[Theater-SPEZIAL] Gaunerei und Sommerfeeling – „Die Olsenbande wandert aus“

„Die Olsenbande wandert aus“ von Lutz Hillmann, Foto: SZ/Uwe Soeder

Auch in diesem Jahr sind auf dem Hof der Ortenburg in Bautzen wieder die Dänen los. Nach dem großen Erfolg von „Die Olsenbande und der große Hintermann“ im letzten Jahr, nahm sich das Deutsch-Sorbische Volkstheater Bautzen zum 22. Theatersommer dem erfolgreichen Stoff rund um das dänische Gaunertrio erneut an. Herausgekommen ist ein unterhaltsames Sommerstück mit vielen Gags, das die Herzen von Olsenbande-Fans höherschlagen lässt.

Wie schon im letzten Jahr angedeutet, wandert die Olsenbande dieses Jahr aus – das einzige was anfangs noch fehlt, ist ein Plan! Ausgerechnet der Geburtstag der dänischen Königin beschert Egon früheren Freigang als erwartet, sodass er das Gefängnis zwar wie immer mit Nadelstreifen und Melone, aber eben ohne Plan verlässt. Benny und Kjeld sind jedoch schnell zur Stelle und helfen auch da aus und mit ein paar kleinen Tricks landet Egon schneller als gedacht dort, wo er gerade hergekommen ist: im Knast. Aber das war noch nicht alles, schon bald verlässt er diesen zum zweiten Mal mit einer Schatzkarte. Doch schnell sind auch andere hinter der Karte her, wie der Unternehmer Bang Johansen und sein Handlanger Das dumme Schwein. Das Spektakel kann also so richtig beginnen.

„Die Olsenbande wandert aus“ von Lutz Hillmann, Foto: SZ/Uwe Soeder

Der zweite Akt beginnt mit Reisevorbereitungen – vor allem die nötige Ausrüstung für „den besten, den größten Coup aller Zeiten“ will besorgt sein. Auch ein fahrbarer Untersatz steht schnell bereit, um die Olsenbande nach Jütland zu bringen, denn dort ist der Schatz des General Johannes in einem geheimen Bunker versteckt. Mit von der Partie sind Yvonne und Ulla, Bennys blonde Freundin, die sich einen kleinen Urlaub nicht entgehen lassen wollen. Kaum am Ziel angekommen, gibt es jedoch die ersten Probleme, denn der besagte Bunker ist nirgends aufzufinden. Mit der Hilfe eines ansässigen Schrotthändlers, der natürlich einen Anteil an der Beute verlangt, gelingt es dem Trio schließlich, den Schatz zu bergen. Doch damit ist die Geschichte natürlich noch lange nicht zu Ende.

Olaf Haus spielt Egon Olsen, als hätte er nie etwas anderes gemacht: souverän und durchdacht, wenn ihn seine Kumpanen Benny und Kjeld nicht in den Wahnsinn treiben und er sich in wortreichen Schimpftiraden ergeht. Auch optisch könnte man meinen, das Original aus den Defa-Verfilmungen vor sich zu haben und so ist es kein Wunder, dass der Gangsterboss auch dieses Jahr einer der Lieblinge des Publikums ist. Direkt gefolgt von Rainer Gruß und István Kobjela, die Kjeld Jensen und Benny Frandsen verkörpern. Einzig Benny sticht dabei etwas aus dem Trio heraus. Wenngleich seine Mimik und Gestik hervorragend sind, so wirken seine Sprechparts an manchen Stellen zu adynamisch.
Wie auch schon im letzten Jahr ist auch Katja Reimann als Yvonne Jensen wieder ein besonderes Highlight des Stückes. Durch das hervorragende Schauspiel Reimanns und wunderbare Akzentuierungen erwacht Yvonne auf der Bühne zu neuem Leben und wickelte damit nicht nur ihren Kjeld und Egon, sondern auch das komplett Publikum um ihren Finger.
Ralph Hensel und Mirko Brankatsch als die Kommissare Jensen und Holm üben sich während des Stückes vorrangig in Geduld – die Politik verlangt es so. Mit ihren Gesprächen

„Die Olsenbande wandert aus“ von Lutz Hillmann, Foto: SZ/Uwe Soeder

und kleinen Zeitvertreiben auf dem Polizeirevier wirken sie dabei wie das Ebenbild des karikierten Beamten. Nur ruhig Blut bewahren, der Fall wird sicher früher oder später schon von allein lösen. Weiterhin überzeugen auch Götz Schweighöfer als Bang Johansen und Erik Dolata als Das dumme Schwein in ihren Rollen und komplimentieren so das olsenband’sche Erfolgsensemble.

Obwohl die Choreographien und das Gesangsstück eine elegante Lösung für Umziehpausen sind, passen diese nicht wirklich ins Feeling des Stücks. Die Kulissen und auch die fahrbaren Gefährte während des Stückes ließen allerdings wieder kaum Wünsche offen und begeisterten auch Nicht-Autonarren zusehends.

Das Theater Bautzen hat auch mit diesem Stück wieder ein gutes Händchen bewiesen und wird im nächsten Jahr ihre Olsenbande-Trilogie zu einem würdigen Abschluss bringen. Wer noch keine Karte für eine der Vorstellungen hat, wird in diesem Jahr vermutlich leer ausgehen, denn bereits im Vorfeld der Veranstaltungen waren bereits rund 80% aller Karten vergriffen.

– Julia Wagner und Matthias Neumann