Sagen Sie, kennen Sie… – Wonderful Town in der Staatsoperette Dresden

… CONGA! Etwa nicht? Dann wird es höchste Zeit, dass Sie mit einer Horde brasilianischer Matrosen durch die Straßen der Stadt tanzen, um sich anschließend in der Staatsoperette Dresden „Wonderful Town“ anzusehen. Ein lustiger, kurzweiliger Abend mitsamt Ohrwürmern ist dabei garantiert.

Die Geschichte des Musicals ist schnell erzählt: Sommer, 1935, Greenwich Village – Die ungleichen Schwestern Ruth und Eileen kommen aus dem verschlafenen Ohio nach New York, um in der großen Stadt ihre Träume zu verwirklichen. Gemeinsam ziehen sie in die heruntergekommene Kellergeschosswohnung des Möchtegern-Malers Appopolous und lernen auch schnell ihre neuen Nachbarn, den fast Football-Star Loomis und seine Freundin Helen, kennen.
Am Ende des Tages wissen beide eines ganz genau: Nach Ohio wollen sie nicht zurück. Während die hübsche und naive Eileen davon träumt, eine Kariere als Schauspielerin zu beginnen, versucht die direkte und intellektuelle Ruth ihre Kurzgeschichten unter die Leute zu bringen. Anfangs klappt dies bei beiden jedoch eher schlecht als recht. Vor allem Ruth sieht sich mit dem harten Karrierealltag der Großstadt konfrontiert und putzt unzählige Klinken, bis sie schließlich beim „Manhatter“ auf den Redakteur Robert „Bob“ Baker  trifft. Dieser findet ihre Geschichten zwar amüsant, aber rät ihr trotzdem, doch lieber wieder in die Provinz heimzukehren. Auch Eileen verzeichnet bald erste Erfolge, aber eher bei den Männern als beruflich. So lernt sie Frank Lippencott, einen Drugstore-Filialleiter, kennen und auch Chick Clark, ein Zeitungsredakteur, hat großes Interesse an der schönen Eileen. Bei einem turbulenten Dinner finden sich die drei Männer und die beiden Damen plötzlich in der stickigen Bleibe der Schwestern wieder und Ruth erhält DEN Anruf, der ihre Karriere endlich zum Laufen bringen soll…

Wonderful Town ist die erste Musical-Produktion am neuen Standort der Staatsoperette Dresden. Das Musical von Leonard Bernstein wurde eigens von Roman Hinze neu übersetzt und ist, nach eigenen Angaben, stärker an die komödiantischen Momente des Originallibrettos angelehnt. Zum Inszenierungsteam gehören Peter Christian Feigel (Musikalische Leitung), Matthias Davids (Regie), Melissa King (Choreografie), Mathias Fischer-Dieskau (Bühnenbild) und Judith Peter (Kostüme).

Sarah Schütz überzeugt in ihrer Rolle als Ruth Sherwood vollends und lässt schauspielerisch, tänzerisch sowie auch gesanglich keine Wünsche offen. Besonders beeindruckend sind dabei die Stücke „Conga“ und auch „Swing!“, in denen Schütz, trotz der aufwendigen artistischen Choreographien, mit einer unnachahmlichen Leichtigkeit brilliert, dass man als Zuschauer nur mit offenem Mund dasitzen kann.
Olivia Delauré spielt die Rolle der naiven, aber charmanten Eileen, die alle Männer um den Finger wickelt, ganz wunderbar und hat die meisten Lacher an diesem Abend klar auf ihrer Seite. Auch gesanglich bleibt sie dabei in keinesfalls hinter ihren Mitakteuren zurück und weiß sowohl ihre Stimme als auch ihre Reize gezielt und pointiert einzusetzen.
Bryan Rothfuss ist als Redakteur Robert Baker ein wahrer Gentleman, der mit seinem Gesang hörbar einige Herzen der Damen im Publikum schmelzen ließ. Sein warmer Bariton und klare Ausdrucksweise überzeugt nicht nur in seinen Solonummern, sondern vor allem im Duett „It’s Love“ gemeinsam mit Sarah Schütz.
Auch der restliche Cast, allem voran Marcus Günzel als Loomis „The Wreck“ sowie auch Jannik Harneit, Gerd Wiemer, Anne Schaab u.a., ließ beim Publikum keine Wünsche offen und brachte das chaotische New York City mit liebenswerten Charakteren und viel Witz für knapp 2½ Stunden ins schöne Dresden.

Der geheime Hauptdarsteller des Stückes sind allerdings ganz eindeutig die Choreographien von Melissa King, die vor allem durch Vielfalt und Artistik glänzen und nur hin und wieder durch die Kostüme ein wenig ausgebremst werden. Wir waren begeistert und konnten von einigen Nummern gar nicht mehr genug bekommen.

Wonderful Town ist an der Staatsoperette Dresden eine rundum gelungene Inszenierung und das Stücks selbst braucht sich keineswegs hinter dem Bernstein-Klassiker „West Side Story“ verstecken. Zwar erscheint es anfangs ein wenig schwerfällig, doch spätestens am Ende des ersten Aktes ist man als Zuschauer vollends überzeugt und freut sich auf einen turbulenten zweiten Akt, der musikalisch einige Überraschungen zu bieten hat. Die Staatsoperette Dresden zeigt das „swingende Party-Bernstein“ –Musical noch bis zum 08. Juni 2017 im Kraftwerk Mitte. Karten gibt es unter: www.staatsoperette.de