Seit dem 16. Oktober gastiert Sister Act im Berliner Theater des Westens, bevor die Reise durch Deutschland die himmlischen Schwestern im Frühjahr nach München führen wird. Die Filmvorlage mit Whoopi Goldberg wurde 1992 zu einem Welterfolg und auch in der ersten Spielzeit in Deutschland feierte das Stück in Hamburg, Stuttgart und Oberhausen Erfolge. Weltweit haben bereits über 6 Millionen Zuschauer das Stück gesehen. Kann die jetzige Produktion da mithalten?
Die Geschichte ist die altbekannte: Nachtclubsängerin Deloris van Cartier (Aisata Blackman) beobachtet ihren Freund, Clubbesitzer Curtis Jackson (Mischa Mang), beim Mord an einem seiner Angestellten. Deloris flieht und sofort nehmen Curtis Handlanger Joey (John Davies), Pablo (Alessandro Pierotti) und TJ (Arcangelo Vigneri) die Verfolgung auf. Deloris rettet sich auf das Polizeireview und trifft dort Polizist Eddie Fritzinger (Gino Emnes), den sie bereits von früher kennt. Da der Tote ein Informant von Eddie war, scheint auch Deloris Leben in Gefahr und so beschließt Eddie, sie zu verstecken. Die schrille Deloris landet ausgerechnet dort, wo sie gar nicht hinpasst: im Kloster. Monsignore O’Hara (Franz-Jürgen Zigelski) ist willig, sie zu verstecken, besonders weil die Polizei dem klammen Konvent eine Spende zukommen lässt. Wenig begeistert ist jedoch die Mutter Oberin (Bärbel Röhl). Sie gerät schnell mit Deloris aneinander und verpflichtet diese, ihre Fähigkeiten entsprechend einzusetzen und sich dem wenig erfolgreichen Chor der Schwestern anzuschließen. Mit ihrer einnehmenden Art hat sie sofort die Herzen einiger Schwestern für sich gewonnen und stürmt auch an die Spitze des Chores, der unter ihrer Leitung zur Höchstform aufläuft und so neuen Schwung in den Gottesdienst bringt. Und damit auch Menschen in die Kirche und vor allem Geld in die leeren Kassen. Aber die Anwesenheit von Deloris bleibt damit nicht lange unentdeckt, nachdem die lokalen Medien über den Erfolg des Chores berichten. Curtis und Co. nehmen die Verfolgung auf und so kommt es zum Showdown, ausgerechnet an dem Tag, als der Papst sich den Nonnenchor anschauen will. So nimmt dann das Schicksal seinen Lauf.
„Das ist ja wie bei Zalando“, ertönt es aus dem Publikum, als Deloris (Aisata Blackman) zu Beginn von Curtis einen Pelzmantel geschenkt bekommt und einen ebensolchen Schrei, wie wir ihn aus der Werbung kennen, ausstößt. Im Anschluss daran hat das Stück jedoch einige Klippen zu umschiffen. Die Show hat in der neuen Bühnenfassung, gegenüber der Deutschlandpremiere 2010 in Hamburg, einige Änderungen erfahren müssen. Größter Wehrmutstropfen ist wohl die Neufassung von „Nonnen haben‘s gut“. Vormals mit gleicher Melodie als „Meine Offenbarung“ an gleicher Stelle in der Show, wirkt der neue Text eher hölzern und zwanghaft gereimt, was eben auch daran liegen mag, dass die Melodie zu einem anderen Lied gehörte. Auch sonst wirkt die Inszenierung an vielen Stellen zu „gewollt“. Die Witze wirken übertrieben und fast schon klamaukartig. Einzig die Bühnenausstattung weiß auch in dieser Version des Stückes zu überzeugen. Die Kirchen wie auch die Klosterkulisse sind ideal an die Gegebenheiten des Theaters angepasst und Glitzer und Glamour tun ihr Übriges, um den Unterhaltungsfaktor der Show zu unterstreichen.
Auch die Cast bleibt in Berlin im Allgemeinen hinter den Erwartungen zurück. Aisata Blackman spricht als gebürtige Niederländerin zwar mit leichtem Akzent, ist jedoch trotzdem ohne größere Probleme verständlich. Während sie am Anfang noch schwächelt und stimmlich nicht bedingungslos mit ihren Vorgängerinnen in der Rolle mithalten kann, steigert sie sich zum Ende und glänzt besonders in den Chorszene. Denise Jastraunig, als schüchterne Mary Robert, Ersatz für die erkrankte Abla Alaoui, ist eine der überzeugendsten Stimmen der Hauptrollen. Jedoch wirkt sie stimmlich wie auch darstellerisch sehr reif, was weniger zur Rolle der schüchternen und zurückhaltenden Mary Robert passen will.
Gino Emnes, der bereits als Eddie Fritzinger auf der Bühne stand und Fans wohl auch als Apollo Creed aus Rocky bekannt ist, überzeugt sowohl stimmlich, wie auch darstellerisch, sodass man sich wünschen würde, er hätte mehr Bühnenzeit. Franz-Jürgen Zigelski, als Monsignore O’Hara, hingegen kann nur zum Teil überzeugen. Zwar wirkt der trockene Humor seiner Rolle stellenweise lustig, in den Kirchen-Szenen erscheint er jedoch mehr als Gameshowmoderator, denn als Geistlicher.
Misha Mang als Curtis sowie seine Spießgesellen John Davies als Joey, Alessoandro Pierotti als Pablo und Arcangelo Vigneri als TJ bleiben an vielen Stellen farblos und setzen mit ihren Liedern keine Akzente, während sie an anderen Stellen übertrieben und sehr aufgesetzt wirken.
Highlights der Cast sind neben Gino Emnes vor allem Steffi Irmen, als Mary Patrick, Regina Venus, als Mary Lazarus und Bärbel Röhl, die anstelle der erwarteten Daniela Ziegler als Mutter Oberin auf der Bühne stand. Alle drei überzeugen stimmlich, wie auch darstellerisch. Besonders Bärbel Röhl zeigt durch den trockenen Humor, den sie pointiert auf die Bühne bringt, dass sie sich nicht hinter Ziegler, die die Rolle in ausgewählten Vorstellungen spielt, verstecken braucht. Regina Venus, als alternde Schwester Mary Lazarus, hat die meisten Lacher auf ihrer Seite und erkämpft sich so die Sympathien des Publikums. Die Lacher kassiert am Ende neben ihr aber auch Dirigent Shay Cohen, der zum Finale aus dem Orchestergraben heraus den Papst gibt.
Alles in allem zeigt Stage Entertainment mit Sister Act eine eher durchwachsene Aufführung, was weniger an der Qualität der Darsteller, sondern viel mehr an der Inszenierung des Stückes zu liegen scheint. Für die seichte Touristenunterhaltung bietet man hier sicher eine Plattform, ansonsten sollte man den Anspruch an das Stück in dieser Spielzeit wohl herunterschrauben.