Ein Herrenabend der Extraklasse war es, der die Zuschauer im Theater Magdeburg am Ostersamstag erwartete, als Jan Ammann und Kevin Tarte die Bühne eroberten. Die beiden Musicalstars, die bereits seit einigen Jahren mit ihrem Programm „Gentlemen of Musical“ unterwegs sind, präsentierten ihr aktuelles Programm, nun zum ersten Mal im Rahmen der 4. Magdeburger Musicaltage. Begleitet wurden sie dabei in gewohnter Manier von Pianistin Marina Komissartchik sowie Nicole Mühle und erstmals von Nachwuchsstar Christina Patten.
Die Namen Ammann und Tarte stehen in der Musicalbranche seit Jahren für Qualität und so enttäuschen sie auch in Magdeburg nicht. Beide haben sich mit Rollen in Stücken wie Tanz der Vampire, Rebecca und Artus einen Namen gemacht. Und so wundert es kaum, dass vor allem unter den extra angereisten Fans, großer Applaus und Jubel aufbrandet, als die beiden gemeinsam die Bühne betreten. Traditionell eröffnen beide gemeinsam ihr Programm mit den Songs „Your nothing without me“ und „Who will love me as I am?“. Bereits hier wird deutlich, wie gut beide aufeinander eingespielt sind. Zwei gute Freunde dürfen zusammen auf der Bühne stehen und Spaß haben, das wird in vielen kleinen Gesten, Blicken und ihrem Umgang miteinander deutlich. Verwirrungen über den Programmablauf überspielen die beiden zudem geschickt mit ihrem Geplänkel und amüsieren so zugleich das Publikum. Gewohnt galant und spielerisch moderieren sie sich durch den Abend.
Während Ammann im ersten Teil mit großen Soli wie „I am what I am“, „Remember L.A.“ und „Gib auf deine Seele acht“ scheinbar mehr zu Hause ist, kann Tarte vor allem im zweiten Teil des Abends Punkten. Egal ob er mit Ammann ihre Paraderolle als Graf von Krolock oder Merlin aus Artus – Excalibur gibt, Tarte scheint sich regelrecht in den Rollen zu verlieren und mit diesen zu verschmelzen. Ammann gelingt dies vor allem als er mit Christina Patten einen Block aus dem Musical Rebecca gestalten kann. Sowohl bei „Zeit in einer Flasche“ (Patten), „Gott, warum?“ (Ammann) aber besonders bei „Jenseits der Nacht“ (beide) wird klar, wie gut beide aufeinander eingestimmt und eingespielt sind, nachdem sie bereits in Stuttgart bei Rebecca in diesen Rollen gemeinsam auf der Bühne standen. Stimmlich wie auch darstellerisch lassen jedoch beide Hauptakteure kaum Wünsche offen. So verschieden sie sind, ergänzen sie sich großartig und für jeden Geschmack wird etwas geboten. Beide zeigen verschiedene Facetten, Tarte scheint eher konzentrierter, fast in sich gekehrt, während Ammann den smarten Sunnyboy gibt, der mit der Aufmerksamkeit des Publikums spielt.
Wunderbar ergänzt wird die Herrenrunde durch die starken Auftritte von Christina Patten. Die junger Darstellerin, die sich in Magdeburg bereits als Eponine in Les Misérables und Magenta in der Rocky Horror Show einen Namen gemacht hat, zeigt besonders im zweiten Teil, was sie kann. Mühelos wechselt sie von Sarah, die in der Ammann/Tarte Version gleich von zwei Grafen umworben wird, zur düsteren Morgana, die sie großartig spielt und singt, bis sie am Schluss bei Ich aus Rebecca ankommt. Sucht man das Haar in der Suppe an diesem Abend, landet man zwangsläufig bei Nicole Mühle. Obwohl sie gute Ansätze zeigt, verblassen diese leider immer wieder dann, wenn sie mehr schreit als das sie singt. Besonders wird dies schmerzhaft deutlich, als sie mit Tarte und Ammann Stücke aus Liebe stirbt nie und dem Phantom der Oper singt. Im zweiten Teil des Abends lässt dies etwas nach, sodass sie mit „Greatest Love of all“ ein wenig versöhnen kann.
Immer im Hintergrund, aber doch einer der Stars des Abends ist das „One-Woman-Orchestra“ Marina Komissartchik am Flügel. Mit gewohntem Anmut und Perfektion begleitet sie den ganzen Abend und gibt auch mal Hilfestellung, wenn weder Tarte noch Ammann wissen, wer oder was als nächstes an der Reihe ist. Trotz perfekter Begleitung in allen Lieder, kommt Komissartchiks Spiel vor allem auch dann besonders gut zur Geltung, wenn die beiden Künstler ruhigere Töne anschlagen, so zum Beispiel bei „The Rose“ oder „Hallelujah“. Aber auch schnelle Stücke, wie das von Patten interpretierte „Sünden der Väter“ aus Artus – Excalibur, meistert sie mit atemberaubender Eleganz ganz ohne Probleme.
Alles in allem zeigen Ammann und Tarte auch in Magdeburg ein ausgewogenes Programm, dass alle ihre Stärken unterstreicht. Beide zeigen sich auch abseits ihrer gewohnten Rollen und begeistern so mit altem und neuem das Publikum.
In diesem Jahr haben Fans der beiden noch mehrfach die Möglichkeit, die beiden Darsteller zusammen auf der Bühne zu erleben. Neben weiteren Gentlemen Konzerten in Berlin (3. Juni), Filderstadt (16. Juni) und Oberhausen (17. Juni) stehen die beiden in diesem Sommer an einigen Terminen auch in Füssen in Ludwig2 zusammen auf der Bühne.