Nach dreijähriger Pause kehrt Tanz der Vampire nun für eine kurze Spielzeit nach Berlin ans Theater des Westens zurück.
Die bekannte Geschichte um die Vampirjäger Professor Abronsius und seinen Assistenten Alfred, entführt das Publikum in die düstere Welt Transsylvaniens. Auf der Suche nach Vampiren, treffen die beiden in einem Gasthaus auf allerlei Kuriositäten. Die Dorfbewohner versuchen, sich mit Knoblauch und Kreuzen vor etwas zu schützen, das offensichtlich auf dem nahe gelegenen Schloss vor sich geht. Was erst etwas seltsam erscheint, bestärkt den Professor in seiner Annahme, dass es dort Vampire geben könnte. Alfred unterdessen ist mit etwas anderem beschäftigt. Er hat sich auf den ersten Blick in die schöne Tochter Sarah des Wirtes verliebt. So sehr sie sich jedoch zu Alfred hingezogen fühlt, ist sie gleichermaßen von dem Schlossherrn fasziniert: Graf von Krolock! Sarah gibt der Versuchung nach und läuft fort, um der Einladung des Grafen zum Mitternachtsball zu folgen. Alfred und der Professor beschließen, Sarah zu retten und finden mit Hilfe des Wirtes Chagal, der inzwischen auch zum Vampir geworden ist, das Schloss des Grafen. Nun gehen die beiden auf Vampirjagd. Damit fangen die Probleme jedoch erst an. Vampire überall und die Flucht gestaltet sich äußerst schwierig. Wird es Alfred und dem Professor gelingen, Sarah und sich selbst unbeschadet aus dem Schloss zu retten?
Es gibt wohl kaum ein Musical bei dem der Fankult ein größerer ist, als beim Tanz der Vampire. Genauso heiß wie das Stück geliebt wird, wurde über die sogenannte „Grafenfrage“ diskutiert. Für die Wiederaufnahme in Berlin hat sich Veranstalter Stage Entertainment entschieden, neue Wege zu gehen und Publikumsliebling Mark Seibert gecastet, der wie fast alle anderen aus dem Cast die Rolle vorher noch nie gespielt hat. Seibert, bekannt aus Stücken wie Elisabeth und Wicked, hatte sich bereits im Vorfeld großer Kritik stellen müssen. In Berlin zeigt der gebürtige Frankfurter eine ganz neue Facette seines Könnens. Während er im ersten Akt noch unfertig und stimmlich gezwungen wirkte, war Seibert spätesten bei seinem Solo „Unstillbare Gier“ zur Höchstform des Abends aufgelaufen. Die Interpretation des Liedes zeigte, wie facettenreich seine Stimme ist und wie es ihm bereits durch kleine Gesten gelingt, dem Grafen Leben einzuhauchen.
Auch Italienerin Veronica Appeddu, die in der Rolle der Sarah am Theater des Westens ihr Deutschlanddebüt gibt, zeigt eine neue Facette einer bekannten Rolle. Ihre Sarah wirkt erwachsener und zeigt sich Alfred gegenüber koketter als bisher. Ihren Akzent, der im Vorfeld noch stark kritisiert worden war, hat sie fast komplett abgelegt und man erahnt ihn nur noch in den gesprochenen Teilen ihres Textes.
Victor Petersen, der als Professor ebenso wie seine Kollegen in große Fußstapfen tritt, überzeugt auf ganzer Linie. Man nimmt dem Darsteller, der das Haus bereits aus seiner Zeit bei Chicago kennt, den merkwürdigen und leicht verrückten Professor auf Anhieb ab. Zudem scheint er die langen und schnellen Texte quasi mühelos über die Lippen zu bringen. Auch Tom van der Ven, Nicolas Tenerani, Paolo Bianca, Merel Zeeman und Yvonne Köstler bringen eine erfrischende neue Seite an den Rollen von Alfred, Chagal, Koukol, Magda und Rebecca zum Vorschein. Einzig Milan van Waardenberg scheint noch nicht in der Rolle des Herbert angekommen. Stimmlich und schauspielerisch scheint er jedoch durchaus fähig, sodass nur zu vermuten bleibt, dass er noch ein wenig Zeit benötigt, um sich in die Rolle einzufinden und seine eigene Darstellung des Grafensohnes zu finden.
Ausdrücklich zu loben, sind sowohl Tanz- als auch Gesangsensemble des Abends. Besonders herauszuheben sind hier unter all den fantastischen Sängern und Tänzern besonders die Solisten, die sowohl gesanglich, als auch tänzerische eindrucksvoll ihr Können beweisen. Die Leistungen, die vom gesamten Ensemble gezeigt werden, beeindrucken das Publikum, welches am Ende des Abends alle Darsteller mit Standing Ovations belohnt.
Zusammenfassend zeigt sich, dass der frische Wind, den die Cast der Tournee mit sich bringt, dem bekannten und beliebten Stück einen neuen Anstrich verleiht. Während Inszenierung und Musik bekannt sind und sich nur einigen Anpassungen unterwerfen müssen, kommen die neuen Gesichter und die individuellen Rolleninterpretationen dem Gesamtbild des Musicals zu Gute, sodass sicherlich auch der Fan, der das Stück bereits gut kennt, vieles Neues entdeckt.
Wer Tanz der Vampire in Berlin sehen möchte, hat hierzu noch bis zum 25. September die Gelegenheit, bevor das Stück weiter ins Deutsche Theater München zieht und dort ab Oktober für eine kurze Spielzeit zu sehen sein wird.