Das Theater Magdeburg feierte am 27.3.16 bereits zum wiederholten Mal das Osterfest, mit einem Mix aus dem Musicalrepertoire des Hauses. 20 Jahre Musical in Magdeburg, das musste gefeiert werden. An Stimmgewalt wurde dabei wie immer nicht gespart. Kevin Tarte, der bereits zum dritten Mal mit von der Partie war, gab sich gemeinsam mit den Kollegen Femke Soetenga, Michaela Schober und Dennis Henschel die Ehre.
Unterstütz werden sollten sie dabei eigentlich durch Nachwuchstalent Jan Rekeszus, der im diesjährigen Magdeburger Domplatz Open Air in Hair die Hauptrolle spielen wird, dieser musste seine Teilnahme auf Grund einer Erkrankung jedoch kurzfristig absagen. Nichtsdestotrotz versprach das Aufgebot an Künstlern einen abwechslungsreichen Abend. Begleitet wurden die Solisten durch Pianistin Marina Komissartchik. Die gebürtige Russin, Stammgast auf den Solo Konzerten diverser Musicalgrößen, ließ wie immer ihre Finger über die Tasten des Flügels fliegen und unterstützte so die Stimmgewalt der Solisten.
Eröffnet wurde der Abend mit einem Block aus dem Stück Les Misérables, welches im Sommer 2013 die Zuschauer in Magdeburg beim Domplatz Open Air begeisterte. Die Damen der Runde konnten hier bereits mit „Ich hab geträumt“ (Soetenga) und „Nur für mich“ (Schober) ihr Können zeigen. Auch Kevin Tarte begeisterte bereits in diesem Block das Publikum mit seiner Interpretation von „Sterne“. Verzweiflung und Zerrissenheit von Inspektor Javert, kamen trotz kleinerer Textpatzer deutlich zum Tragen.
Bei Tarte wurde in den darauffolgenden Blöcken schnell deutlich, dass er in seiner Muttersprache deutlich textsicherer ist als im Deutschen. Während die deutschen Texte, auch eine „Totale Finsternis“, die Tarte eigentlich im Blut liegen sollte, immer wieder kleinere Fehler zeigten, lief der Amerikaner in den englischsprachigen Songs zu Hochform auf. „This is the Moment“ aus Frank Wildhorns Jekyll & Hyde bildete hier ein fulminantes Beispiel dafür, was Tarte mit seiner Stimme schaffen kann. Ausnahmen der „Deutschschwäche“ bildeten sein Solo aus Sweeney Todd sowie die Duette mit Femke Soetenga – wo eventuelle Texthänger wie weggeblasen waren. Bei „Die Schöne und das Biest“ und „Gefährliches Spiel“ (Jekyll & Hyde) gelang es ihnen ohne Probleme ihr Publikum in ihren Bann zu ziehen.
Die Holländerin Femke Soetenga war ohnehin der Star des Abends. Egal in welche Rolle sie schlüpfte, das Publikum belohnte sie mit begeistertem Applaus. Ob als Stummfilmstar Norma Desmond, Prostituierte Lucy oder Evita Peron, Soetenga wusste zu begeistern. Wenn auch ihre Interpretation von „Ich gehör nur mir“ aus Elisabeth etwas wackelig schien, glich sie dies an anderen Stellen aus. Besonders ihre Interpretation von „Wein nicht um mich Argentinien“ ließ keine Zweifel mehr offen, was der Musicalkenner bereits länger weiß: Die Niederlande haben mal wieder einen Musicalsuperstar hervorgebracht.
Auch der „Musicalnachwuchs“ in Form von Dennis Henschel zeigte, dass er das Zeug hat, im Musicalbusiness die Bühnen zu erobern. Der junge Darsteller, der momentan in Hamburg im Wunder von Bern als Helmut Rahn zu sehen ist, zeigte, dass er den Vergleich mit erfahreneren Darstellern nicht scheuen muss. Auch wenn anfangs noch die Nervosität eine Rolle zu spielen schien, war diese spätestens ab der Mitte des ersten Akts vergessen. Henschel verzauberte das Publikum nicht nur als Joe Gilles aus Sunset Boulevard (zauberhaft hier im Duett mit Schober), er zeigte auch mit Soli aus Titanic, Jesus Christ Superstar und Die Päpstin sein Können.
Zweite Dame des Abends war Michaela Schober. Die sympathische Darstellerin war bereits zum wiederholten Male in Magdeburg mit von der Partie und zeigte, dass man sie und ihre Stimme nicht unterschätzen sollte. Neben dem Eröffnungsblock begeisterte sie besonders im My Fair Lady-Block als Eliza Doolittle sowie bei ihrem Solo aus „Der kleine Horrorladen“. Ihr Zusammenspiel mit Tarte zeigte sie bei My Fair Lady charmant ihr Können. Auch in den weiteren Duetten mit Tarte und Henschel zeigte sie, dass der Ostersonntag der Abend der Damen war.
Den Abschluss des Abends bildete ein Block aus dem Musical La Cage aux Folles, welches auch aktuell im Opernhaus auf der Bühne zu sehen ist. Während Tarte hier als Dragqueen Zaza das Publikum mit „A little Mascara“ und „I am what I am“ begeisterte, zeigte Henschel in „Mit Anne im Arm“ seine einfühlsame Seite. Schober und Soetenga begeisterten hier wiederum das Publikum wiederum mit ihrem Duett „Song am Strand“.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es dem Veranstalter hier gelungen ist, einen kurzweiligen Abend auf die Bühne zu stellen. Erfreulich war zu sehen, dass auch Lieder ausgewählt wurden, die nicht immer in Musicalkonzerten rauf und herunter gespielt werden. Die Auswahl aus der Musicalsammlung des Theaters Magdeburg zeigt, dass sich auch mit außergewöhnlichen Liedern ein abwechslungsreicher Abend gestalten lässt. Einziges Manko blieben jedoch die Stücke, die alle Künstler gemeinsam auf die Bühne brachten. Diese wirkten eher als Showstopper, allen voran „Fame“, und wollten nicht recht Stimmung aufkommen lassen. An dieser Stelle hätten sich sicher eher Klassiker aus Les Misérables oder Die Schöne und das Biest empfohlen. Ansonsten gab es jedoch wenig auszusetzen und es bleibt zu hoffen, dass das Theater Magdeburg die Tradition des Osterkonzerts im kommenden Jahr fortsetzt.