitere Maßstäbe für qualitätsvolle Musicals in Fulda gesetzt.
Als Fazit bleibt zu sagen, dass dieses Konzert seinen Zweck leider nur bedingt erfüllt hat. Statt die Wartezeit bis zum Frühjahr/Sommer 2022 zu überbrücken, hat es soviel Lust auf mehr gemacht, dass man schon jetzt bedauert, noch bis zum nächsten Jahr warten zu müssen.
Einen weiteren kleinen Vorgeschmack bietet an dieser Stelle vielleicht die kürzlich erschienene CD von Chris de Burgh „The Legend of Robin Hood“, auf der bereits acht der im Musical zu hörenden Songs enthalten sind. Diese allerdings in englischer Sprache.
Tickets für Robin Hood im Schloßtheater Fulda, ein Stück, welches man keinesfalls verpassen sollte, gibt es unter: www.spotlight-musicals.de