“Welcome to the fabled city of Agrabah! City of flying carpets, soaring heroes, famous love ballots and more glitz and glamour than any other fictional city in the World!” Schnell wird zu Beginn klar, was einen in den zweieinhalb Stunden bei Aladdin erwartet. Disneys Aladdin entführt die Zuschauer in eine bunte Glitzerwelt. Bunt, magisch Disney durch und durch, so lässt sich wohl kurz und bündig der Besuch im Londoner Prince Edward Theatre beschreiben. Fans des Originalfilms von 1992 werden jedoch einige kleinere und größere Differenzen zwischen Film und Bühnenfassung feststellen. Wichtigste Veränderung des Musicals von 2011 gegenüber dem Film, sind wohl die zusätzlichen Songs, die teils exklusiv für die Musicalfassung geschrieben wurden.
Held der Geschichte ist der junge Aladdin (Matthew Croke). Er lebt auf den Straßen Agrabahs und überlebt, indem er stiehlt, was er zum Überleben braucht. Sein Leben ist deshalb eine einzige Flucht vor den Palastwachen, die seinem Treiben Einhalt gebieten wollen. Zusammen mit seinen Freunden Babkak (Leon Craig), Omar (Miles Barrow) und Kassim (Daniel de Bourg) versucht er, immer wieder neue Wege zu finden, um Geld zu verdienen. Sie treten mit Gesang und Tanz auf dem Markt auf und hoffen, so etwas Geld für Essen zu verdienen. Während ihres Auftritts stößt Aladdin mit Jasmin (Jade Ewen), Tochter des Sultans (Irvine Iqbal) und Prinzessin von Agrabah, zusammen, die aus dem Palast und vor den Plänen ihres Vaters sie zu verheiraten, geflohen ist. Es ist Liebe auf den ersten Blick und beide fliehen gemeinsam vor den Palastwachen. In der Zwischenzeit planen Jafar (Don Gallagher, Großvisier des Sultans, und sein Assistent Jago (Nick Cavaliere), wie es Jafar gelingen kann, Prinzessin Jasmin als Thronfolger zu beerben. Jafar will zu diesem Zweck in den Besitz einer magischen Lampe gelangen, die es ihm ermöglicht, mit Hilfe des Dschinni, ihm seine Wünsche zu erfüllen. Um an die Lampe zu kommen, braucht er jedoch die Hilfe von Aladdin, der als „ungeschliffener Diamant“ der einzige ist, der Zugang zur magischen Lampe hat. Jafar befiehlt ihm, nichts außer der Lampe anzufassen und verspricht dem jungen Mann eine Belohnung. Aladdin jedoch kann der Versuchung nicht widerstehen. Er wird in der Höhle verschüttet und Jafar glaubt die Lampe verloren. Aladdin gelingt es jedoch, den Dschinni (Trevor Dion Nicholas) herbeizurufen. Dieser befreit beide aus der Höhle und gewährt Aladdin drei Wünsche. Aladdin verspricht, den Dschinni mit seinem letzten Wunsch zu befreien, zuerst wünscht er sich jedoch, ein Prinz zu sein, um so Prinzessin Jasmin den Hof zu machen.
Aladdin Freunde werden zu seinem Hofstaat und mit einer Parade ziehen sie zum Palast, wo Aladdin auf den Sultan trifft und diesem mitteilt, dass er Jasmin heiraten möchte. Sie ist dieser Idee gegenüber jedoch wenig aufgeschlossen, bis Aladdin sie mitnimmt zu einem Flug auf seinem fliegenden Teppich und sie entdeckt, dass Prinz Ali niemand anderes ist als Aladdin. Jafar sieht mit der nun möglichen Heirat Jasmins seinen Machtanspruch erneut in Gefahr und es gelingt ihm, mit fadenscheinigen Gründen Aladdin und seine Freunde festnehmen zu lassen und in den Besitz der magischen Lampe zu kommen. Er benutzt einen seiner Wünsche, um selbst Sultan zu werden. Um sie alle vor Jafar zu retten, trickst Aladdin Jafar aus, damit dieser sich wünscht, selbst ein Dschinni zu sein und so in der Wunderlampe gefangen ist. Mit seinem letzten Wunsch wünscht Aladdin schließlich den Dschinni frei und er und Jasmin bekommen doch noch ihr Happy End.
