Den kommunalen Theatern in Niedersachsen war vom niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur eine dauerhafte Erhöhung der Fördermittel in Höhe von 6 Millionen Euro in Aussicht gestellt worden. Nun sind diese Mittel jedoch wieder aus dem Haushaltsplan verschwunden. Die Mittel wären für die Theater dringend nötig, um Versäumnisse in der Förderung in den letzten Jahren auszugleichen und unter anderem bisher nicht gezahlte Tariferhöhungen auszuzahlen.
Der aktuelle Haushaltsplan der niedersächsischen Landesregierung stellt somit eine Bedrohung für die Theaterlandschaft in Niedersachsen dar. Besonders kleine Theater sind auf die Fördermittel angewiesen, um ihre Angebote in der jetzigen Form aufrechterhalten zu können. Betroffen von dieser Streichung sind unter anderem das Deutsche Theater Göttingen, welches die Aktion „#rettedeintheater – Keine Kulturwüste in Niedersachsen“ ins Leben gerufen hat und dabei inzwischen von vielen kommunalen Theatern unterstützt wird. Neben dem Haus in Göttingen sind auch Hauser wie das Theater Lüneburg, das Theater Osnabrück, das Theater für Niedersachsen Hildesheim und die Landesbühne Niedersachsen Nord Wilhelmshaven betroffen.
Der Intendant der Landesbühne Niedersachsen Nord Wilhelmshaven, Olaf Strieb äußerte sich zur aktuellen Situation: „Als Geschäftsführer kann ich nur bei der Kunst und bei den Künstlern einsparen. Das bedeutet, ich würde Verträge nicht mehr verlängern können. Das wiederum bedeutet: weniger Stücke, weniger Zuschauer, weniger Einnahmen usw. – Die Spirale würde sich immer weiter abwärts drehen. Die Solidarität unter den Zuschauern ist enorm. Das sind, trotz der ganzen Thematik, absolute Glücksmomente, wie die Menschen sich hinter uns stellen. Wir haben mittlerweile über 13 000 Unterschriften gesammelt. Das ist ein Riesenerfolg.“
Für viele Theater ist ohne die in Aussicht gestellten Mittel unklar, wie es im kommenden Jahr weitergeht. Für sie hätten die Mittel eine dringend benötigte Stabilisierung der Finanzsituation bedeutet. Besonders vor dem Hintergrund, dass Niedersachsen bereits jetzt im bundesweiten Vergleich an drittletzter Stelle bei den öffentlichen Ausgaben für Kultur pro Einwohner, ist die aktuelle Planung ein Armutszeugnis. Während in anderen Bundesländern der Stellenwert der Theater auch im Hinblick auf schulische Bildung und Integration mit einer Erhöhung der Fördermittel gewürdigt wird, werden die niedersächsischen Kultureinrichtungen durch die aktuellen Planungen abgehängt. Theater sind ein Symbol für eine offene, liberale Gesellschaft und bedeuten an vielen Stellen Freiraum für Gedanken, Gefühle und auch Gegensätze. Sie stärken nicht nur das Miteinander sondern schaffen Verständnis, Akzeptanz und Vielfalt. Hier kann jeder sein wie er möchte und braucht keine Intoleranz fürchten. Besonders in Zeiten wie jetzt, wo unserer Demokratie und unsere Zivilgesellschaft sich vermehrt angegriffen sehen, brauchen wir Räume der Neugier, Offenheit, Toleranz und Lust. „Wir tragen mit unserer Arbeit zum Demokratieverständnis und zum Sich-Kritisch-Auseinandersetzen mit aktuellen gesellschaftlich relevanten Themenkomplexen bei. Wir bieten Denkanstöße, legen den Finger in die Wunde und haben immer ein Ohr am Puls der Zeit. Wir sind zwar analog, aber durch dieses Alleinstellungsmerkmal fördern wir auch zwischenmenschliche Kommunikation. Im digitalen Zeitalter bieten wir noch den direkten Austausch mit dem Publikum. Theater ist immer auch ein Ort der Begegnung.“, so Olaf Strieb (Landesbühne Niedersachsen Nord). Auch deshalb ist es von entscheidender Bedeutung, die kommunalen Theater verstärkt zu fördern.
Kulturschaffende, wie auch lokale Politiker und Besucherinnen und Besucher aller betroffenen Theater fordern nun, dass die Versprechen durch die Landesregierung Niedersachsen gehalten werden müssen. Neben einer Petition an den Niedersächsischen Landtag, die bereits die erforderliche Anzahl an Unterstützern gefunden hat, fand am 24. Oktober eine große Demonstration aller betroffenen Theater mit etwa 600 Teilnehmern in Hannover statt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Theater haben gemeinsam mit ihren Zuschauerinnen und Zuschauern so deutlich gemacht: Wir kämpfen wir unsere Theater! Denn es kann nicht sein, dass niedersächsische Kommunaltheater durch fehlende Mittel abgehängt werden.
Besonders in ländlich geprägten Region tragen kommunale Theater wie die Landesbühne oder das Theater für Niedersachsen dazu bei, dass den Menschen wohnortnah ein vielfältiges Kulturprogramm geboten wird. Würde dieses durch die fehlende Förderung wegfallen, stirbt so auch das kulturelle Angebot in einigen Regionen nahezu komplett aus. Das darf nicht sein!
Mehr Informationen zur Aktion #rettedeintheater – Keine Kulturwüste in Niedersachsen gibt es auf der Petitionsseite des Aktionsbündnisses.