Im Vergleich zum Film, hat die Geschichte für die Bühnenfassung eine Frischekur erhalten. Einige Dinge wurden ergänzt, einige gestrichen, aber die meisten Veränderungen tragen wirklich dazu bei, dass die Filmversion bühnentauglich wird. Sieben neue Lieder haben Eingang in das Stück gefunden. Drei davon wurden bereits in den 90ern von Howard Ashman für den Film geschrieben, schafften es jedoch nie in die Endfassung. Vier weitere Songs wurden nun von Alan Menken und Chad Beguelin exklusiv für das Musical entwickelt. Andere Veränderungen betreffen vor allem die Charaktere des Stückes. Für die Bühnenadaption wurde Jasmins Tiger durch drei Dienerinnen (großartig dargestellt von Melanie Elizabeth, Sadie Jean Shirley und Tarisha Rommick) ersetzt, während Affe Abu und Jafars Handlanger Gazeem gänzlich gestrichen wurde. Eine weitere verständliche Veränderung ist die Vermenschlichung von Papagei Jago, der für die Bühne zum menschlichen Assistenten von Jafar wurde.
Die Geschichte an sich blieb jedoch unangetastet und funktioniert auch ohne die gestrichenen Charaktere sehr gut. Jeder auf der Bühne trägt dazu bei, dass der ganze Abend eine spektakuläre Show bietet. Starke Tänzer, kraftvolle Stimme und bunte Kostüme bieten großartige Unterhaltung für Auge und Ohr. Die bunten Kostüme und Szenenbilder machen es besonders in Szenen mit dem gesamten Ensemble schwer, sich zu entscheiden, wo man zuerst hinschauen soll. Wahre Magie passiert sogar auch dann, wenn Aladdin und Jasmin den fliegenden Teppich besteigen und über der Bühne schweben. Leider wird die Magie der Szene komplett davon zerstört, dass es viele Besucher gibt, die versuchen Fotos zu machen, sodass das Theaterpersonal immer wieder einschreiten muss. Versucht man dies jedoch zu ignorieren, ist es wahre Magie, die den kreativen Köpfen der Show da gelungen ist.
Alle Hauptdarsteller leisten ebenso großartige Arbeit und lassen so die Disneyhelden zum Leben erwachen. Welches kleine (oder auch nicht mehr ganz so kleine) Mädchen hat nicht schon einmal davon geträumt, zur Disney Prinzessin zu werden? Jade Ewen lebt diesen Traum vor den Augen des Publikums. Ihre wunderschöne Stimme, ihr JasminLook und ihr großartiges Schauspiel machen sie zu einer fantastischen Disney Prinzessin, die zeigt, wie stur und widerspenstig eine solche sein kann.
Ähnlich schneidig und attraktiv, ist der Darsteller des namensgebenden Helden. Matthew Croke, der vorher bereits im Ensemble von Stücken wie Wicked, Chicago oder Grease auf den Bühnen des West End stand und mit Stücken wie der West Side Story oder Singin‘ in the Rain durch England getourt ist, spielt mit Aladdin seine erste Hauptrolle. Seine vorherige Bühnenerfahrung hat ihn darauf scheinbar bestens vorbereitet. Tänzerisch, gesanglich aber auch Schauspielerisch und was das Aussehen angeht, ist er der perfekte Aladdin.
Der heimliche (oder wegen seiner Erscheinung auch eher weniger heimliche) Star ist US-Star Trevor Dion Nicholas als Dschinni. Vor seinem West End Debut, hat Nicholas die Rolle bereits in der Broadway Produktion der Show gespielt. Seine, im positiven Sinne, dröhnende Stimme erfüllt den gesamten Zuschauerraum und fesselt jedermanns Aufmerksamkeit. Auf großartige Weise gelingt es ihm, die wenig subtilen Witze rüberzubringen und mit seinen bunten, schillernden und natürlich magischen Auftritten, ist er perfekt in der Rolle des Dschinni.
Aber nicht nur die drei Hauptdarsteller machen einen fantastischen Job. Jeder andere von Aladdin Freunden Babkak, Omar und Kassim bis hin zum Sultan und Jafar tragen dazu bei, dass die Disney Charaktere, die wir alle keinen zum Leben erwachen und in den Bann der beliebten Geschichte gezogen werden. Besonders hervor treten hier Leon Craig, Miles Barrow und Daniel de Bourg, die eine großartige Darbietung zeigen und so die Bühne rocken.
Wer sich dafür entscheidet die Show zu sehen, wird einen wahrhaftig magischen Abend erleben, der einen ganz normalen Tag ein bisschen magischer macht.